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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aber er ging zwischen ihnen hindurch den Weg hinauf. Ein schwacher Wind schüttelte die Blätter. Sonst geschah nichts. Er hatte sich das alles nur eingebildet. Er hatte entsetzliche Angst gehabt, aber das war jetzt vorbei.
    In der Küche des Overlook nahm er zwei Exedrintabletten, blieb noch einen Augenblick und ging dann nach unten, um sich mit einigen Papieren zu beschäftigen, bis er hörte, dass der Lieferwagen auf den Hof fuhr. Er ging hinunter, um die beiden zu begrüßen. Er fühlte sich wohl. Warum sollte er seine Halluzinationen erwähnen? Er hatte entsetzliche Angst gehabt, aber das war jetzt vorbei.

 
24
     
    SCHNEE
     
    Es dämmerte.
    Im schwindenden Licht standen sie vor dem Eingang, Jack in der Mitte, seinen linken Arm um Dannys Schulter, seinen rechten um Wendys Hüfte gelegt. Gemeinsam schauten sie zu, wie ihnen die Entscheidung abgenommen wurde.
    Der Himmel war schon um halb drei bewölkt gewesen, und eine Stunde später hatte es angefangen zu schneien, und diesmal brauchte man keinen Meteorologen, um zu wissen, dass es ernst wurde. Dies war kein Schauer, der schmolz oder weggeblasen wurde, wenn abends Wind aufkam. Erst hatte es ganz leise geschneit, und alles wurde ganz gleichmäßig von Schnee bedeckt, aber jetzt – es schneite schon eine Stunde – kam der Wind von Nordwest und fegte den Schnee gegen den Eingang und an die Seitenwände des Overlook, und auch die Auffahrt zum Hotel war weiß. Die Heckentiere waren kaum noch zu sehen, aber als Wendy nach Hause gekommen war, hatte sie ihn wegen seiner guten Arbeit gelobt. Meinst du wirklich, hatte er gefragt und dann nichts mehr gesagt. Jetzt lagen die Hecken unter einem weißen Mantel begraben, der ihre Konturen kaum noch ahnen ließ.
    Seltsamerweise dachten sie alle drei an verschiedene Dinge, gemeinsam aber war ihnen ein Gefühl der Erleichterung. Sie hatten alle Brücken hinter sich abgebrochen.
    »Wird es je wieder Frühling werden?« murmelte Wendy.
    Jack hielt sie fester. »Eher, als du denkst. Was meinst du, wollen wir nicht reingehen und eine Kleinigkeit essen? Hier draußen ist es kalt.«
    Sie lächelte. Den ganzen Nachmittag war Jack so abwesend erschienen. Irgendwie seltsam. Jetzt sprach er wie der wie sonst. »Ist mir recht. Was meinst du dazu, Danny?«
    »Oh ja.«
    Gemeinsam gingen sie hinein und ließen den Wind draußen, der die ganze Nacht heulen würde – ein Geräusch, das sie noch recht gut kennen lernen sollten. Schneeflocken wirbelten und tanzten vor dem Eingang. Hoch aufragend, stellte sich das Overlook den Naturgewalten, wie es das schon seit einem dreiviertel Jahrhundert getan hatte. Die Simse unter den dunklen Fenstern waren jetzt von Schnee bedeckt, und dem Hotel war es gleichgültig, dass es jetzt von der Außenwelt abgeschnitten war. Vielleicht hatte es sich sogar darauf gefreut. In ihm gingen die drei jetzt ihren abendlichen Beschäftigungen nach, wie Mikroben in den Eingeweiden eines Ungeheuers.

 
25
     
    IN ZIMMER 217
     
    Anderthalb Wochen später lagen sechzig Zentimeter weißer und verharschter Schnee auf dem Gelände des Hotels Overlook. Die Heckenmenagerie war bis auf halbe Höhe in Schnee begraben, und das auf den Hinterläufen festgefrorene Kaninchen schien aus einem weißen Teich aufzuragen. Einige Schneewehen waren fast zwei Meter hoch, und der Wind veränderte sie ständig, formte sie zu gewundenen Dünen. Zweimal war Jack unbeholfen auf Schneeschuhen zum Geräteschuppen gelaufen, um eine Schaufel zu suchen, mit der er den Platz vor dem Eingang schneefrei halten wollte. Er fand sie, aber dann gab er auf. Er schaufelte nur vor dem Eingang den Schnee weg, und Danny machte es Spaß, von links oder von rechts die Schneehaufen hinunterzuschlittern und auf dem Weg zu landen. Die wirklich hohen Schneewehen lagen an der Westseite des Overlook; einige von ihnen waren bis zu sechs Meter hoch, und jenseits hatte der Wind den Rasen leergefegt, so dass das Gras wieder zu sehen war. Die Fenster im Erdgeschoß waren nicht mehr zu sehen, und die Aussicht aus dem Speisesaal, die Jack bei Saisonschluss so bewundert hatte, glich jetzt einer leeren Kinoleinwand. Seit acht Tagen war das Telefon ausgefallen, und das CB-Radio in Ullmans Büro war jetzt ihre einzige Verbindung zur Außenwelt.
    Es schneite jetzt jeden Tag. Manchmal gab es nur kurze Schauer, die eine neue Puderschicht auf den glitzernden, verharschten Schnee zauberten, und manchmal ging es wirklich los, und der Wind erreichte eine Stärke, dass es sich

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