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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sich. Um zu beweisen, dass du kein Kind mehr bist, brauchst du nicht diesen Spielplatz.
    Aber er ging zu den Betonringen hinüber – sie waren für ihn zu schmal, und er ließ sie links liegen und ging an den Sicherheitszaun, der das Gelände umgab. Er griff an den Zaun und schaute durch die Maschen, und die Sonne malte ihm mit Hilfe des Drahts Streifen ins Gesicht, so dass es aussah, als säße er hinter Gittern. Er erkannte das selbst und rüttelte am Zaun. Mit gequältem Gesichtsausdruck flüsterte er: »Lasst mich hier raus! Lasst mich hier raus!« Aber auch das war überhaupt nicht komisch. Es war Zeit, sich wieder an die Arbeit zu machen.
    In diesem Augenblick hörte er hinter sich das Geräusch.
    Er drehte sich schnell um und runzelte die Stirn. Er war ganz verlegen. Was, wenn jemand ihn gesehen hatte, wie er hier im Kinderland herumgealbert hatte? Er schaute zu den Rutschen hinüber, zu den Wippen und zu den Schaukeln, in denen nur der Wind saß. Er sah die Pforte, die den Spielplatz vom Rasen mit seinem Kunstgarten trennte – die Löwen hockten um den Pfad herum, als wollten sie ihn beschützen, das Kaninchen hielt den Kopf gesenkt, als wollte es Gras fressen, der Büffel schien angriffslustig zu sein, und der Hund duckte sich drohend. Jenseits setzte sich die Rasenfläche fort, und da lag das Hotel selbst. An der Westseite des Overlook erkannte er die Einfriedung der Roque-Anlage.
    Alles war so, wie es vorher gewesen war. Aber warum hatte seine Haut im Gesicht und an den Händen dann angefangen zu jucken? Und warum richteten sich ihm die Haare im Nacken auf, als ob sich dort die Haut plötzlich zusammengezogen hätte?
    Er schielte wieder zum Hotel hinauf, aber das war keine Lösung. Mit dunklen Fenstern stand es ganz einfach da, und aus dem Schornstein kräuselte sich ein dünner Rauchfaden, der vom Feuer im Foyer stammte. (Du solltest lieber anfangen, alter Junge, sonst kommen sie zurück und fragen sich, was du die ganze Zeit getan hast.)
    Natürlich musste er jetzt etwas tun, denn Schnee war zu erwarten, und vorher musste er diese verdammten Hecken schneiden. Das war Teil seines Arbeitsvertrages. Außerdem würden sie es nicht wagen -
    (Wer würde nicht? Was würde nicht? Was zu tun wagen?)
    Er ging zur Heckenschere, die unten an der Rutsche lag, zurück. Das Knirschen seiner Tritte im Kies erschien ihm abnorm laut. Selbst seine Hoden schienen zu schrumpfen, und sein Gesäß wurde immer schwerer.
    (Mein Gott, was ist das nur?)
    Er blieb bei der Schere stehen, traf aber keine Anstalten, sie aufzuheben. Es hatte sich doch etwas verändert. Am Kunstgarten. Und es war so einfach und leicht zu sehen, dass er das Ding einfach nicht aufhob. Komm, schalt er sich, du hast doch das verdammte Kaninchen eben gestutzt. Was ist also …
    (das ist es)
    Er hielt den Atem an.
    Das Kaninchen saß auf allen Vieren und fraß Gras. Sein Bauch berührte den Boden. Dabei hatte es noch vor kaum zehn Minuten auf den Hinterläufen gesessen, natürlich hatte es, er hatte doch seine Ohren gestutzt … und seinen Bauch.
    Sein Blick schoss zu dem Hund hinüber. Als er den Weg entlanggegangen war, hatte er aufrecht gesessen, als ob er um einen Keks bettelte, Inzwischen hatte er sich geduckt und den Kopf schiefgelegt, und sein gestutztes Maul schien stumm zu knurren. Und die Löwen -
    (Oh nein, nein, nein! Das konnte nicht stimmen!)
    die Löwen standen näher am Weg. Die beiden an der rechten Seite hatten unbemerkt die Positionen gewechselt und standen enger zusammen. Der Schwanz des einen ragte fast in den Weg hinein. Als er an ihnen vorbei und durch die Pforte gegangen war, hatte dieser Löwe rechts gestanden, und Jack war sicher, dass er den Schwanz um sich gerollt hatte.
    Sie bewachten nicht mehr den Weg; sie blockierten ihn.
    Jack schlug sich die Hand vor die Augen und nahm sie wieder weg. Das Bild hatte sich nicht geändert. Er stieß einen langen Seufzer aus, zu leise, um als Stöhnen bezeichnet zu werden. Als er noch trank, hatte er immer Angst gehabt, dass so etwas einmal geschehen könnte. Aber wenn man ein schwerer Trinker war, nannte man es einfach Delirium Tremens – das gute alte DT. Ray Milland in Das verlorene Wochenende, der die Käfer aus der Wand kriechen sieht.
    Wie nannte man es, wenn man stocknüchtern war?
    Die Frage war rhetorisch gemeint, aber sein Verstand beantwortete sie dennoch:
    (Man nannte es Geisteskrankheit.)
    Er starrte die Heckentiere an und merkte, dass sich noch etwas geändert hatte. Der Hund

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