Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Schläfen, das Kopfschmerzen ankündigte. Zuviel war heute geschehen, bei weitem zuviel. Er würde den Jungen nicht schlagen oder durchschütteln. Er würde einfach mit ihm sprechen. Aber, bei Gott, er wollte aus Zimmer 217 kein zusätzliches Problem machen. Nicht wegen einer trockenen Badematte und eines leichten Seifengeruchs. Er -
    Plötzlich hörte er hinter sich ein metallisch rasselndes Geräusch. Es kam in dem Augenblick, als seine Hand sich um den Türknopf schloss, und ein Beobachter hätte denken können, der Metallknopf sei statisch aufgeladen. Jack zuckte zusammen, seine Augen weiteten sich, sein Gesicht war eine einzige Fratze.
    Als er sich wieder in der Gewalt hatte, wenigstens ein bisschen, ließ er den Türknopf los und drehte sich vorsichtig um. Seine Gelenke knackten. Mit bleiernen Schritten ging er zur Badezimmertür zurück.
    Der Duschvorhang, den er zurückgezogen hatte, um in die Wanne zu schauen, war jetzt zugezogen. Das metallische Rasseln, das sich für ihn wie das Klappern von Knochen in einer Gruft angehört hatte, war von den Vorhangringen an der Metallschiene verursacht worden. Jack starrte auf den Vorhang. Sein Gesicht kam ihm wie mit Wachs bestrichen vor, außen nur tote Haut, und in ihm war kaltes Entsetzen. Wie damals auf dem Spielplatz.
    Irgend etwas war hinter dem rosa Plastikvorhang. Irgend etwas war in der Wanne. Undeutlich und dunkel erkannte er durch den Vorhang eine fast amorphe Gestalt. Es konnte alles Mögliche sein. Ein Lichteffekt. Der Schatten der Duschvorrichtung. Eine Frau, die schon lange tot war, und die im Bad zurückgelehnt, ein Stück Lowila in der erstarrten Hand, geduldig auf irgendeinen Liebhaber wartete.
    Jack gab sich den Befehl, kühn den Vorhang wegzureißen, um festzustellen, was sich dahinter verbarg. Statt dessen drehte er sich mit ruckartigen, marionettenhaften Bewegungen um und ging in das kombinierte Wohn- und Schlafzimmer zurück. Sein Herz hämmerte.
    Die Tür zum Korridor war geschlossen.
    Eine endlose, reglose Sekunde lang starrte er die Tür an. Er konnte sein Entsetzen jetzt schmecken. Es war der Geschmack verfaulter Kirschen, den er hinten in der Kehle hatte.
    Mit den gleichen ruckartigen Bewegungen ging er an die Tür und zwang seine Finger dazu, sich um den Knopf zu schließen.
    (Sie wird sich nicht öffnen.)
    Aber sie tat es.
    Mit einer tastenden Geste schaltete er das Licht aus, trat auf den Flur hinaus und zog, ohne sich umzuschauen, die Tür ins Schloss. Aus dem Innern des Zimmers schien undeutlich ein dumpfes und zugleich quietschendes Geräusch zu kommen, als ob jemand rasch aus der Wanne stieg, um einen Besucher zu begrüßen, als ob dieser Jemand oder dieses Etwas wüsste, dass der Besucher im Begriff war zu gehen, bevor es zum Austausch von Höflichkeiten gekommen war, und jetzt rasch an die Tür eilte, purpurn und grinsend, um den Besucher wieder hereinzubitten. Vielleicht für immer.
    Waren das Schritte, die sich der Tür näherten, oder hatte er nur sein eigenes Herzklopfen in den Ohren?
    Er fummelte am Hauptschlüssel. Er schien sich im Schloss nicht drehen zu wollen. Er griff fester zu, und plötzlich drehte sich der Schlüssel ganz leicht. Er trat zurück und lehnte sich im Korridor gegen die Wand. Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und schloss die Augen, und nun fielen ihm all die alten Redensarten ein: es mussten Hunderte sein,
    (nicht alle Tassen im Schrank haben, nicht ganz da sein, einen an der Waffel haben, balla-balla, plemplem, meschugge)
    und sie bedeuteten alle dasselbe: den Verstand verlieren.
    »Nein«, wimmerte er und war sich kaum bewusst, dass er wimmerte, mit geschlossenen Augen wie ein kleines Kind wimmerte. »Oh mein Gott, nein. Bitte nein.«
    Aber unter dem Gewirr dieser chaotischen Gedanken, während sein Herz wie ein Schmiedehammer schlug, hörte er, dass leise und vergeblich am Türknopf gedreht wurde, dass etwas Eingesperrtes hilflos versuchte, herauszukommen. Etwas, das ihn kennen lernen wollte, etwas, das den Wunsch hatte, mit seiner Familie bekannt gemacht zu werden, während um sie herum der Sturm heulte und das weiße Tageslicht sich in schwarze Nacht verwandelte. Wenn er die Augen öffnete und den Türknopf sich bewegen sah, würde er verrückt werden. So ließ er sie geschlossen, bis nach einiger Zeit Stille herrschte.
    Jack zwang sich dazu, die Augen zu öffnen, halb überzeugt, dass sie vor ihm stehen würde, wenn er es tat. Aber der Korridor war leer. Dennoch fühlte er sich

Weitere Kostenlose Bücher