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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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von Macht demonstriert wurde. Jetzt aber neigte er mehr und mehr dazu, Denker als tragische Figur zu sehen, und die Tragödie war nicht die intellektuelle Folter an Gary Benson, sondern die Vernichtung eines freundlichen alten Lehrers und Schuldirektors, der die zynische Bosheit dieses Ungeheuers in Gestalt eines Jungen nicht durchschaut.
    Er hatte das Stück nicht zu Ende schreiben können.
    Und jetzt betrachtete er finster das Manuskript und überlegte, ob es eine Möglichkeit gab, die Situation noch zu retten. Er glaubte eigentlich nicht daran. Er hatte ein Stück angefangen, und es hatte sich irgendwie in ein anderes verwandelt. Zur Hölle damit. So oder so war es nichts Neues. So oder so war es ein Haufen Scheiße. Und warum ließ er sich ausgerechnet heute Abend damit verrückt machen? Nach dem, was er heute erlebt hatte, war es kein Wunder, dass er nicht klar denken konnte.
    »– ihn hier wegbringen?«
    Er schaute auf und blinzelte. »Was?«
    »Ich fragte, wie wir ihn von hier wegbringen können. Er muss hier weg, Jack.«
    Einen Augenblick waren seine Gedanken so durcheinander, dass er gar nicht wusste, wovon sie redete. Aber dann verstand er und lachte laut auf.
    »Du redest, als sei das gar kein Problem.«
    »Ich meinte nicht –«
    »Kein Problem, Wendy. Ich zieh’ mich rasch in der Telefonzelle unten im Foyer um und fliege ihn auf meinem Rücken nach Denver. Supermann Jack Torrance nannten sie mich, als ich meine große Zeit hatte.«
    Sie sah ihn gekränkt an. »Mir ist das Problem bekannt, Jack. Das Radio ist kaputt. Der Schnee … aber du musst auch Dannys Problem sehen. Mein Gott, verstehst du das denn nicht? Er hatte einen Starrkrampf, Jack! Wenn er nun nicht wieder aufgewacht wäre?«
    »Ist er aber«, sagte Jack kurz. Er war natürlich selbst entsetzt über Dannys leeren Blick und seinen erschöpften Zustand gewesen. Jedenfalls zuerst. Aber je länger er darüber nachdachte, um so mehr fürchtete er, dass Danny nur geschauspielert hatte, um einer Bestrafung zu entgehen.
    Schließlich war er ungehorsam gewesen.
    »Trotzdem«, sagte sie und setzte sich neben seinem Schreibtisch auf das Bett. In ihrem Gesicht drückten sich Überraschung und Sorge aus.
    »Jack, die Quetschungen am Hals! Etwas hat ihn verletzt! Und davon muss er weg!«
    »Schrei nicht«, sagte er. »Ich habe Kopfschmerzen, Wendy, also bitte … schrei nicht.«
    »Gut«, sagte sie und senkte die Stimme. »Ich werde nicht schreien. Aber ich verstehe dich nicht, Jack. Es ist jemand außer uns im Hotel, und dieser Jemand ist nicht gerade sehr angenehm. Wir müssen nach Sidewinder. Nicht nur Danny, sondern wir alle. Schnell. Und du … du sitzt da und liest dein Stück!«
    »Wir müssen hier weg, wir müssen hier weg. Das sagst du immer wieder. Du musst tatsächlich denken, dass ich Supermann bin.«
    »Ich denke, du bist mein Mann«, sagte sie leise und betrachtete ihre Hände.
    Wut flackerte in ihm auf. Er schleuderte das Manuskript auf die Tischplatte, dass die Seiten auseinander fielen und die untersten zerknittert wurden.
    »Es ist Zeit, dass man dir ein paar grundsätzliche Wahrheiten nahebringt, Wendy. Du scheinst sie noch nicht verinnerlicht zu haben, wie die Soziologen sagen. Sie klappern in deinem Kopf herum wie Billardbälle. Du musst sie in die Löcher schießen. Du musst endlich begreifen, dass wir eingeschneit sind.«
    Danny begann sich in seinem Bett zu regen. Er drehte sich im Schlaf um und zuckte unruhig. Das hat er immer getan, wenn wir uns stritten, dachte Wendy traurig.
    »Weck ihn bitte nicht, Jack.«
    Er schaute zu Danny hinüber, und die Röte verschwand aus seinem Gesicht. »Okay. Es tut mir leid, wenn es sich wütend anhörte. Aber es galt nicht dir. Ich selbst habe das CB-Radio kaputtgemacht. Wenn jemand die Schuld hat, dann bin ich es. Es war unsere einzige Verbindung zur Außenwelt. Bitte, holen Sie uns, Mister Ranger. Wir können hier nicht länger bleiben.«
    »Nein«, sagte sie und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er lehnte den Kopf gegen ihren Arm, und mit der anderen Hand strich sie ihm übers Haar. »Ich kann deinen Ärger gut verstehen, nach dem, was ich dir vorgeworfen habe. Manchmal bin ich wie meine Mutter. Ich kann ein Biest sein. Aber du musst verstehen, dass es Dinge gibt … die man schwer verwindet. Das musst du verstehen.«
    »Du meinst seinen Arm?« Seine Lippen wurden zu einem Strich.
    »Ja«, sagte Wendy und sprach rasch weiter: »Aber es geht nicht nur um dich. Ich mache mir Sorgen, wenn

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