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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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»Und, Honey, deshalb musst du mir helfen, deinen Daddy irgendwo unterzubringen.
    Da, wo das Overlook ihn nicht mehr dazu zwingen kann, uns etwas zu tun, und wo er sich auch selbst nichts tut. Dann … wenn dein Freund Dick kommt, oder ein Ranger aus dem Park, können wir ihn von hier wegbringen lassen. Und dann wird es ihm vielleicht wieder besser gehen. Vielleicht wird es uns allen wieder besser gehen, wenn wir stark und mutig sind, wie du, als du ihm auf den Rücken gesprungen bist. Verstehst du das?« Sie sah ihn fast flehentlich an und überlegte, wie seltsam es war; er hatte Jack nie ähnlicher gesehen als in diesem Augenblick.
    »Ja«, sagte er und nickte. »Ich glaube … wenn wir hier wegkommen … wird alles wieder sein, wie es früher war. Wo können wir ihn denn lassen?«
    »Im Vorratsraum. Da sind genügend Lebensmittel, und draußen an der Tür ist ein starker Riegel. Es ist auch warm dort, und wir können die Sachen aus dem Kühlschrank und dem Tiefkühlraum essen. Es ist genug für uns alle drei da, bis Hilfe kommt.«
    »Sollen wir es jetzt tun?«
    »Ja, jetzt gleich. Bevor er aufwacht.«
    Danny hielt die Klapptür auf, während sie einen Augenblick Jacks Atemzügen lauschte. Er atmete langsam, aber regelmäßig. Nach dem Geruch zu urteilen, musste er eine Menge getrunken haben … . und er war aus der Übung. Wenn er jetzt bewusstlos war, konnte man es wohl ebenso dem Alkohol wie dem Schlag mit der Flasche zuschreiben.
    Sie nahm seine Beine und fing an, ihn über den Fußboden zu schleifen. Sie war jetzt fast sieben Jahre mit ihm verheiratet, und er hatte zahllose Male auf ihr gelegen – tausende Male – aber sie hatte nie gewusst, wie schwer er war. Ihr pfeifender Atem tat ihr in der Kehle weh. Dennoch fühlte sie sich besser als in den letzten Tagen. Sie lebte. Wenn man so knapp dem Tode entgangen war, empfand man das als Geschenk. Und auch Jack lebte. Nicht geplant, sondern durch puren Zufall hatten sie vielleicht die einzige Möglichkeit entdeckt, wie sie alle hier heil herauskommen konnten.
    Schwer atmend blieb sie einen Augenblick stehen und hielt sich Jacks Beine gegen die Hüften.
    »Ist alles in Ordnung, Mommy? Ist er … ist er zu schwer?«
    »Ich schaffe es schon.« Sie schleifte ihn weiter. Danny hielt sich neben Jack. Eine Hand war ihm von der Brust gerutscht, und liebevoll legte Danny sie wieder an ihren Platz.
    »Sollen wir wirklich, Mommy?«
    »Ja. Es ist das beste, Danny.«
    »Es ist, als ob wir ihn ins Gefängnis tun.«
    »Es ist ja nur für eine Zeitlang.«
    »Okay. Schaffst du es auch wirklich?«
    »Ja.«
    Aber noch war es nicht geschafft. Als Wendy Jack über die Schwelle zog, hatte Danny den Kopf seines Vaters gehalten, hatte ihn aber weggleiten lassen, so dass er auf die Fliesen aufschlug. Jack fing an zu stöhnen und sich zu bewegen.
    »Du musst Rauch verwenden«, murmelte Jack rasch. »Jetzt lauf und hol mir den Benzinkanister.«
    Wendy und Danny tauschten ängstliche Blicke.
    »Hilf mir«, sagte sie leise.
    Eine Weile stand Danny wie gelähmt neben dem Gesicht seines Vaters.
    Dann bewegte er sich ruckartig zu ihr hinüber und half ihr, das linke Bein halten. Sie schleiften ihn in alptraumhaften Zeitlupenbewegungen über den Küchenfußboden, und das Insektensurren der Neonleuchten und ihr eigenes angestrengtes Atmen waren die einzigen Geräusche.
    Als sie den Vorratsraum erreichten, ließ Wendy Jacks Füße los und mühte sich mit dem Riegel ab. Danny schaute zu Jack hinab, der jetzt wieder völlig schlaff dalag. Das Hemd war ihm während des Transports aus der Hose gerutscht, und Danny fragte sich, ob Daddy Wohl zu betrunken war, um zu frieren. Es schien verkehrt, ihn wie ein wildes Tier in den Vorratsraum zu sperren, aber er hatte gesehen, was er Mommy hatte antun wollen. Schon oben hatte er gewusst, dass Daddy das tun würde, und im Kopf hatte er sie streiten hören.
    (Wenn wir doch nur alle hier herauskönnten. Wenn doch alles nur ein Traum wäre, den er in Stovington gehabt hatte. Oh, wenn doch …)
    Der Riegel klemmte.
    Wendy zog so hart sie konnte, aber er bewegte sich nicht. Sie konnte den verdammten Riegel einfach nicht zurückschieben. Es war dumm und unfair … als sie hineingegangen war, um die Suppe zu holen, hatte sie das Ding ohne Schwierigkeiten öffnen können. Und jetzt bewegte es sich nicht. Was sollte sie tun? Sie konnten ihn nicht gut in den Tiefkühlraum schaffen; dort würde er erfrieren oder ersticken. Aber wenn sie ihn draußen ließen und er

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