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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mache ich Ihnen damit eine Freude.«
    »Oh, das wäre doch nicht nötig gewesen«, sagte Wendy ganz gerührt. Es war ein mit einem breiten, roten, zu einer Schleife gebundenen Band verzierter Truthahn von zwanzig Pfund.
    »Sie sollen doch zum Fest Ihren Truthahn haben, Wendy«, sagte Hallorann. »Für Weihnachten liegt da irgendwo noch ein großer Kapaun. Den werden Sie schon finden. Und jetzt wollen wir hier raus, bevor wir eine Lungenentzündung kriegen, nicht wahr, Doc?«
    »Klar!«
    Im gekühlten Vorratsraum gab es weitere Wunder. Hundert Pakete Trockenmilch (Hallorann riet ihr ernsthaft, für den Jungen in Sidewinder frische Milch zu kaufen, so lange es nur ging), fünf Zwölfpfundbeutel Zucker, einen großen Krug mit Sirup, diverse Nährmittel, Gläser mit Reis, Makkaroni und Spaghetti; Dosen mit Früchten und Fruchtsalat; dreißig Pfund frische Äpfel, die den ganzen Raum nach Herbst duften ließen; Rosinen, getrocknete Pflaumen und Aprikosen (»Trägt alles zum Glück bei«, sagte Hallorann, und sein lautes Lachen stieg zur Decke auf, von der an einer Eisenkette eine altmodische Lampe herabhing); eine große Kiste mit Kartoffeln und kleinere Vorräte an Tomaten, Zwiebeln, Steckrüben, Kürbis und Kohl.
    »Du meine Güte«, sagte Wendy. Der Anblick der vielen frischen Vorräte hatte sie fast erschlagen. Sie musste an ihr früheres Lebensmittelbudget von wöchentlich dreißig Dollar denken, und ihr fehlten die Worte.
    »Ich habe nicht mehr viel Zeit«, sagte Hallorann nach einem Blick auf die Uhr. »Die übrigen Vorräte und den Inhalt der Kühlschränke können Sie ja prüfen, wenn Sie sich eingerichtet haben. Da liegen verschiedene Sorten Käse, Dosenmilch, gezuckert und ungezuckert, Hefe, Natron, ein ganzer Beutel voll Pasteten und einige Bund noch nicht ausgereifte Bananen –«
    »Halt«, rief sie, hob abwehrend die Hand und lachte. »Das behalte ich doch nicht alles. Es ist einfach super. Ich verspreche Ihnen gern, die Küche sauber zu halten.«
    »Meine einzige Bitte.« Er wandte sich an Jack. »Hat Ullman Sie mit den Ratten in seinem Glockenturm gelangweilt?«
    Jack grinste. »Er meinte, vielleicht seien auf dem Boden ein paar. Und Watson glaubt, dass es auch im Keller welche gibt. Unten liegt tonnenweise Papier, aber zerfressenes habe ich nicht gesehen, aus dem sie ihre Nesterbauen.«
    »Dieser Watson«, sagte Hallorann und schüttelte den Kopf in gespielter Traurigkeit. »Haben Sie schon mal einen Mann getroffen, der sich ordinärer ausdrückt als er?«
    »Er ist wirklich ein Typ«, stimmte Jack zu. Er hatte noch nie einen Mann getroffen, der sich ordinärer ausdrückte als sein eigener Vater.
    »Es ist eigentlich schade«, sagte Hallorann und führte sie an die Drehtür zum Speisesaal des Overlook. »Vor langer Zeit war viel Geld in der Familie. Watsons Großvater oder sein Urgroßvater – ich weiß es nicht mehr genau – hat das Hotel gebaut.«
    »Das habe ich auch gehört«, sagte Jack.
    »Und was geschah dann?« fragte Wendy.
    »Nun, sie schafften es nicht«, sagte Hallorann. »Watson wird Ihnen die ganze Geschichte erzählen – zweimal am Tag, wenn Sie nicht aufpassen. Das Hotel wuchs dem Alten über den Kopf. Er hatte zwei Söhne, und einer von ihnen starb hier auf dem Grundstück durch einen Reitunfall, während das Hotel noch im Bau war. Es muss 1908 oder 1909 gewesen sein. Die Frau des Alten starb an einer Grippe, und nun lebten nur noch der Alte und sein jüngster Sohn. Sie endeten als Hausmeister in dem Hotel, das der Alte selbst hatte bauen lassen.«
    »Das ist wirklich nicht angenehm«, sagte Wendy.
    »Und was ist mit dem Alten passiert?« fragte Jack.
    »Er steckte aus Versehen den Finger in eine Steckdose, und das vertrug er nicht«, sagte Hallorann. »Irgendwann Anfang der Dreißiger, bevor das Hotel infolge der Depression für zehn Jahre geschlossen wurde. Ich wäre Ihnen jedenfalls dankbar, Jack, wenn Sie und Ihre Frau auch in der Küche nach Ratten ausschauen würden. Sollten welche auftauchen … Fallen, kein Gift.«
    Jack zwinkerte ihm zu. »Natürlich nicht. Wer würde in der Küche schon Gift auslegen?«
    Hallorann lachte verächtlich. »Mr. Ullman, wer denn sonst? Diese Schnapsidee hatte er letzten Herbst. Ich ging zu ihm und sagte: ›Was ist, wenn wir im Mai wiederkommen und ich das traditionelle Eröffnungsdinner serviere – Lachs mit einer hervorragenden Soße – und alle werden krank, und der Arzt kommt und sagt: ›Ullman, was haben Sie getan? Sie haben achtzig der

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