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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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stummen Diener. Diese Räume liegen direkt über der Küche.« Er schob ein Stück der Täfelung beiseite, und man sah ein großes viereckiges Tablett. Er stieß es an, und an einem Seil hängend, verschwand es in der Tiefe.
    »Das ist ein Geheimgang«, sagte Danny aufgeregt zu seiner Mutter, und angesichts des interessanten Schachts hinter der Wand vergaß er einen Augenblick alle Ängste. »Genau wie bei Abbott und Costello begegnen den Ungeheuern!«
    Ullman blickte finster, aber Wendy lächelte nachsichtig. Danny rannte zu der Öffnung hinüber und schaute in den Schacht hinunter.
    »Hier, bitte.«
    Ullman öffnete die Tür am anderen Ende des Raumes, die den Blick auf das Schlafzimmer freigab. Es war geräumig und enthielt zwei Einzelbetten. Wendy schaute ihren Mann an, lächelte und zuckte die Achseln.
    »Kein Problem«, sagte Jack. »Wir schieben sie zusammen.« Ullman drehte sich erstaunt um. »Wie bitte?«
    »Die Betten«, sagte Jack freundlich. »Wir können sie zusammenschieben.«
    »Ganz recht«, sagte Ullman verwirrt. Dann schlich sich ihm vom Kragen her Röte ins Gesicht. »Wie Sie wünschen.«
    Er führte sie ins Wohnzimmer zurück und öffnete die Tür zum zweiten Schlafzimmer, das Kojenbetten hatte. Der Teppich war mit einem scheußlichen Muster aus Kakteen und anderen Wüstenpflanzen bestickt – in das Danny sich bereits verliebt hatte, wie Wendy sah. Die Wände des kleineren Raums waren mit echter Fichte getäfelt.
    »Glaubst du, dass du es hier aushältst, Doc?« fragte Jack.
    »Klar. Ich schlafe im oberen Bett. Okay?«
    »Wenn du möchtest.«
    »Mir gefällt auch der Teppich, Mr. Ullman. Warum haben Sie nicht nur solche?«
    Mr. Ullman sah einen Augenblick so aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Dann lächelte er und strich Danny über den Kopf. »Jetzt habe ich Ihnen also Ihr Quartier gezeigt. Da wäre nur noch das Bad, das vom größeren Schlafzimmer aus zu erreichen ist. Die Wohnung ist nicht gerade riesig, aber Ihnen steht ja das ganze Hotel zur Verfügung. Der Kamin im Foyer ist in gutem Zustand, wie Watson sagt, und, wenn Sie wollen, dürfen Sie gern im Speisesaal essen.« Er sprach im Tonfall eines Mannes, der anderen eine große Gunst erweist.
    »Okay«, sagte Jack.
    »Gehen wir nach unten?« fragte Ullman.
    »Gut«, sagte Wendy.
    Sie fuhren im Fahrstuhl nach unten, und jetzt lag das Foyer völlig verlassen da. Nur Watson stand in seiner Lederjacke mit einem Zahnstocher im Mund am Haupteingang.
    »Ich dachte, Sie wären schon Meilen weit weg«, sagte Mr. Ullman in leicht unterkühltem Ton.
    »Ich bin nur geblieben, um Mr. Torrance an den Kessel zu erinnern«, sagte Watson und richtete sich auf. »Passen Sie gut auf das Ding auf, alter Junge, und alles ist in Ordnung. Nur ein paar Mal am Tag den Druck korrigieren. Er kriecht langsam höher.«
    Er kriecht, dachte Danny, und in seinen Gedanken hallten die Worte durch einen langen, stillen Korridor, an dessen Wänden viele Spiegel hingen, in die selten jemand sah.
    »Das werde ich tun«, sagte sein Daddy.
    »Sie werden es schon schaffen«, sagte Watson und reichte Jack die Hand. Watson nickte Wendy zu. »Madam.«
    »Sehr erfreut«, sagte sie und fürchtete schon, dass es sich absurd anhören würde, aber es war nicht der Fall. Sie war aus New England hergekommen, wo sie ihr ganzes Leben verbracht hatte, und es kam ihr so vor, als läge in den paar Sätzen dieses Watson mit seinem flauschigen Haarkranz der Inbegriff all dessen, was den Westen Amerikas ausmachte, und sie verzieh ihm das lüsterne Blinzeln von vorhin.
    »Nun, Torrance junior«, sagte Watson ernst und hielt Danny die Hand hin. Danny reichte ihm zögernd die eigene und sah sie in der Pranke des anderen verschwinden. »Pass gut auf deine Eltern auf, Dan.«
    »Yes, Sir.«
    Watson ließ Dannys Hand los und richtete sich auf. Er sah Ullman an. »Bis nächstes Jahr, denke ich«, sagte er und reichte auch ihm die Hand.
    Ullman hielt ihm eine schlaffe Rechte hin. Sein Ring mit einem rosa Stein reflektierte die elektrische Beleuchtung des Foyers mit bösem Funkeln.
    »Am zwölften Mai, Watson«, sagte er. »Keinen Tag früher und keinen Tag später.«
    »Yes, Sir«, sagte Watson, und fast konnte Jack den Zusatz lesen, den er in Gedanken machte: … du schäbiges kleines Würstchen.
    »Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Winter, Mr. Ullman.«
    »Den werde ich wohl nicht haben«, sagte Ullman abwesend.
    Watson öffnete eine der beiden Haupttüren, und der Wind pfiff lauter und zerrte

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