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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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fragte Wendy.
    »Kommst du ins Bett, Daddy?«
    »Ich muss noch kurz nach unten«, sagte er und mühte sich, dass seine Worte sorglos klangen.
    Wie war das geschehen? Wie, in Gottes Namen?
    Das Gerät mit dem Vertilgungsmittel war ganz gewiss kein Blindgänger gewesen. Er hatte doch den dicken weißen Rauch austreten sehen, als er am Ring gezogen hatte. Und als er zwei Stunden später wieder hingegangen war, hatte er einen Haufen Wespenleichen aus dem Loch im Nest herausgeschüttelt.
    Wie aber dann? Spontane Regeneration?
    Das war verrückt. Scheiße aus dem siebzehnten Jahrhundert. Insekten konnten sich nicht regenerieren. Und selbst wenn aus Wespeneiern in zwölf Stunden ausgewachsene Junge schlüpfen konnten, zu dieser Zeit legte die Königin nicht. Das geschah im April oder Mai. Im Herbst starben die Tiere.
    Bösartig surrten die Wespen unter der Schale. Ein lebender Gegenbeweis.
    Er brachte sie nach unten und ging durch die Küche. Hinten war eine Tür, die nach außen führte. Ein kalter Nachtwind traf seinen fast nackten Körper, und auf dem kalten Beton der Rampe, auf der er stand, starben ihm sofort die Füße ab. Hier wurde während der Saison die Milch angeliefert. Vorsichtig setzte er die Platte mit der Schüssel ab. Das Thermometer zeigte eben über Null an. Lange vor dem Morgen würde die Kälte sie umgebracht haben. Er ging wieder hinein und zog die Tür hinter sich zu. Nach kurzem Zögern schloss er ab.
    Dann ging er durch die Küche und löschte das Licht. Einen Augenblick blieb er in der Dunkelheit stehen und dachte nach. Wie gern hätte er einen Drink gehabt. Plötzlich meinte er, im Hotel tausend unheimliche Geräusche zu hören: Knarren und Stöhnen und das leise Pfeifen des Windes unter dem Dach, wo wie tödliche Früchte noch weitere Wespennester hängen mochten.
    Sie waren wiedergekommen.
    Und plötzlich stellte er fest, dass ihm das Overlook gar nicht mehr gefiel. Es war, als hätten nicht die Wespen, die auf wunderbare Weise das Vertilgungsmittel überlebt hatten, seinen Sohn gestochen, sondern das Hotel selbst.
    Sein letzter Gedanke, bevor er wieder zu seiner Frau und seinem Sohn hinaufging, war ein fester Vorsatz.
    (Ich werde nie wieder die Beherrschung verlieren, ganz gleich, was geschieht.)
    Als er durch den Flur ging, wischte er sich mit dem Handrücken die Lippen.

 
17
     
    BEIM ARZT
     
    Nackt bis auf die Unterhose lag Danny Torrance auf dem Untersuchungstisch und sah sehr klein aus. Er schaute zu Dr. (»Nenn mich einfach Bill«) Edmonds auf, der einen großen schwarzen Apparat heranrollte. Danny verdrehte die Augen, um das Gerät besser sehen zu können.
    »Keine Angst, mein Junge«, sagte Bill Edmonds. »Das ist ein Elektroenzephalograph, und es tut bestimmt nicht weh.«
    »Elektro –«
    »Wir nennen ihn kurz EEG. Ich werde ein Bündel Drähte an deinem Kopf befestigen – nein, nicht reinstecken, nur anheften – und der Stift in diesem Teil des Geräts zeichnet dann deine Gehirnströme auf.«
    »Wie in ›Der-Sechs-Millionen-Dollar-Mann‹?«
    »So ungefähr. Wärest du gern Steve Austin, wenn du groß bist?«
    »Oh nein«, sagte Danny, als die Schwester anfing, die Drähte an winzigen ausrasierten Stellen an seinem Kopf zu befestigen. »Daddy sagt, er kriegt eines Tages einen Kurzschluss, und dann hängt er in der Schei … dann geht er den Bach runter.«
    »Den Bach kenne ich gut«, sagte Dr. Edmonds freundlich. »Den bin ich schon ein paar Mal selbst runtergegangen, und das ohne Paddel. Ein EEG sagt uns eine ganze Menge, Danny.«
    »Was denn?«
    »Zum Beispiel, ob du Epilepsie hast. Das ist so ein kleines Problem, wo man –«
    »Ich weiß, was Epilepsie ist.«
    »Wirklich?«
    »Klar. In unserem Kindergarten zu Hause in Vermont gab es einen Jungen. Der hatte das. Er durfte auch nicht das Flashboard benutzen.«
    »Was ist denn das, Danny?« Der Arzt hatte das Gerät eingeschaltet. Auf dem Millimeterpapier erschienen dünne Linien.
    »Es hatte ganz viele Lichter. Verschiedene Farben. Und wenn man es anstellte, gingen einige Lampen an, aber nicht alle. Und man musste die Farben zählen, und wenn man den richtigen Knopf drückte, konnte man es abstellen. Brent durfte das nicht.«
    »Weil grelles Licht einen epileptischen Anfall auslösen kann.«
    »Sie meinen, wenn Brent am Flashboard spielt, kann er die Krämpfe kriegen?«
    Edmonds und die Schwester tauschten einen amüsierten Blick. »Nicht ganz elegant, aber genau beschrieben, Danny.«
    »Was?«
    »Du hast recht, aber du

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