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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aus.
    »Tut es weh?« fragte sie.
    »Nicht mehr so sehr.«
    »Nun nimm diese.« Sie hielt ihm fünf Aspirintabletten für Babys hin, die nach Orangen schmeckten und die er eine nach der anderen in den Mund steckte.
    »Ist das nicht ein bisschen reichlich Aspirin?« fragte Jack.
    »Er hat auch reichlich Stiche«, fauchte Wendy böse. »Und jetzt sieh zu, dass wir das Nest loswerden, Jack Torrance. Und zwar sofort.«
    »Einen Augenblick noch.«
    Er trat an die Kommode und nahm aus der obersten Schublade seine alte Polaroid. Dann wühlte er weiter hinten und fand ein paar Blitzwürfel.
    »Jack, was machst du da?« fragte sie ein wenig hysterisch.
    »Er will ein paar Aufnahmen von meiner Hand machen«, sagte Danny feierlich. »Und dann werden wir verdammt aus ein paar Leuten etwas herausklagen. Nicht wahr, Daddy?«
    »Ja«, sagte Jack böse. Er fand auch das Aufsatzgerät für den Blitz und befestigte es an der Kamera. »Streck die Hand aus, mein Sohn. Ich hatte an fünftausend Dollar pro Stich gedacht.«
    »Worüber redest du?« Wendy schrie fast.
    »Ich will dir mal was sagen«, meinte Jack. »Bei diesem verdammten Mittel habe ich mich genau an die Gebrauchsanweisung gehalten. Wir werden die Hersteller verklagen. Das Ding war defekt. Muss es gewesen sein. Wie sonst erklärst du dir dies?«
    »Ach so«, sagte sie kleinlaut.
    Er machte vier Aufnahmen, und Danny war fasziniert von dem Gedanken, dass seine gestochene Hand Tausende von Dollar wert sein könnte. Seine Angst schwand, und er zeigte reges Interesse. In seiner Hand klopfte es, und er hatte leichte Kopfschmerzen.
    Als Jack die Kamera weggelegt und die Bilder zum Trocknen ausgebreitet hatte, sagte Wendy: »Sollen wir ihn nicht lieber gleich zum Arzt bringen?«
    »Nicht, wenn er nicht wirklich Schmerzen hat«, sagte Jack. »Wenn einer eine ausgeprägte Allergie gegen Wespengift hat, zeigt sich das innerhalb von dreißig Sekunden.«
    »Zeigt sich? Was meinst –«
    »Ein Koma. Oder Krämpfe.«
    »Oh. Oh, mein Gott.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah blass und elend aus.
    »Wie fühlst du dich, Junge. Kannst du jetzt schlafen?«
    Danny blinzelte ihnen zu. Der Alptraum war verdrängt, aber immer noch hatte er Angst.
    »Wenn ich bei euch schlafen darf.«
    »Natürlich«, sagte Wendy. »Oh, Honey, es tut mir so leid.«
    »Ist schon okay, Mommy.«
    Wieder fing sie an zu weinen, und Jack legte ihr die Hände auf die Schultern. »Wendy, ich schwöre dir, dass ich mich genau an die Gebrauchsanweisung gehalten habe.«
    »Schaffst du es morgen aus dem Haus? Bitte!«
    »Natürlich werde ich das tun.«
    Die drei gingen ins Bett, und Jack wollte gerade das Licht ausknipsen, als er innehielt und die Decke wie der zurückwarf. »Ich will auch von dem Nest noch eine Aufnahme machen.«
    »Komm aber gleich wieder.«
    »Ja, ja.«
    Er ging an die Kommode und holte die Kamera und den letzten Blitzlichtwürfel. Dann zeigte er Danny den nach oben gerichteten Daumen, eine aufmunternde Geste, die dieser lächelnd erwiderte.
    Was für ein Junge, dachte er, als er in Dannys Zimmer ging. Erst dies alles und dann noch so munter.
    Das Deckenlicht brannte noch. Er ging zum Bett hinüber, und als sein Blick auf den Nachttisch fiel, bekam er eine Gänsehaut. Seine Nackenhaare sträubten sich. Er konnte das Nest unter der durchsichtigen Schale kaum erkennen. Im Inneren des Glases wimmelte es von Wespen. Es war schwer zu sagen, wie viele es waren. Mindestens fünfzig. Vielleicht sogar hundert.
    Unter Herzklopfen machte er seine Aufnahme und setzte die Kamera ab, um auf das fertige Bild zu warten. Er wischte sich mit der Handfläche die Lippen. Ein einziger Gedanke ging ihm immer wieder durch den Kopf,
    (Du hast die Beherrschung verloren. Du hast die Beherrschung verloren. Du hast die Beherrschung verloren.)
    und das Echo war eine fast abergläubische Angst. Sie waren wiedergekommen. Er hatte die Wespen getötet, aber sie waren wiedergekommen.
    In Gedanken hörte er, wie er seinem verängstigten Sohn ins Gesicht schrie: Du sollst nicht stottern!
    Wieder wischte er sich die Lippen.
    Er ging an Dannys Arbeitstisch und wühlte in den Schubladen. Er fand ein Puzzlespiel, dessen Unterlage aus einer Hartfaserplatte bestand. Er ging damit zum Nachttisch und schob die Schale mit dem Nest vorsichtig darauf. Wütend summten die Wespen in ihrem Gefängnis. Dann legte er die Hand fest auf die Schale, damit sie nicht verrutschte, und trug das Nest auf den Flur hinaus.
    »Kommst du ins Bett?«

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