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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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erstickten das Feuer, indem sie ihm den Sauerstoff nahmen, den es zum Brennen brauchte, während eine Hochdruckspritze das Feuer eher noch weiter verteilen konnte. Daddy meinte, Mr. Ullman müsste die alten Löscher zusammen mit der altmodischen Kesselanlage erneuern lassen, aber Mr. Ullman würde wahrscheinlich weder das eine noch das andere tun, denn er sei ein SCHÄBIGER ARSCH. Danny wusste, dass dies eine der schlimmsten Bezeichnungen war, die sein Vater benutzte. Er wendete sie auf gewisse Ärzte und Zahnärzte und Handwerker an. Außerdem auf den Chef der Abteilung für Englisch in Stovington, der Daddys Buchbestellungen gestrichen hatte, weil sie das Budget überstiegen. »Budget überstiegen. Lächerlich«, hatte er Wendy gegenüber geschimpft, und Danny hatte vom Schlafzimmer aus zugehört, denn seine Eltern wussten nicht, dass er wach war. »Der SCHÄBIGE ARSCH will nur die letzten fünfhundert Dollar für sich behalten.«
    Danny schaute um die Ecke.
    Der Feuerlöscher war da, der flache Schlauch aufgerollt, und der rote Tank hing an der Wand. Über ihm, in einem Glaskasten, lag eine Axt wie ein Ausstellungsstück im Museum. Auf dem roten Hintergrund stand in weißen Buchstaben: BEI GEFAHR SCHEIBE EINSCHLAGEN. Danny konnte das Wort GEFAHR lesen. So hieß auch der Titel der Fernsehsendung, die er am liebsten sah. Die übrigen Worte verstand er nicht. Aber das Wort gefiel ihm nicht im Zusammenhang mit dem Schlauch. GEFAHR bedeutete Feuer, Explosionen, Autounfälle, Krankenhaus, manchmal Tod. Und es gefiel ihm überhaupt nicht, wie der Schlauch da so friedlich an der Wand hing. Wenn er allein war, rannte er immer so schnell er konnte an den Feuerlöschern vorbei. Ohne besonderen Grund. Aber er hatte ein besseres Gefühl, wenn er sich beeilte. Es war sicherer. Jetzt ging er mit klopfendem Herzen um die Ecke. Und schaute am Löscher vorbei den Korridor entlang zur Treppe hinüber. Mommy schlief dort unten, und wenn Daddy schon von seinem Spaziergang zurück war, saß er gewiss in der Küche, aß ein Sandwich und las ein Buch. Er wollte jetzt einfach am Löscher vorbei nach unten gehen.
    Er bewegte sich auf die Treppe zu und hielt sich so dicht an der gegenüberliegenden Wand, dass er mit dem Arm die teure Seidentapete streifte. Noch zwanzig Schritte. Noch fünfzehn. Zwölf.
    Als er noch zehn Schritte von der Treppe entfernt war, rollte die Messingdüse plötzlich von dem zusammengerollten Schlauch, auf dem sie gelegen
    (geschlafen!)
    hatte, hinunter und fiel mit einem dumpfen Schlag auf den Flurteppich. Dort lag sie, und ihre dunkle vordere Öffnung zeigte genau auf Danny. Er blieb sofort stehen und zog in seiner Angst die Schultern hoch. Er spürte in Ohren und Schläfen sein Blut klopfen. Sein Mund war trocken, und er ballte die Hände zu Fäusten. Aber die Düse am Schlauchende lag ganz einfach nur da, das Messing glänzte, und der Schlauch führte zu dem rotgestrichenen, an die Wand geschraubten Rahmen zurück.
    Sie war also runtergefallen. Na und? Es war nur ein Feuerlöscher, weiter nichts. Zu denken, er sehe aus wie eine giftige Schlange, die ihn gehört habe und aufgewacht sei, konnte man nur als dumm bezeichnen. Auch wenn das geflochtene Leinen ein wenig wie eine Schuppenhaut aussah. Er würde einfach darüber hinwegtreten und durch den Korridor zur Treppe gehen, vielleicht etwas schneller, damit das Ding nicht nach ihm schnappte oder sich um seine Füße wickelte …
    Unbewußt seinen Vater nachahmend, wischte er sich mit der linken Hand den Mund und tat einen Schritt nach vorn. Der Schlauch bewegte sich nicht. Noch einen Schritt. Nichts. Siehst du, wie dumm du bist? Du hast dich nur mit diesem dummen Zimmer und dieser dummen Blaubartgeschichte verrückt gemacht, und dieser Schlauch musste ganz einfach irgendwann mal runterfallen. Das ist alles.
    Danny starrte den Schlauch an und dachte an Wespen.
    Acht Schritte weiter glänzte die Düse des Schlauches ihn vom Teppich her freundlich an, als ob sie sagen wollte: Keine Sorge. Ich bin nur ein Schlauch, das ist alles. Und selbst wenn das nicht alles ist. Was ich dir antun könnte, wäre nicht schlimmer als der Stich einer Biene oder einer Wespe. Was sollte ich einem netten kleinen Jungen wie dir tun … außer beißen … und beißen … und beißen?
    Danny tat noch einen Schritt, und noch einen. Trocken und rau spürte er seinen Atem in der Kehle. Er stand kurz vor einer Panik. Fast wünschte er sich jetzt, dass der Schlauch sich bewegen sollte. Dann

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