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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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würde er es endlich wissen, dann konnte er endlich sicher sein. Er tat noch einen Schritt, und jetzt konnte der Schlauch ihn erreichen. Aber er wird dich nicht schlagen, dachte er hysterisch. Wie kann er dich schlagen, dich beißen, wenn er doch nur ein Schlauch ist?
    Vielleicht ist er voll Wespen.
    Seine innere Temperatur sank auf zehn Grad unter Null. Er starrte auf die schwarze Öffnung vorn an der Düse und war wie hypnotisiert. Vielleicht war er voll Wespen, voll geheimer Wespen, die braunen Bäuche von Gift geschwollen, so voll von Herbstgift, dass es wie klare Flüssigkeit aus ihren Stacheln tropfte.
    Plötzlich wusste er, dass er starr vor Entsetzen war; wenn er seine Füße jetzt nicht bewegte, würden sie auf dem Teppich anwachsen, und er würde hier bleiben und auf das Loch in der Mitte der Messingdüse starren wie ein Kaninchen auf die Schlange. Er würde hier bleiben, bis sein Daddy ihn fand, und was würde dann geschehen?
    Laut aufstöhnend fing er an zu rennen. Als er den Schlauch erreichte, täuschte ihn irgendein Lichteffekt, und es war, als bewegte sich die Düse um zuzuschlagen, und er sprang hoch in die Luft über sie hinweg. In seiner Panik kam es ihm vor, als trüge ihn sein Sprung bis an die Decke, als berührte er mit einer Haarsträhne den Putz, obwohl er später natürlich wusste, dass es nicht der Fall gewesen sein konnte.
    Jenseits des Schlauches landete er wieder auf dem Korridorboden und rannte los. Und plötzlich hörte er hinter sich den Messingkopf der Schlange raschelnd über den Teppich gleiten, wie eine Klapperschlange, die sich schnell durch trockenes Gras bewegt. Sie verfolgte ihn, und plötzlich erschien die Treppe weit entfernt; bei jedem Schritt, den er tat, schien sie sich weiter zu entfernen.
    Daddy! versuchte er zu schreien, aber er brachte kein Wort heraus. Er war allein. Hinter ihm wurde das Geräusch lauter. Das trockene, gleitende Geräusch der Schlange, die sich rasch über die Noppen des Teppichs schob. Jetzt war sie direkt hinter ihm, stieg vielleicht schon hoch, während ihr das klare Gift aus dem Messingmaul tropfte.
    Danny erreichte die Treppe und bewegte seine Arme wie Windmühlenflügel, um die Balance zu halten. Einen Moment schien es, als würde er kopfüber hinunterstürzen.
    Er schaute über die Schulter zurück.
    Der Schlauch hatte sich nicht bewegt. Er lag, wie er vorher gelegen hatte, die Messingdüse ruhte auf dem Teppich, und ihre Öffnung zeigte völlig desinteressiert in die entgegengesetzte Richtung. Siehst du, Dummkopf? schalt er sich. Du hast das alles erfunden, du Angsthase. Alles deine Phantasie. Angsthase, Angsthase.
    Er klammerte sich an das Treppengeländer, und seine Beine zitterten.
    (Sie hat dich nie verfolgt)
    sagte ihm sein Verstand und bemächtigte sich dieses Gedankens und spulte ihn immer wieder ab.
    (dich nie verfolgt, nie verfolgt, nie, nie)
    Es war nichts, vor dem man Angst haben musste. Wenn er wollte, konnte er gleich zurückgehen und den Schlauch wieder in den Rahmen hängen. Er konnte es, aber er würde es wohl nicht tun. Denn wenn sie ihn nun doch verfolgt hatte und zurückgekrochen war, als sie merkte, dass sie ihn … nicht ganz … erwischen konnte?
    Der Schlauch lag auf dem Teppich und schien ihn zu fragen, ob er es nicht noch einmal versuchen wolle.
    Keuchend rannte Danny nach unten.

 
20
     
    GESPRÄCH MIT MR.ULLMAN
     
    Die öffentliche Bibliothek in Sidewinder war ein kleines, etwas abseits der Straße gelegenes Gebäude, einen Block vom Geschäftszentrum der Stadt entfernt. Es war ein bescheidenes, weinumranktes Gebäude, und der breite Betonweg zum Eingang war von den Leichen der Blumen des letzten Sommers gesäumt. Auf dem Rasen stand die große Bronzestatue eines Bürgerkriegsgenerals, von dem Jack noch nie etwas gehört hatte, obwohl er sich als Teenager sehr für den Bürgerkrieg interessiert hatte. Die Zeitungen wurden im Erdgeschoß aufbewahrt. Es gab die Sidewin der Gazette, die 1963 pleite gegangen war, die Este Park Daily und die Boulder Camera. Überhaupt keine Zeitungen aus Denver. Jack nahm sich zuerst die Camera vor.
    Seit 1965 wurden keine Zeitungen mehr archiviert, sondern Mikrofilme mit den entsprechenden Texten (»Ein Bundeszuschuß«, verkündete der Bibliothekar strahlend. »Wenn der nächste Scheck kommt, hoffen wir, 1958 bis 1964 zu schaffen, aber Sie wissen ja, wie langsam die Leute sind. Sie werden doch vorsichtig sein, nicht wahr? Aber natürlich sind Sie das. Rufen Sie mich, wenn Sie mich

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