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Shit

Shit

Titel: Shit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Schmitt-Killian
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nicht mehr werden“, und ging zu Conny in die Grillhütte.
    „Hast du was dabei?“, fragte Anja.
    „Yellow pills von einem guten Freund“, log Conny.
    In Wirklichkeit sollte er für einen Dealer aus Bonn die Wirkung der selbst hergestellten Pillen testen, um anschließend zu berichten, wie seine Freunde darauf reagiert hatten. Das verschwieg Conny, denn sonst hätten die „Versuchskaninchen“ Angst gehabt oder das Testergebnis wäre verfälscht worden. Die Tabletten waren eine Mischung aus Amphetaminen und LSD-Substanzen.
    „Vor Gebrauch lesen Sie bitte das Betäubungsmittelgesetz und fragen Ihren Drogenberater oder Dealer“, lächelte Conny, legte Anja die Pille in die Hand und drückte fast zärtlich ihre Finger darüber.
    „Vergess ich auch meinen ganzen Stress, Conny?“
    „Aber klar, Anja-Mäuschen, du wirst sehr glücklich sein“, erwiderte Conny.
    Anja dachte:
Was kann denn schon passieren, wenn ich eine Tablette nehme?
und schluckte die gelbe Pille runter.
    Dann ging sie zu den anderen und starrte gedankenverloren in das lodernde Lagerfeuer.
    Kurze Zeit später stand sie auf und taumelte in den Wald. Keiner achtete darauf. Einige waren ohnehin schon so zugedröhnt, dass sie überhaupt nichts mehr bemerkten.
    Plötzlich erklangen ein undefinierbares Schreien aus dem Wald.
    Die meisten sprangen wie von einer Tarantel gestochen auf und rannten zum Steinbruch, aus dem die Stimme wie ein Echo ertönte.
    „Hilfe, Hilfe! Helft mir“, schrie Anja mit schriller Stimme aber sie konnten nicht erkennen, an welcher Stelle Anja abgestürzt war und wo sie sich befand.
    Mehmet warf sich auf den Boden.
    „Haltet mich an den Beinen fest!“, rief er.
    Jeweils zwei Jungen packten ihn an den Füßen.
    Mehmet robbte nach vorne.
    Die vier schoben ihn wie eine Schubkarre zum Abgrund.
    Erst als Mehmet bis zum Brustbereich über dem Abgrund hing, entdeckte er Anja.
    Sie hing mit beiden Beinen kopfüber in einem Strauch, etwa zwei Meter unterhalb der Abbruchkante im Steinbruch. Starke Zweige hatten ihren Sturz aufgefangen.
    Sie versuchte nun verzweifelt, sich an dem Strauch nach oben zu hangeln.
    Der Mond warf wie ein riesiger Scheinwerfer seine Strahlen auf die Tonerde und ließ den Steinbruch in rötlichem Licht schimmern.
    „Halt dich fest. Ich komme runter!“, schrie Mehmet.
    Dann drehte er seinen Körper leicht nach oben und rief: „Bringt mir meine Ausrüstung!“
    Als Kai, der mit Andy gemeinsam den rechten Fuß von Mehmet festhielt, loslaufen wollte, schrie Mehmet: „Keiner von euch, ihr zugedröhnten Arschlöcher!“
    Mit vereinten Kräften konnten sie Anja aus dem Steinbruch bergen. Sie hatte offensichtlich keine ernsthaften körperlichen Verletzungen, war aber nicht ansprechbar.
    Anja schrie unverständliches Zeug wie ein wütendes kleines Kind. Aber weder gutes Zureden, kaltes Wasser noch Schläge ins Gesicht brachten ihre schrillen Schreie zum verstummen.
    Zum Glück war die Hütte so weit vom nächsten Haus entfernt, dass man die Schreie nur im Wald hören konnte.
    Als Anja sich nicht beruhigte, nahm Conny wortlos ein dünnes Seil, packte Anja am Arm und fesselte sie an einen Baum.
    „Geil echt, wie ’ne Squaw am Marterpfahl“, stammelte einer aus Connys Klasse gedankenverloren vor sich hin. Er war so zugedröhnt, dass ihn die strafenden Blicke der anderen nicht erreichten. Diese Situation fand keiner lustig. Zumindest keiner von denen, die noch nicht so breit waren wie einige Kiffer am Lagerfeuer.
    Aber niemand wagte es, Conny zu widersprechen.
    Als Anja weiterschrie, steckte Conny ihr einen Knebel zwischen die Zähne. Die meisten waren froh, dass die schrillen Töne verstummten.
    Nur Melanie, die nicht die geringste Lust auf einen zweiten Joint verspürte, setzte sich neben Anja an den Baum und versuchte, mit ihr zu reden. Sie streichelte immer wieder über Anjas Haare.
    Als Anja nach Luft rang, löste Melanie den Knebel.
    Anja blickte Melanie mit großen Augen an.
    „Kleines, wie geht es dir, was ist passiert?“, fragte Melanie.
    Anja blickte ihre Freundin nur stumm an.
    Und irgendwann schlief Melanie ein.

    „Mella“, flüsterte Anja.
    Melanie blickte auf die Uhr.
    Halb fünf.
    Melanie löste das Seil, nahm Anja in die Arme und erzählte, was in den letzten Stunden geschehen war.
    „Warum wolltest du dich umbringen?“, fragte Melanie.
    „Ich wollte mich nicht umbringen, nur weg, einfach weg“, stammelte Anja.
    „Wieso bist du zum Steinbruch gegangen?“
    „Weiß nicht, vielleicht bin

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