Shit
Knoblauchfahne blieb er nahe vor ihm sitzen und sprach ruhig weiter.
„Ach so. Da hat der große Unbekannte von allen unbemerkt deinen Kleiderschrank nach vorne gerückt und auf der Rückseite des Schrankes vergessen, sein Speed mitzunehmen, das er mit einem Tesaband dort festgeklebt hat. Da verstecken wildfremde Menschen Trips in deiner Gardinenleiste, legt jemand Pillen in die Filmdose. Interessante Story, wirklichfilmreif. Ich bin beeindruckt“, sagte Tom Schneider mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.
Conny schob die Schultern hoch.
„Na und?“
„Wie? Na und? Wie darf ich denn die Excel-Tabelle verstehen? Jeder Verkauf der Rauchpieces eingetragen. Leider kein Einkauf. Aber alle Einnahmen registriert. Da hast du, entschuldige bitte, da haben Sie uns, werter Herr Stein, eine Menge Arbeit erspart. Wir müssen nur noch die einzelnen Posten zusammenzählen.“
Tom rollte den Bürodrehstuhl mit beiden Füßen zurück und blätterte in der Akte.
Scheiße, dachte Conny. Mit dieser blöden Excel-Tabelle hatte er sich selbst in die Pfanne gehauen. Vor einigen Wochen hatte er sich noch über die Blödheit von Kevin amüsiert. Der Schüler der benachbarten Realschule dealte auch mit Drogen. Sein Klassenkamerad Thorsten schuldete ihm noch eine größere Menge Geld und hatte ihn bei einem Drogengeschäft gelinkt. Kevin hatte Thorsten brutal zusammengeschlagen, die deutlich sichtbaren Verletzungen fotografiert und das Foto ins Internet gestellt. Conny konnte sich nicht mehr erinnern, auf welcher Internetseite. Kevin hatte das Foto mit dem Satz kommentiert: „Das geht allen so, die meinen, sie könnten mich verarschen.“ Und bereits einen Tag später hatte er auf der Pinnwand angekündigt, dass er künftig keine Drogen mehr auf Kommi abgeben würde. Unglaublich, wie man so doof sein konnte.
Connys Kundenstamm wurde nach Kevins Festnahme größer. Damals hatte er von der Blödheit seines Konkurrenten profitiert. Dass er selbst einmal durch seine eigene Dummheit überführt werden könnte, daran hatte Conny nicht gedacht. Und die Excel-Tabelle würde ihm zum Verhängnis werden.
Dann holte ihn die Stimme des Kriminalbeamten wieder zurück in die Gegenwart.
„...und bevor du hier mit lächerlichen Geschichten anfängst, die wir widerlegen können, sagst du besser gar nichts. Das ist dein gutes Recht. Du wirst aber wie alle anderen spätestens nach einer Woche Knast um meinen Besuch bitten, weil du spätestens dann auspacken willst. Überlege dir also reiflich, ob es sich lohnt, für andere den Kopf hinzuhalten.“
Conny erkannte, dass zu viel gegen ihn sprach, um sich stillschweigend aus der Affäre zu ziehen. Die Aussagen über die Abgabe von geringen Mengen waren zwar jede für sich Kleinkram, aber bei der Hochrechnung der verkauften Drogen würde eine erhebliche Menge zusammenkommen.
Einige der Pisser, die ihm wegen jedem Zwannie hinterhergerannt waren, würden ihn vermutlich in die Pfanne hauen. Aus der Nummer kam er nicht mehr raus. Er musste wohl einiges gestehen, um nicht in den Knast zu wandern.
Allzu große Sorgen machte Conny sich jedoch nicht, denn in der Tabelle hatte er nur die Namen der Kiffer notiert, an die er Konsumportionen verkauft hatte. Die 100-g-Schiene konnten die Bullen ihm anscheinend nicht nachweisen. Also besser nach der Devise handeln „
Gib den Bullen Futter!“
und wieder auf freien Fuß kommen als leugnen. Allerdings würden sie ihn irgendwann bestimmt nach seinem Haschisch-Lieferanten fragen.
Und dann war da noch die blöde Sache mit diesem zwölfjährigen Kiffer, den er dummerweise auch beliefert hatte. Das müsste er vermutlich auch zugeben.
Aber Volker würde er niemals verraten. Damit würde er sich den Ast absägen, auf dem er saß.
Er könnte eine fiktive Connection in den Niederlanden vortäuschen. Der große unbekannte Dealer in Heerlen, Maastricht, Valkenbourg, Venlo oder am besten in Amsterdam.
„Möchtest du einen Rechtsanwalt anrufen“, unterbrach der Beamte seine Gedanken.
„Nein, ich werde aussagen!“
Conny hatte eine gute Idee. Er würde nur Marco als einzigen „Großabnehmer“ belasten, denn der würde sicherlich bei seiner Vernehmung umfallen.
„Okay, dann legen wir mal los“, sagte Tom und diktierte Waltraud Weiß:
„Ich werde aussagen. Soweit ich hier Angaben zu anderen Personen mache, entsprechen diese in vollem Umfang der Wahrheit. Mir ist bekannt, dass ich mich durch unwahre Angaben strafbar machen kann. Der Beamte hat mich darauf
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