Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
die Fahrertür geschlossen. Mit einem für Asa ohrenbetäubenden Klicken wurden sämtliche Türen verriegelt. Der Rückwärtsgang wurde eingelegt, dann dröhnte der perfekt getunteMotor auf, und rückwärts ging es die Viertelmeile bis zur Hauptstraße.
Asa konnte nur hoffen, dass jemand seinen Wagen erkannte.
Aber es war schon spät.
Nur wenige Fahrzeuge fuhren auf diesem abgelegenen Straßenabschnitt.
Zunächst einmal musste er sich nach dem Willen dieses Scheißkerls richten. Zweifellos ging es ihm um Geld. Er wollte Lösegeld erpressen. Nun, das sollte ihm recht sein; er verfügte über ausreichend Mittel, um die geforderte Summe bezahlen zu können, ganz gleich, wie viel der Entführer verlangte.
Womöglich musste er im Verlauf der Verhandlungen einen Finger opfern.
Oder ein Ohr.
Innerlich wand er sich, doch er riss sich zusammen. Das Wichtigste war schließlich, mit dem Leben davonzukommen.
Vanessa würde das Lösegeld doch bereitwillig zahlen, oder?
Im Vorstand von Pomeroy Industries saßen auch seine Kinder. Sie würden keine Sekunde lang zögern, das Geld herauszurücken, nicht wahr?
Hatte er seinen Frauen und Kindern nicht immer geholfen, sogar seinen Enkeln, um Himmels willen? Er hatte für Zahnspangen, Studium, Urlaub, für alles, was sein Nachwuchs brauchte, bezahlt und selbst jenen Geld gegeben, die seinen Reichtum verachteten und behaupteten, sie brauchten nur »ein bisschen Startkapital«. Er hatte für Gesichtslifting und Busenvergrößerung und Therapien geblecht. Für Kuren, neue Autos, selbst für ein Boot, er hattedas Geld hingeblättert, also sollten diejenigen, die ihm nicht nur ihr Leben, sondern auch ihren Lebensstil verdankten, verflucht noch mal schnellstens das Bargeld aufbringen, um ihn aus dieser Hölle loszukaufen.
Verlass dich nicht auf sie, Pomeroy.
Du hast schon oft genug in der Klemme gesteckt, und wer war der Einzige, der zu deiner Rettung herbeieilte?
Du selbst, sonst niemand, verdammt noch mal.
Wenn er sein Leben genauer betrachtete, sah es im Grunde so aus, dass er viele Feinde hatte, und ein paar von den erbittertsten zählten zu seiner eigenen Verwandtschaft. Hinterhältige Kriecher, Geldhaie, Lügner und Betrüger … alle waren entweder mit ihm verheiratet gewesen oder hatten sein Blut in den Adern.
Und dann war da noch die Reihe seiner Partner, von denen er die meisten irgendwann über den Tisch gezogen hatte.
War das hier die Strafe?
So darfst du nicht denken. Der Kerl hier ist nur ein geldgieriger, geisteskranker Opportunist. Am Verhandlungstisch hast du schon mit Schlimmeren zu tun gehabt.
Hitziger Zorn trat an die Stelle der kalten Angst. Ja, im Moment war er gefesselt und wehrlos. Aber das war nur vorübergehend. Wer auch immer der Scheißkerl am Steuer seines Jaguars sein mochte, er würde schon bekommen, was er verdiente. Der Idiot hatte nicht einmal seine Taschen durchsucht, wusste nicht, dass Asas Messer an seinem Schenkel verborgen war, gleich neben seiner Geldspange. Bei der kleinsten Gelegenheit würde Asa das Pom 3.5F zur Anwendung bringen, ein todbringendes Springmesser, das problemlos durch Haut und Muskeln drang. Asa hatte nicht umsonst in seiner Zeit bei der Army bei speziellen Einsatztruppen gedient, wo er lernte, einem Mann das Messer sozwischen die Rippen zu stoßen, dass es das Herz traf. Es musste ihm nur gelingen, seinen Angreifer zu überrumpeln. Natürlich waren Jahre vergangen, seit er zuletzt einen Menschen umgebracht hatte, aber er war überzeugt, dass er den Kerl kaltmachen konnte. Dieses Mal hatte sich der Kidnapper das falsche Opfer ausgesucht, verflucht!
14.
A sa Pomeroy wird vermisst«, sagte Lynn Zaroster, als Montoya am folgenden Nachmittag die kleine Küche der Dienststelle betrat. Er hatte den Tag damit verbracht, Papierkram aufzuarbeiten, Autopsieberichte zu studieren und Zeugen zu verhören, und gleichzeitig darauf gewartet, dass die Fotos, die er am Vorabend geschossen hatte, vergrößert wurden. Die Leichen von Luke Gierman und Courtney LaBelle sollten für die Familien freigegeben werden, der Bezirksstaatsanwalt verlangte Antworten, und Montoya war der Lösung des Doppelmordfalls keinen Schritt näher gekommen als an dem Tag, als er die Hütte am Fluss betreten hatte.
Zaroster tunkte vorsichtig einen Teebeutel in einen Becher mit dampfendem Wasser. Montoya ging zur Kaffeemaschine. »Der Millionär?«
»Multi-Multimillionär, wenn man der Zeitschrift
Industrialist
glauben will.«
»Solchen Mist liest du?«,
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