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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schönheit dachte, an ihre besudelte Reinheit. Er griff in seine Tasche und tastete mit behandschuhten Fingern nach dem Revolver.
    Nach
ihrem
Revolver.
    Diese Waffe war seine Rettung. Und ihre.
    Er spannte die Faust um den kalten Stahl.
    Deine Zeit naht, dachte er zornig. Bald ist es so weit. O ja, sehr bald.
    Mit geschlossenen Augen beschwor er ihr Gesicht herauf. Schön. Unschuldig. Verführerisch. Verspielt. Faith so ähnlich, dass sie ihre Zwillingsschwester hätte sein können.
    Und wie die Mutter, so hatte auch die Tochter ihn betrogen.
    In seinem Herzen hielt er sie für einen Engel.
    Doch sein Instinkt wusste, sie war eine Hure.

21.
     
    I
m Krankenhaus war es dunkel, die Flure waren düster, die Treppen schienen kein Ende nehmen zu wollen
.
    Abby beeilte sich. Sie trug eine Schachtel in den Händen, wollte ihre Mutter überraschen. Sie hatte ihr so viel zu erzählen, so viel anzuvertrauen. Sie hatte Trey zum Tanzfest eingeladen und, Wunder über Wunder, er hatte ja gesagt! Höher, immer höher stieg sie. Doch die Schachtel, die sie trug, war groß und unhandlich. Sie wurde immer schwerer in ihren Händen, und während sie die Treppe hinaufeilte, verflüchtigte sich ihr Hochgefühl mehr und mehr, und die Düsternis des alten Krankenhauses schien sie ersticken zu wollen
.
    Sie atmete schwer, ihre Beine waren müde und unsichtbare Hände zupften an der leuchtend fuchsiaroten Schleife des Geschenks
.
    Schließlich langte sie auf dem Absatz an, wo die Madonna aus Buntglas leuchtete, mit gefalteten Händen und hellem, schimmerndem Heiligenschein. Abby hielt inne, um zu verschnaufen, nahm dann die letzte Treppe zum zweiten Stock in Angriff, stolperte jedoch. Die Schachtel entglitt ihren Händen. Verzweifelt versuchte sie, nicht nur die Schachtel aufzufangen, sondern auch sich selbst. Sie bekam das Geländerzu fassen, doch das Geschenk erhaschte sie nicht mehr. Sie reckte den Hals und sah voller Entsetzen zu, wie die goldfarbene Schachtel mit der flatternden fuchsiaroten Schleife die Treppe hinunterkegelte und unten in der Dunkelheit verschwand. Im Nichts
.
    Sie wollte hinterherlaufen, doch die gedämpfte Stimme ihrer Mutter hielt sie zurück. »Abby? Abby Dana?« Es hörte sich an, als wäre Mom sehr, sehr weit weg, als riefe sie vom anderen Ende eines langen Tunnels aus nach ihr. »Abby?«
    »Ich komme, Mom«, sagte sie und wusste, dass Zoey ihr die Schachtel bringen würde. Im Auto hatten sie schließlich noch um das Privileg gestritten, ihrer Mutter das Geschenk überreichen zu dürfen. Gut, sollte Zoey es tun. Wen störte das schon? Doch als Abby die Treppe hinunter in die tintenschwarze Dunkelheit blickte, fragte sie sich, wo Zoey eigentlich steckte. Und wo war ihr Vater? Wie lange dauerte es denn, den Wagen abzustellen?
    »Abby!« Faiths Stimme klang dünn. Verängstigt
.
    Abby fuhr herum, wollte die letzte Treppe hinauflaufen. Aus den Augenwinkeln erfasste sie, dass sich das Madonnenbild verändert hatte. So geringfügig, dass kaum jemand es bemerken würde, aber Abby registrierte es. Statt heiter und gelassen auszusehen, trug die Madonna jetzt ein leicht zynisches, verzerrtes Lächeln und erweckte den Eindruck, als teilten sie und Abby ein Geheimnis
.
    Erschrocken stolperte Abby nach oben. Im zweiten Stock angelangt, hörte sie Schluchzen. Gebrochenes, entsetzliches Schluchzen
.
    »Mom?« Es war doch bestimmt nicht ihre Mutter, die da weinte? Alle Türen auf der Etage standen offen, die Zimmer dunkel und gähnend, als ob sich dort unsichtbare Bestien versteckten
.
    Nur die Tür zu Zimmer 207 war fest verschlossen
.
    Sie griff nach dem Türknauf und drehte ihn
.
    Nichts
.
    »Nein. O nein, bitte nicht …«, flehte ihre Mutter auf der anderen Seite der Tür
.
    »Mom!« Abby hämmerte mit den Fäusten gegen das Holz
. Bamm! Bamm! Bamm!
    Die Ziffern der Zimmernummer ihrer Mutter fielen eine nach der anderen zu Boden
.
    Zwei
.
    Klack.
    Null
.
    Rumms.
    Sieben
.
    Bamm!
    Als die letzte Ziffer gefallen war, öffnete sich ruckartig die Tür
.
    Abby taumelte ins Zimmer. Blumen welkten in einer Vase. Der Spiegel über dem Kamin war geborsten. Das Glas war blutverschmiert. Ihre Mutter befand sich am Fenster … Aber nicht allein … Ein Mann in weißem Kittel und mit einem glitzernden Stethoskop stand mit dem Rücken zu Abby. Seine Hände lagen auf den Schultern ihrer Mutter, schoben sie rückwärts auf das Fenster zu. Faiths Kleid war zerrissen, sie trug keine Schuhe
.
    Hilf mir,
flehte sie stumm über die Schulter

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