Shkarr (German Edition)
überlegte. Ein leichter Eisengeschmack breitete sich in seinem Mund aus. Krischan murrte leise, aber nicht ganz bei der Sache. Er hatte sich die Lippen blutig gebissen. Unruhig fuhr seine Zunge darüber und verursachte dadurch ein leichtes Brennen. Aber auch das brachte Krischan nicht ins Hier und Jetzt zurück.
Hastig flogen die Augen über das Display. So wie er und Shkarr schon festgestellt hatten, war es das Ziel gewesen, eine neue Generation von menschlichen Telepathen zu züchten. Genauso wie über die Human-Links würde die SDA auch über diese Menschen ihre Hand halten; sie streicheln und sie schlagen, sollte es notwendig sein. Zuckerbrot und Peitsche, eine alte und immer wieder funktionierende Strategie. Aber das Experiment war fehlgeschlagen. Warum dann mit irdischen Katzen experimentiert worden war, ließ sich nicht mehr nachvollziehen. Vielleicht war es eine Idee, das Ergebnis einer Suche, um einen Ausweg zu finden. Krischan las weiter.
Es gab aber noch weitere Gründe, die die Kanarras interessant machten. Fachchinesisch wechselte mit Halbsätzen, die er verstehen würde, wenn er das andere zu übersetzen vermochte. Krischan fluchte halblaut. Er brauchte jemanden, der verstand, was der ganze Kram bedeutete.
„Was Interessantes gefunden?“
Krischan hob erschrocken den Kopf und versuchte sich augenblicklich zu beruhigen. „Du hast mich erschreckt“, bemerkte er völlig überflüssig.
Cid grinste. Mit der Hand wedelte er lässig zu Krischans Planer und wiederholte seine Frage.
„Nichts weiter, nur was von der SDA.“
„Zeig mal!“, forderte Cid ihn auf und näherte sich ihm mit neugierigem Gesicht. Krischan zuckte mit der Schulter. Der Ältere hatte sich noch nie dafür interessiert, was Krischan so anstellte. Aber es sprach auch nichts dagegen, ihm die Daten zu überlassen. Wenn er nichts damit anfangen konnte, so würde der andere es wohl kaum besser verstehen. Mit einem Schulterzucken legte Krischan das Gerät in die ausgestreckte Hand. Mit einem konzentrierten Ausdruck im Gesicht setzte Cid sich zu ihm auf den Boden und begann zu lesen. Krischan schwieg und schaute ihm einfach dabei zu. Es dauerte länger, als er angenommen hatte. Anscheinend verstand Cid doch mehr, als er vermutet hatte.
Plötzlich schien ihn etwas aufzuregen. Hektisch flogen die Blicke über das Display, dann sah er Krischan an, als wolle er ihn sezieren. Krischan erschrak. Er musste nervös schlucken. „Was hast du?“, quietschte er leise, weil ihm die Stimme versagte.
„Woher hast du das?“ Drohung schwang in der Frage mit. Krischan wich alarmiert zurück.
„Von der SDA. Ich habe es runtergeladen.“
Cid schaute wieder auf das Display. „Ich hätte vielleicht eher fragen sollen, warum sie dich unbedingt haben wollen. Hätte ich es gewusst ...“ Cid presste seine Kiefer aufeinander, sodass es leise knirschte.
Krischan bekam eine Gänsehaut. Cids Körper strahlte mit einem Mal Ablehnung, wenn nicht gar die Drohung von Gewalt aus.
„Wenn du willst, kann ich gehen. Sofort! Ich ... Ich werde dir keine Schwierigkeiten machen. Ich werde niemandem etwas sagen.“ Panik ergriff ihn. Er hatte niemandem schaden wollen, ganz besonders Cid nicht. Es war ein großer Fehler, die Nähe von Menschen zu suchen, ohne zu sagen, welches Unheil er im Schlepptau mit sich führte. Ein noch größerer Fehler war es gewesen, seiner Neugier nachzugeben und zu versuchen, die letzten Puzzleteile an ihren Platz zu legen. Nicht nur seine Neugier, anscheinend auch seine bloße Anwesenheit schien den anderen in große Gefahr zu bringen. Zittrig erhob er sich.
„Kann ich ihn wiederhaben?“, fragte er zaghaft. Der Blick, den ihm Cid zuwarf, ließ ihn innerlich erfrieren. Als ob eine Wand sich vor ihm aufgetan hätte, zog er seine Hand wieder zurück.
„Geh!“, zischte Cid ihm entgegen. „Eine wirklich gute Idee. Geh und komm nie wieder!“
Krischan wagte es nicht, auch nur einen Blick zurückzuwerfen, als er sich dem Ausgang zuwandte. Stumm verließ er das Versteck. Er rannte aus dem Gebäude, das sie beide beherbergt hatte.
Noch immer erschrocken atmete Krischan die kalte Luft ein und versuchte sich wieder zu beruhigen. Nach einigen Anläufen gelang es ihm, seine Gedanken wieder in Gang zu setzen. Er musste überlegen. Er hatte keine Ahnung, wohin er sich wenden sollte. Jetzt war er genauso ziel- und obdachlos wie die Tage zuvor. In die St.-Patrick-Church wollte er nicht. Er hatte keine Lust, eine weitere Begegnung mit seinem
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