Shkarr (German Edition)
Verehrer zu riskieren. Ihm fiel auf, dass er noch nicht einmal dessen Namen wusste und er hatte ihn auch nie erfragt. Frierend zog er die Jacke enger um sich. Krischan wünschte sich, genauso namenlos zu sein, wie dieser Mann es war. Dann würde sich auch niemand für ihn interessieren. Besser noch, man würde ihn meiden. Vielleicht sollte er sich einen schlechten Ruf zulegen, kommentierte er seine Gedanken humorlos.
Passend zu seinem Dilemma, begann es zu nieseln. Feine Bindfäden, dicht an dicht, zogen sich vom Himmel bis zur Erde und belegte alles mit einem grauen Schleier. Krischan vermied es, laut zu fluchen. Bedauernd strich er über die leere Tasche, die seinen Planer verborgen gehalten hatte. Alles, seine ganze Hoffnung war zunichtegemacht worden durch einen unbedachten Moment. Er spürte die Verzweiflung, die nach ihm griff, fast körperlich. Im Grunde war ihm zum Weinen zumute. Doch Krischan wollte diesem Tag nicht zu einem krönenden Abschluss dieser Art verhelfen. Niedergeschlagen begann er sich einen Unterschlupf zu suchen, der ihm wenigstens für die Nacht Obdach bot und ihn vor dem Ärgsten bewahrte.
Spannung lag über dem Urwald. Die Hitze flirrte in verwirrenden Luftspiegelungen über die wenigen Lichtungen. Nur in den Wipfeln der Bäume gab es so etwas wie Kühlung und Schatten. Auf dem Boden jedoch herrschte trotz der trägen, grünen Dunkelheit eine unerträgliche Wärme, die sich mit der feuchten Luft verbunden hatte. Shkarr lag regungslos in seinem Versteck, während spärliche, unhörbare Informationen durch den telepathischen Äther flogen. Ansonsten war es auch in dieser Hinsicht ungewöhnlich ruhig. Angespannt warteten die unerfahrenen Jäger in ihren ausgewählten Verstecken auf ihre Beute, die sich für sie unerklärlicherweise bedeckt hielt. Sie hatten doch alles getan, was ihnen Qrusch gesagt hatte. Der Saft einer stark riechenden Pflanze verklebte ihr Fell und verhinderte, dass der Wind ihren Geruch zu den Pendra trug. Nicht die geringste Bewegung verriet ihre Anwesenheit und selbst in Gedanken übten sie sich in Schweigen.
Ein Rascheln hätte Shkarr beinahe nach oben schnellen lassen, doch im letzten Moment befahl er sich selbst, ganz still liegen zu bleiben. Fast lief ein Zittern durch seinen Körper. Seine Muskeln ertrugen kaum noch die Anspannung und jeder Rirasch wünschte endlich die Erlösung. Shkarr blinzelte und versuchte ein nerviges, fliegendes Insekt loszuwerden, das sich bunt schillernd an seinen Wimpern festhielt. Geduld, mahnte er sich selbst und hätte doch lieber aufgeheult.
Endlich! Das Geräusch schien doch mehr zu sein als irgendein anderes Tier. Vorsichtig tappte ein ... Shkarr blinzelte erneut. Aber dieses Mal nicht wegen seines umtriebigen Gastes.
Was war das denn für ein Tier?
War das überhaupt eines?
Unruhig zitterten die silbernen Barthaare. Auch die anderen schienen entgeistert über diese Offenbarung der geheimnisvollen Pendra.
‚Was soll das sein?’, zischte es von einem der Jungen, den Shkarr als einen dunkelbraunfelligen Halbstarken in Erinnerung hatte. Shkarr spürte, wie dieser sich noch mehr konzentrierte und doch nur sehr schwer eine abfällige Bemerkung unterdrücken konnte. Qrusch hatte ihnen mitgeteilt, dass die Pendra nur sehr schwer zu jagen waren. Sie gehörten zu der Art Tiere, die sich ihrer Haut zu wehren wussten und keine leichte Beute waren. Shkarr versuchte festzustellen, welche Art Körperbedeckung dieses Pendra überhaupt hatte. Das war jedoch schwierig festzustellen. Das Pendra war über und über mit Blattwerk, Zweigen und kleinen Steinen bedeckt. Es ließ sich nicht ausmachen, wie das Tier darunter aussah. Nur wenn es sich bewegte, konnte man erkennen, dass da überhaupt etwas war.
Und auch nur, weil es jetzt fast ohne Deckung auf der freien Lichtung stand und friedlich seinen Durst an einer kleinen Pfütze stillte. Das Pendra war sehr groß und Shkarr verstand, warum sie es nur in einer Gruppe jagen sollten.
Wie auf Kommando setzte jeder Rirasch eine Pfote vor die andere. Shkarr nahm den allgemeinen Aufbruch als Gelegenheit wahr, sich von dem ungewöhnlichen Anblick und dem Gefühl der Verwirrung zu trennen, und sich nur darauf zu konzentrieren, dass er nicht hier war, um ungewöhnliche Tiere zu beobachten.
Das Pendra wurde unruhig. Anscheinend war seine Wahrnehmung um einiges besser als die der Katzen, denn es war kein Laut zu hören.
Aber vielleicht war es auch so, dass das Pendra hypernervös war, weil es sich
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