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Shkarr (German Edition)

Shkarr (German Edition)

Titel: Shkarr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan
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seinen Atem ein wenig Wärme einzuhauchen. Der milde Regen hatte sich im Laufe des Tages zu einem wahren Wolkenbruch gemausert und nur sehr spät war es ihm gelungen, einen Unterschlupf zu finden, der nicht brechend voll war und von dem er nicht verjagt wurde. Auf der Straße galten ein paar Gesetze, die er in den letzten Wochen zu Genüge hatte kennenlernen dürfen und eines davon besagte, dass Gastfreundschaft zwar üblich war, aber in Zeiten des Mangels keine Gültigkeit mehr besaß. Hier war es schlicht ein Mangel an Platz, der Krischan dazu zwang, mehr oder weniger ziellos durch die Gegend zu irren, während seine Sachen bis auf die Haut durchtränkt wurden. Man schmiss ihn zwar nirgendwo raus, doch es waren zu viele Menschen an den wenigen Orten, die Schutz boten. Es gab keine Möglichkeit hineinzukommen.
    Ein weiteres Problem war die Aufteilung der Stadt in Bezirke durch die rivalisierenden Gangs. So war es auch nicht möglich, so ohne Weiteres von einem Revier in das andere zu wechseln. Hier kannte man ihn einigermaßen. Doch Cid hatte ihn gewarnt, in den Nachbarbezirk zu gehen. Noch einmal hauchte Krischan in seine klammen Finger. In ihm selbst war jedoch nicht mehr genug Wärme, die er ausatmen konnte. Er war müde, so unendlich müde. Schon halb schlafend sank er zur Seite. Fest rollte er sich zusammen, versuchte, jedes noch so kleine Fitzelchen Wärme zu erhaschen, das in seinem ausgekühlten Körper noch vorhanden war.
     
    Cid schaute wieder und wieder auf das kleine Display. Unangenehme Erinnerungen beschäftigten ihn, ausgelöst durch dieses ultramoderne Ding in seinen Händen, das so ganz und gar nicht in diese Umgebung passte. Immer wieder kam in ihm der Drang hoch, das Gerät an die Wand zu knallen und zu sehen, wie es vielleicht in einer kleinen Funken zischenden Explosion sein elektronisches Leben aushauchte. Doch er wusste, dass ihm wahrscheinlich der Planer nicht einmal diese kleine Genugtuung verschaffen würde. Er würde schlicht und einfach kaputt gehen. Zudem gehörte er Krischan und dieser würde ihn brauchen. Davon ging Cid aus, so oft, wie sein junger Freund mit diesem Ding den Kontakt zur Welt aufrecht erhielt.
    Cid ging alles noch einmal ganz genau durch. Wie hatte er innerlich gehofft, mit Geräten wie diesem und allem, was damit zusammenhing, nie wieder zu tun haben zu müssen. Er wollte vergessen und er wollte vergessen sein. Nichts und niemand sollte ausgraben, was damals passiert war. Müde sah er zu der leeren Schlafstelle, wo bis vor Kurzem noch Krischan gesessen hatte. Woher hätte der Kleine wissen sollen, dass seine Angelegenheiten auch jemanden berührten, der doch offensichtlich nichts damit zu tun hatte?
    Cid war zerknirscht. Er hatte zu heftig und zu konsequent reagiert. Jetzt würde dieser Grünschnabel durch die halbe Stadt irren, ohne zu wissen, warum Cid ihn rausgeschmissen hatte. Ihm eine Erklärung geben? In Cid verkrampfte sich etwas. Er hatte jahrelang geschwiegen. Warum dieses Schweigen brechen? Es gab keinen Grund dafür. Cid erhob sich schwerfällig.
    „Schadensbegrenzung“, murmelte er. Genau darauf lief es jetzt hinaus. Er musste verhindern, dass Krischan doch noch etwas zustieß. Die Jahre auf der Straße hatten in ihm das Gefühl für Verantwortung nicht töten können und warum auch immer war er für diesen Jungen verantwortlich, als er ihn das erste Mal in Schwierigkeiten gesehen hatte und in ihm der Gedanke aufkam, dass er keine drei Tage überleben würde, wenn niemand sich seiner annahm.
     
    Shkarr erhob sich ächzend. Er war Qrusch dankbar, ihn vor dem Maul des Pendra gerettet zu haben. Aber die Erinnerung daran spürte er jedes Mal aufs Neue, sobald er sich bewegte. Alle jungen Jäger waren mittlerweile wieder bei ihren Familien und sie wussten jetzt auch, was es eigentlich mit dieser Jagd auf sich hatte. Hier sollten sie lernen, was es hieß, gemeinsam auch mit fremden TaszRiri zu jagen. Die zweite Erfahrung war: Nicht immer hatte man dabei auch Erfolg, so gut man auch war und sich verstand. Es gab immer ein Tier im Wald, das nicht die Beute war, wenn man sich als Jäger wähnte. Jedes Junge wurde im Laufe seiner Jugendzeit irgendwann diesem unbekannten Tier vorgestellt und es wurde nie damit gerechnet, dass auch nur irgendjemand dieses wehrhafte Wesen zu erlegen vermochte. Im Grunde war es in stiller Übereinkunft eine Art Ritual im Laufe des Lebens eines jeden Rirasch, dessen Sinn eben so erklärt wurde. Wann und wo sich das erste Mal eine

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