Shkarr (German Edition)
nehmen, was krank gemacht hat’, murmelte Shkarr.
Qrusch bestätigte dies durch seine Gefühle.
‚Wie sind die Menschen?’ Qrusch versuchte sich noch einmal in dieser heiklen Frage und hoffte jetzt auf eine Antwort. Shkarr schnurrte leise und verursachte dadurch ein erstauntes Zucken der Barthaare seines Gegenübers.
‚Sehr kompliziert und nicht zu verstehen’, meinte Shkarr und ahmte ein menschliches Lachen nach, was Qruschs Verwirrung noch mehr steigerte. Fasziniert betrachtete dieser die Gedankenschnipsel, die wie vom Wind aufgewirbelt durch den Äther tanzten. ‚Vielleicht sollte ich wirklich von ihm erzählen, da er der einzige Mensch war, den ich besser kennengelernt habe als jeden anderen davor’, lenkte Shkarr ein.
‚Warum hast du dich mit ihm verbunden?’, fragte ihn Qrusch.
Shkarr betrachtete verträumt das Schatten- und Lichtspiel der Bäume.
‚Weil ich mich mit ihm anders nicht unterhalten konnte’, erklärte er. ‚Erst ging es gar nicht und auf einmal bereiteten meine Gedanken ihm Schmerzen. Da ich nicht wusste, was ich tun sollte, tat ich das, was mir richtig erschien.’ Qrusch zwinkerte kurz mit den Augen. ‚Sie kommunizieren nicht wie wir. Sie erzeugen Geräusche, die Wörter und Sätze bilden. Damit reden sie. Wer in Gedanken reden kann und andere können ihn verstehen, der stellt etwas Besonderes dar’, erklärte Shkarr und verdrängte in diesem Moment, dass Qrusch bei den Menschen gewesen war. Es bereitete ihm unerwartet Vergnügen, über Krischan zu berichten und er glitt dabei von einem Thema zum anderen, beleuchtete Bereiche in seinem Leben, über die er sich selbst zuvor kaum Gedanken gemacht hatte. Dadurch, dass Qrusch ihm aufmerksam zuhörte und immer wieder Fragen stellte, verlor Shkarr das Gefühl, nicht wirklich verstanden zu werden. Der ältere Rirasch begriff schnell.
‚Und jetzt? Was willst du mit allem anfangen? Es ist nichts, womit du die Veränderung verhindern kannst’, stellte Shkarr fest.
‚Das ist vielleicht auch nicht möglich. Aber ich denke nicht, dass ich die Hoffnung schon aufgeben sollte. Wir werden sehen. Lass uns jetzt ein paar Pendra jagen. Ich habe gehört, dass du noch nie eines erlegt hast.’ Qrusch lehnte sich leicht nach vorn, berührte Shkarrs Stirn und sah ihn eindringlich an. ‚Was die Verbindung anbelangt: Verlier das nicht aus den Augen! Es könnte dir sehr schaden.’
Shkarr fühlte Qruschs Drängen in seinen Gedanken. Qrusch erforschte dabei Shkarrs Geist, ohne dabei auf dessen Gedanken zu achten.
‚Du kannst die Verbindung jederzeit beenden, solange das Pourok noch nicht begonnen hat. Danach ist es zu spät. Egal, ob ihr euch jemals wiederseht oder nicht’, erklärte Qrusch.
Shkarr nahm die warnende Botschaft gelassener auf als vorher. Er brauchte noch ein wenig Zeit, darüber endgültig zu entscheiden. Mochte er das Band auch nicht mehr fühlen, so war ihm doch, als ob es noch immer leuchtete. Shkarr peitschte seinen Schwanz hin und her; bekundete damit, dass er jetzt mehr Interesse an einer Jagd denn an weiteren Erörterungen hatte. Qrusch schlug seine Krallen in den Boden und drehte sich auf den Hinterläufen um. ‚Dann werde ich dir mal zeigen, wie man einen Pendra erlegt’, rief er und ließ sich vom Geist der Jagd einfangen.
Zwei silberne Rirasch fegten kurz darauf über den Waldboden, überwanden spielend jedes Hindernis und wurden Wimpernschläge später vom Grün des Laubes verschluckt.
Krischan dehnte müde seine angespannten Muskeln. Seine Haltung war im Laufe der Nacht immer nachlässiger geworden. Sein Rücken gab der Schwerkraft nach und protestierte gleichzeitig gegen die Schmerzen, die durch die verspannten Fasern verursacht wurden. Ein Ächzen entfuhr Krischan gefolgt von einem Seufzer der Erleichterung, als sich ein Gefühl von Leichtigkeit einstellte.
Mit roten Augen betrachtete er sein Werk. Er konnte zufrieden sein. Besser hätte es ein Human-Link auch nicht hinbekommen. Bei jeder der angegebenen Organisationen hatte er ein Fenster oder Portal ausmachen können oder hatte unbemerkt eines installiert. Danach hatte er dafür gesorgt, dass sozusagen ein Fuß in der Tür stand und ein Zuschlagen dieser Portale nicht möglich war. Allzu oft konnte man solche Eingänge nicht benutzen. Aber je nach Sicherheitssystem waren ein bis drei Besuche möglich. Ihrem Auftraggeber würde das genügen müssen.
Lustlos kaute Krischan auf einem Stück kalter Pizza, die ihn die Nacht mit der notwendigen Energie
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