Shoal 01 - Lichtkrieg
Transluminal-Technologie könne nicht nur als Schiffsantrieb dienen, sondern sie ließe sich noch für andere Zwecke benutzen. Allein das Wissen um diese Möglichkeit würde erklären, warum wir unseren Heimatstern so weit wie möglich hinter uns lassen wollen …«
Das Dutzend Priester-Genetiker in ihren leuchtenden, durch Farben kodierten druckfesten Blasen hatte sie fast erreicht; sie taten so, als wollten sie an ihnen vorbei in die entgegengesetzte Richtung schwimmen. Der Händler sah, wie der General zu den Blasen schaute, und musste sich beherrschen, um seinem Blick nicht zu folgen.
»Also gut, General, verraten Sie mir, was Ihr Preis ist. Bitte schwafeln Sie mir nichts so Banales wie Macht und Einfluss vor. Ich wäre sehr enttäuscht.«
»Eine Herrschaft, die eine halbe Million Jahre lang ununterbrochen Bestand hatte, würde durch mehr Ehrlichkeit unseren Mitbürgern gegenüber nicht ins Wanken geraten«, antwortete der Leichenfresser prompt. »Wenn man den Forderungen der Mutterstern-Gruppierung nicht nachkommen kann, dann sollte man den Leuten zumindest eine vernünftige Erklärung dafür geben, warum dies nicht möglich ist.«
»Dazu wird es niemals kommen, General. Die Partei, für die ich tätig bin, lehnt diese Vorgehensweise entschieden ab.«
»Dann riskieren Sie einen Aufstand, Fäkalienhändler«, versetzte der General, ohne zu zögern. »Wenn ich darüber nachdenke, passt der Botschafter-Name, den Sie sich zugelegt haben, doch besser zu Ihnen, als ich anfangs glaubte. Die meisten Shoal-Mitglieder leben weit von ihrer Heimatwelt entfernt, aber allen wäre es lieber, ihr angestammter Planet würde gefahrlos um einen stabilen Stern kreisen, als für immer durch eine Wolke aus gefrorenem Staub irren. Im Übrigen könnte es passieren …«
» Im Übrigen könnte was passieren?», lautete die unausgesprochene Erwiderung des Händlers. Für ihn bestand kein Zweifel daran, dass der General Vernunftgründen nicht zugänglich war.
»Im Übrigen«, fuhr General Leichenfresser nach einer Kunstpause fort, »gibt es außer mir noch andere, die bestrebt sind, die Wahrheit zu verbreiten. Daran wird sie keiner hindern können -und erst recht nicht, sollte mir etwas Drastisches zustoßen.«
Der Händler gab das Zeichen. Jählings preschte das Dutzend Priester-Genetiker vor. Ihre Energieblasen schossen Blitze, als sie mit der des Generals zusammenprallten, während der Händler sich eilig in eine sichere Entfernung zurückzog.
Dreizehn Kugeln aus farbigem Licht verschmolzen plötzlich zu einer einzigen Sphäre, in deren Zentrum der General feststeckte. Nun stürzten sich die Priester-Genetiker auf den alten Krieger-Fisch und attackierten ihn mit ihren Tentakeln, deren Enden Klingen aus Diamant trugen. Der General wehrte sich tapfer, aber er war alt, und man hatte ihn überrumpelt.
Ihre Agenten, mein guter General, sind Stümper, dachte der Händler bei sich. Amateurhafter hätte der wackere, aber auf seine Weise unbedarfte Kämpe nicht vorgehen können.
Es war sehr schnell vorbei. Nach wenigen Augenblicken ließen die Priester-Genetiker vom zerfetzten Leichnam des Generals ab, der in einer spiralförmigen Bahn langsam in Richtung Meeresboden trudelte; ihm voraus sank eine Felddisruptor-Waffe in die Tiefe, die der alte Narr an seinem Körper versteckt hatte.
»Verfüttert die Überreste des Generals an die Träumer«, befahl der Händler einem der Priester, der fast so weiß war wie ein Albino. Er trug den bedeutungsvollen Namen: Der-die-Geheimnisse-derer-hütet-die-in-einen-Hinterhalt-geraten-sind. »Sie können seine Erinnerungen genießen.«
Bei dieser Aufforderung blinzelte der Geheimnishüter mit seinen riesigen Augen. »Wenn wir die sterblichen Überreste des Generals den Träumern überlassen, wird seine Matrix, die einstmals sein Bewusstsein beherbergte, mit ihnen verschmelzen und ihnen weitere Informationen einspeisen. Die Erinnerung an den Vorfall, der sich hier ereignet hat, würde bestehen bleiben. Und solange seine Gedächtnisinhalte sich in der Matrix der Träumer befinden, könnte das, was er zum Zeitpunkt seines Todes gewusst hat, von anderen wiederentdeckt werden.«
Der Händler seufzte und stieß einen langen Strom aus Blasen aus. »Und es gehört zu euren Pflichten, derlei Informationen, die ans Licht kommen, zu sieben, zu interpretieren und zu zensieren, nicht wahr? Rigor-Mortis überantwortete sich nur deshalb den Träumern, weil er hoffte, die Wahrheit würde exakt auf die Weise, die
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