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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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zuvor auf Seide geschlafen.« Die Schwache übermannte ihn, und er verfiel in einen traumlosen Schlaf.
    Als er wieder erwachte, fand er mehr Essen in den irdenen Schalen und seine Kleider waren ordentlich neben ihm abgelegt. Man hatte sie gewaschen, gebügelt und mit winzigen, sehr feinen Stichen ausgebessert.
    Aber sein Messer war fort – desgleichen fehlten seine Schlüssel.
    Ich verschaff mir besser ein Messer, und zwar rasch, dachte er. Oder eine Pistole.
    Seine Augen wanderten zum Kruzifix. Trotz seiner Furcht packte ihn immer stärkere Erregung. Sein Leben lang hatte er unter Piloten und Fahrensleuten Erzählungen über die unerhörten Reichtümer gehört, die Portugals unbekanntes Reich im Osten bergen sollte; daß es den Portugiesen mittlerweile gelungen sei, die Heiden zum Katholizismus zu bekehren und auf diese Weise an sich zu fesseln; wo das Gold so billig war wie rohes Eisen, und wo es Smaragde, Rubine, Diamanten und Saphire gab wie Sand am Meer.
    Wenn das mit den Katholiken stimmt, sagte er sich, dann stimmt alles andere vielleicht auch. Was die Reichtümer betrifft. Jawohl. Aber je schneller er wieder bewaffnet war und sicher hinter den Stückpforten der Erasmus stand, desto besser.
    Er aß die Speisen, kleidete sich an, stand ein wenig unsicher auf den Beinen und fühlte sich nicht in seinem Element, wie übrigens immer an Land. Seine Stiefel fehlten. Er ging zur Tür hinüber, wobei er leicht schwankte, so daß er die Hand ausstreckte, um sich festzuhalten; aber die leichten Leisten der Rahmen konnten sein Gewicht nicht tragen und zerbrachen; das Papier riß entzwei. Er richtete sich auf. Die entsetzte Frau im Korridor starrte zu ihm hinauf.
    »Tut mir leid«, sagte er, und in seiner Unbeholfenheit kam er sich merkwürdig unsicher vor. Die Reinheit des Raumes war irgendwie besudelt.
    »Wo sind meine Stiefel?«
    Verständnislos starrte die Frau ihn an. Folglich faßte er sich in Geduld und machte ihr durch Zeichensprache sein Begehr begreiflich, woraufhin sie einen Gang entlangeilte, niederkniete, eine weitere Schiebetür aufschob und ihn heranwinkte. Stimmen ließen sich in der Nähe vernehmen und das Geräusch rinnenden Wassers. Er trat durch die Schiebetür und befand sich in einem anderen, nahezu kahlen Raum. Dieser ging auf eine Veranda hinaus, deren Stufen zu einem kleinen Garten hinunterführten, der von einer hohen Mauer eingefaßt war. Neben diesem Haupteingang standen zwei alte Frauen, drei in leuchtendrote Gewänder gekleidete Kinder und ein alter Mann, offensichtlich ein Gärtner, denn er trug einen Rechen in der Hand. Augenblicklich verneigten sich alle ehrerbietig und hielten die Köpfe gesenkt.
    Zu seiner Verwunderung sah Blackthorne, daß der alte Mann nackt war bis auf ein kurzes, schmales Lendentuch, das kaum seine Geschlechtsteile bedeckte.
    »Morgen«, sagte er, da er nicht wußte, was er sonst sagen sollte.
    Sie blieben regungslos stehen, die Köpfe immer noch gesenkt.
    Befremdet starrte er sie an; dann erwiderte er unbeholfen die Verneigung. Erst daraufhin richteten sie sich alle auf und lächelten ihn an. Der alte Mann verneigte sich noch einmal und machte sich wieder an seine Arbeit. Die Kinder starrten ihn an, brachen dann unvermittelt in Lachen aus und stoben davon. Die alten Frauen verschwanden in der Tiefe des Hauses, aber er spürte, daß sie ihn nicht aus den Augen ließen.
    Unten an der Treppe sah er seine Stiefel stehen. Ehe er sie aufheben konnte, hatte sich die nicht mehr ganz junge Frau davor hingekniet, und zu seiner Verlegenheit half sie ihm, die Stiefel anzuziehen.
    »Vielen Dank«, sagte er. Er überlegte einen Augenblick, dann deutete er auf sich selbst. »Blackthorne«, sagte er mit Bedacht. »Blackthorne.« Dann wies er auf sie. »Und wie heißt du?«
    Ohne zu begreifen, sah sie ihn an.
    »Blackthorne«, wiederholte er langsam, zeigte wieder auf sich und dann auf sie. »Wie heißt du?«
    Sie runzelte die Stirn, dann schien ihr etwas zu dämmern, denn sie zeigte auf sich und sagte: »Onna! Onna!«
    »Onna!« wiederholte er, genauso stolz auf sich, wie sie auf sich war. »Onna.« Sie lächelte glücklich. »Onna!«
    Der Garten war mit nichts zu vergleichen, was er je gesehen hatte: ein kleiner Wasserfall, ein Bach mit einer kleinen Brücke, sorgsamst gepflegte Kieswege und Felsen und Blumen und Sträucher.
    »Unglaublich!« sagte er.
    » Unaubich ?« wiederholte sie hoffnungsvoll.
    »Nichts«, sagte er. Doch dann, da er nicht wußte, was sonst tun, schickte er

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