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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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oder englisches Schiff einordnen mußte, das neu war auf den meisten Meeren, schlanker und schneller, ein bewaffnetes Kauffahrteischiff, entworfen und verbessert nach den englischen Kaperschiffen, die auf den spanischen Meeren soviel Verheerung anrichteten. Den Priester umgaben zehn Eingeborene, schwarzhaarig und mit schwarzen Augen, einer so gewandet wie er, nur daß er Riemensandalen trug. Die anderen hingegen waren in vielfarbene Gewänder oder weite Hosen gekleidet oder trugen nur einfach Lendentücher. Bewaffnet aber war keiner von ihnen.
    Alles in ihm drängte Blackthorne davonzulaufen, solange noch Zeit war, doch er wußte, daß er nicht die Kraft dazu hatte und daß es auch keinen Ort gab, an dem er sich hätte verbergen können. Die Größe seiner Gestalt und die Farbe seiner Augen machten ihn zum Fremden in dieser Welt. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand.
    »Wer seid Ihr?« fragte der Priester auf portugiesisch. Er war ein beleibter, dunkler Mann Mitte zwanzig mit einem langen Bart.
    »Wer seid Ihr?« Blackthorne starrte ihn seinerseits an.
    »Das da ist ein niederländischer Pirat! Ihr seid ein ketzerischer Holländer. Ihr seid Seeräuber! Gott sei Euch gnädig!«
    »Wir sind keine Seeräuber. Wir sind friedliche Kaufleute – nur unseren Feinden gegenüber nicht. Ich bin Pilot dieses Schiffes. Wer seid Ihr?«
    »Pater Sebastio. Wie seid Ihr hierhergekommen? Wie?«
    »Wir sind an Land getrieben worden. Wo sind wir hier? Ist dies hier Japan?«
    »Ja. Japan. Nippon«, erklärte der Priester ungeduldig und wandte sich an einen der Männer, der älter schien als die anderen, dabei klein von Statur und hager, aber mit kräftigen Armen und schwieligen Händen, den Scheitel geschoren und das Haar zu einem dünnen Pinsel zusammengebunden, der genauso grau war wie seine Augenbrauen. Bedächtig redete der Priester auf japanisch auf ihn ein und wies dabei wiederholt auf Blackthorne. Alle schienen entsetzt, und einer von ihnen bekreuzigte sich rasch, als wollte er sich beschützen.
    »Holländer sind Ketzer, Aufrührer und Piraten. Wie heißt Ihr?«
    »Ist das hier eine portugiesische Niederlassung?«
    Die Augen des Priesters waren hart und blutunterlaufen. »Der Dorfschulze sagt, er habe die Behörden von Eurer Ankunft verständigt. Wo ist der Rest Eurer Mannschaft?«
    »Wir sind vom Kurs abgetrieben worden. Wir brauchen nur Proviant und etwas Zeit, um unser Schiff auszubessern. Dann werden wir weitersegeln. Wir bezahlen für alles …«
    »Wo ist der Rest Eurer Mannschaft?«
    »Das weiß ich nicht. An Bord. Ich nehme an, sie sind an Bord.«
    Abermals holte der Priester Auskünfte beim Dorfschulzen ein, der Antwort gab, auf das andere Ende des Dorfes wies und umständliche Erklärungen von sich gab. Der Priester wandte sich wieder Blackthorne zu. »Verbrecher werden hierzulande gekreuzigt, Pilot. Ihr werdet sterben. Der Daimyo mit seinen Samurai ist bereits auf dem Weg hierher. Gott sei Eurer Seele gnädig!«
    »Was ist ein Daimyo?«
    »Ein Lehnsherr. Ihm gehört diese ganze Provinz. Wie seid Ihr hierhergekommen?«
    »Und Samurai?«
    »Krieger – Soldaten – Angehörige der Kriegerkaste«, sagte der Priester zunehmend irritiert. »Woher kommt Ihr, und wer seid Ihr?«
    »Eure Aussprache ist mir fremd«, sagte Blackthorne, um ihn zu verunsichern. »Seid Ihr Spanier?«
    »Ich bin Portugiese!« erklärte der Priester hochfahrend. Er hatte tatsächlich nach dem Köder geschnappt. »Ich habe Euch doch schon gesagt, ich bin Pater Sebastio aus Portugal. Wo habt Ihr so gut Portugiesisch sprechen gelernt, eh?«
    »Aber Portugal und Spanien sind heute doch ein und dasselbe Land«, erklärte Blackthorne spöttisch. »Sie haben ein und denselben König.«
    »Wir sind ein eigenes Land. Wir sind ein eigenständiges Volk. Das ist immer so gewesen. Wir führen unsere eigene Flagge. Unsere überseeischen Besitzungen haben mit den spanischen nichts gemein. König Philipp hat uns das zugestanden, als er unser Land an sich riß.« Mit sichtlicher Mühe gelang es Pater Sebastio, sich zu beherrschen; seine Finger zitterten. »Er hat meine Heimat vor zwanzig Jahren mit Waffengewalt in seine Hand gebracht! Seine Soldaten und diese Ausgeburt des Teufels, der spanische Tyrann, der Herzog von Alba – sie haben uns unseren rechtmäßigen König genommen. Que vá ! Jetzt regiert Philipps Sohn, aber auch er ist nicht unser richtiger König. Bald werden wir unseren eigenen König wieder haben.« Und giftig fügte er dann noch hinzu:

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