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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sie mit einer Handbewegung fort. Gehorsam und höflich verneigte sie sich und ging.
    Blackthorne saß gegen einen Pfosten gelehnt in der warmen Sonne. Wo die anderen wohl sind? Ob der Generalkapitän noch lebt? Wie viele Tage habe ich geschlafen? Ich erinnere mich, daß ich aufgewacht bin, gegessen und wieder weitergeschlafen habe; das Essen war genauso unbefriedigend wie die Träume.
    Die Kinder wirbelten aufgeregt vorbei, spielten Haschen, und er war verlegen ob der Nacktheit des Gärtners, denn wenn der Mann sich bückte oder vornüberbeugte, konnte man alles sehen, und Blackthorne war verwundert, daß die Kinder das gar nicht zu bemerken schienen. Über der Mauer sah er ziegel- und strohgedeckte andere Gebäude, und weiter weg hohe Berge. Ein frischer Wind fegte über den Himmel und ließ den Häufchenwolken keine Ruhe. Bienen summten auf der Suche nach Nektar – es war ein herrlicher Frühlingstag. Sein Körper verlangte nach mehr Schlaf, doch er raffte sich auf und ging auf die Gartentür zu. Der Gärtner lächelte und eilte herbei, ihm die Tür aufzuhalten, verneigte sich und schloß sie hinter ihm.
    Das Dorf war um den halbmondförmigen, nach Osten sich öffnenden Hafen herum gebaut; zweihundert Häuser vielleicht. Sie drängten und duckten sich am flachen Hang des Berges, der sich bis ans Ufer hinunterzog. Darüber waren terrassenförmig Felder und Feldwege angelegt, die nach Norden und Süden führten. Die Uferstraße unten war gepflastert, eine steinerne Rampe führte von dort ins Wasser hinein. Ein guter sicherer Hafen mit steinerner Mole; Männer und Frauen, die Fische säuberten und Netze knüpften; am Nordende ein im Bau befindliches Boot von eigentümlicher Form. Weit draußen auf See erblickte er Inseln, im Osten ebenso wie im Süden. Die Riffe lagen also dort oder hinter dem Horizont.
    Im Hafen lag eine Menge weiterer sonderbar gebauter Boote, die wohl zumeist dem Fischfang dienten, einige davon mit einem großen Segel, viele mit zwei Riemen ausgestattet – wobei die Ruderer standen und sich mit den Riemen gegen die Strömung anstemmten und nicht sitzend pullten, wie er es getan hätte. Ein paar von den Booten sollten gerade auslaufen, andere waren mit dem Bug am hölzernen Pier vertäut, während die Erasmus fünfzig Yard vom Ufer entfernt wohlverankert in ruhigem Wasser dalag. Wer hat das getan, fragte er sich. Es lagen Boote längsseits seines Schiffes, und er konnte Eingeborene an Bord erkennen. Nur niemand von seinen eigenen Leuten.
    Er sah sich im Dorf um und wurde sich der vielen Augen bewußt, die ihn beobachteten. Sobald die Leute sahen, daß er sie bemerkte, verneigten sie sich, woraufhin er die Verneigung erwiderte, wobei er immer noch recht verlegen war. Daraufhin gingen sie fröhlich weiter ihrer Beschäftigung nach, eilten hin und her, blieben stehen, schienen seine Anwesenheit gar nicht zu bemerken.
    Was ist es nur, was so sonderbar an ihnen ist, fragte er sich. Es sind doch nicht nur ihre Kleider und ihr Benehmen. Es ist – sie tragen keine Waffen, schoß es ihm fassungslos durch den Sinn. Weder Schwerter noch Handfeuerwaffen! Wie kommt das nur?
    Offene Läden mit einem kunterbunten Angebot von Waren sowie zu Ballen verpackte Güter säumten die kleine Straße. Der Estrich der Läden war etwas erhöht, und Käufer wie Verkäufer knieten oder hockten auf den reinlichen Bodenbrettern. Blackthorne bemerkte, daß die meisten Holzschuhe oder Bastsandalen trugen, einige von ihnen mit den gleichen dicksohligen weißen Socken, die einen Einschnitt zwischen großem Zeh und dem danebenliegenden aufwiesen, um die Riemen der Fußbekleidung hineinzuschieben; allerdings ließen sie Holzschuhe wie Sandalen draußen auf der Erde stehen. Diejenigen, die barfuß liefen, säuberten ihre Füße und schlüpften in saubere Haussandalen. Sehr vernünftig, wenn man sich's überlegt, sagte er sich im höchsten Maße verwundert.
    Dann sah er den Mann mit der Tonsur auf sich zukommen, und Furcht stieg aus seinen Hoden in seine Eingeweide, so daß ihm übel wurde. Offensichtlich war dieser Priester Portugiese oder Spanier. Er trug eine wallende orangefarbene Robe, und weder Rosenkranz und Kruzifix waren an seinem Gürtel zu übersehen – noch die kalte Feindseligkeit, die ihm ins Gesicht geschrieben stand. Sein Gewand war schmutzig von der Reise und seine europäischen Stiefel schlammverkrustet. Er schaute zum Hafen hinaus und zur Erasmus hinüber, und Blackthorne wußte, daß er sie als holländisches

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