Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
Maße verstört durch Marikos Reaktion auf das, was gesagt worden, jedoch gleichzeitig froh, daß er zugestimmt hatte, sie als Dolmetsch zu nehmen.
    »Ich würde Pater Tsukku-san fragen«, sagte sie. »Aber außerdem würde ich jemanden hinausschicken in die Welt, damit er sich überzeuge. Vielleicht mit dem Anjin-san!«
    Kiri sagte: »Wenn der Priester diese Behauptungen nicht unterschreibt, so muß das nicht notwendigerweise heißen, daß der Anjin-san lügt, neh?«
    Kiri sah den Knaben abermals gähnen, und darüber war sie froh. Je weniger das Kind versteht, desto besser, sagte sie sich. Dann erklärte sie: »Warum nicht nach dem obersten der christlichen Priester schicken und ihn über diese Tatsachen ausfragen? Mal sehen, was er sagt. Ihre Mienen sind meistens durchsichtig; sie besitzen so gut wie gar kein Geschick zur Verstellung!«
    Die Augen auf Mariko, nickte Toranaga. »Nach Eurer Kenntnis der Südlichen Barbaren, Mariko-san, würdet Ihr meinen, daß die Befehle eines Papstes befolgt werden würden?«
    »Ohne jeden Zweifel.«
    »Würden alle katholischen Christen seinen Befehlen gehorchen?«
    »Ja. Selbst unsere Christen hier. Selbst ich, Euer Gnaden. Sofern es sich um einen direkten Befehl Seiner Heiligkeit an mich persönlich handelte. Jawohl, um der Rettung meiner Seele willen.« Ihr Blick hielt dem seinen stand. »Aber bis dahin werde ich niemandem gehorchen außer meinem Lehnsherrn, dem Oberhaupt meiner Familie oder meinem Gatten. Ich bin Japanerin, Christin zwar, zuerst jedoch Samurai.«
    »Dann, meine ich, wäre es gut, wenn Seine Heiligkeit sich von unseren Küsten fernhielte.« Toranaga dachte einen Moment nach. Dann beschloß er, was er mit dem Barbaren, Anjin-san, machen wollte. »Sagt ihm …« Er sprach nicht weiter. Aller Augen wandten sich dem Gartenweg zu und einer betagteren Frau, die sich näherte. Sie war in das Habit einer buddhistischen Nonne gekleidet. Vier Graue begleiteten sie. Die Grauen blieben stehen, und sie ging allein weiter.

17. Kapitel
    Alle verneigten sich sehr tief. Toranaga entging nicht, daß der Barbar es ihm gleichtat, statt sich zu erheben und die Näherkommende schamlos anzustarren, wie es bei ihnen Sitte war. Der Pilot lernte rasch, dachte er; er war noch ganz erregt von dem, was er gehört hatte. Zehntausend Fragen hätte er stellen mögen, doch schob er sie beiseite, um sich ganz auf die unmittelbar vor ihm liegende Gefahr zu konzentrieren.
    Kiri hatte sich hochgerafft, um der alten Frau ihr Kissen zu überlassen, und kniete sich dann hinter ihr nieder: regungslos und bereit, jeden ihrer Wünsche zu erfüllen.
    »Vielen Dank, Kiritsubo-san«, sagte die Frau, nachdem sie alle Verneigungen erwidert hatte. Es war Yodoko, die Witwe des Taikō – seit seinem Tode buddhistische Nonne. »Es tut mir leid, daß ich unangemeldet komme und Euch störe, Herr Toranaga.«
    »Ihr seid immer willkommen und stets eingeladen, Yodoko-sama.«
    »Ich danke Euch, vielen Dank.« Sie sah zu Blackthorne hinüber und verengte die Augen, um besser sehen zu können. »Aber ich glaube, ich störe. Ich kann zwar nicht sehen, wer … Oh, ist das ein Barbar? Mit meinen Augen wird es immer schlechter. Es ist aber nicht der Tsukku-san, nicht wahr?«
    »Nein, der neue Barbar«, sagte Toranaga.
    »Ach, der!« Yodoko strengte ihre Augen an. »Sagt ihm bitte, ich kann nicht gut sehen. Daher meine Unhöflichkeit.«
    Mariko tat, wie ihr geheißen. »Er sagt, in seinem Land sind viele Menschen kurzsichtig, Yodoko-sama, doch trügen sie Augengläser. Er fragte, ob wir auch Brillen kannten. Und ich sagte ihm, ja, einige – die sie von den Südlichen Barbaren haben. Daß auch Ihr sie früher getragen habt, es jetzt jedoch nicht mehr tut.«
    »Ja. Ich ziehe den Nebel um mich herum vor. Es mißfällt mir vieles, was ich heutzutage sehen muß.« Yodoko wandte sich ab, sah zu dem Knaben hinüber und tat so, als habe sie ihn eben erst entdeckt. »Ach, mein Sohn! Hier also steckst du. Ich hatte schon nach dir gesucht. Wie gut es tut, den Kwampaku zu sehen.« Ehrerbietig verneigte sie sich.
    »Ich danke Euch, Erste Mutter.« Yaemon strahlte und erwiderte die Verneigung. »Ach, Ihr hättet den Barbaren hören sollen! Er hat uns eine Weltkarte aufgezeichnet und uns komische Dinge erzählt von Menschen, die nie baden! Und daß sie in Schneehäusern leben und Felle tragen wie böse Kami!«
    Die alte Dame schnaubte verächtlich. »Je weniger von ihnen sich hier bei uns blicken lassen, desto besser, glaube ich.

Weitere Kostenlose Bücher