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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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entdeckte nichtkatholische Land für sich zu beanspruchen, die existierende Regierung zu beseitigen und sie durch eine katholische Herrschaft zu ersetzen.« Auf der Karte zog er mit dem Finger eine von Norden nach Süden verlaufende Linie, die mitten durch Brasilien ging. »Alles, was östlich dieser Linie liegt, gehört zu Portugal, und alles westlich davon zu Spanien. Pedro Cabral hat 1500 Brasilien entdeckt, und folglich gehört Brasilien jetzt Portugal, haben die Portugiesen die dortige Eingeborenenkultur und ihre rechtmäßigen Herrscher vernichtet und sind sie durch das Gold und das Silber, das sie aus den brasilianischen Bergwerken und aus den geplünderten einheimischen Tempeln herausgeholt haben, reich geworden. Das gesamte übrige Amerika, das man bis heute entdeckt hat, gehört jetzt Spanien – Mexiko, Peru, fast dieser ganze Südkontinent. Sie haben die Inkavölker ausgelöscht, ihre Kultur zerstört und Hunderttausende von ihnen zu Sklaven gemacht. Die Conquistadores sind mit modernen Feuerwaffen ausgestattet – die Eingeborenen nicht. Zusammen mit den Conquistadores kamen die Priester. Bald hatte man ein paar einheimische Fürsten zum Christentum bekehrt und machte sich bestehende Feindschaften zunutze. Fürst wurde gegen Fürst gehetzt und nach und nach das ganze Reich geschluckt. Jetzt ist Spanien durch das Inka-Gold und das mexikanische Silber zum reichsten Land unserer Erde geworden.«
    Mariko war ernst geworden. Sie hatte die Bedeutung von Blackthornes Lektion schnell begriffen. Toranaga desgleichen.
    »Mein Gebieter sagt, dies sei eine wertlose Unterhaltung. Wie konnten sie einander derartige Rechte zugestehen?«
    »Die Könige selbst haben das nicht getan«, erklärte Blackthorne mit allergrößtem Ernst. »Das hat der Papst getan, der Stellvertreter Christi auf Erden. Und zwar als Belohnung dafür, daß sie das Wort Gottes verbreiteten.«
    »Das glaube ich nicht«, rief sie aus.
    »Bitte, dolmetscht, was ich gesagt habe, Senhora. Es ist honto.«
    Sie gehorchte und sprach lange.
    Offensichtlich war sie zutiefst beunruhigt.
    »Mein Gebieter – mein Gebieter sagt, Ihr – Ihr versuchtet nur, ihm das Herz zu vergiften und ihn gegen Eure Feinde einzunehmen. Was ist die Wahrheit? Bei Eurem eigenen Leben, Senhor?«
    »Die erste Scheidelinie legte Papst Alexander VI. im Jahre 1493 fest. Anno 1506 gab Papst Julius II. dem Vertrag von Tordesillas, den Spanien und Portugal unterzeichnet hatten und demzufolge die Scheidelinie ein wenig verändert wurde, seinen Segen, indem eine zweite Scheidelinie hier gezogen wurde«, sein Finger zeichnete einen Längengrad in den Sand, der durch die Südspitze Japans hindurchging. »Damit erhielt Portugal das ausschließliche Recht auf Euer Land und alle diese Länder – von Japan und China bis nach Afrika –, und zwar so, wie ich es gesagt habe. Um es – als Belohnung für die Verbreitung des Katholizismus – auszubeuten, und zwar mit allen Mitteln.« Abermals wartete er, und die Frau zögerte, so sehr war sie innerlich in Aufruhr. Er meinte förmlich, Toranagas wachsenden Zorn zu spüren, daß er so lange auf die Übersetzung warten mußte. Mariko zwang sich, zu wiederholen, was er gesagt hatte. Dann lauschte sie wieder Blackthorne, und was sie hörte, erfüllte sie mit Abscheu. Ist denn das wirklich möglich? fragte sie sich. Wie konnte Seine Heiligkeit nur solche Dinge sagen! Unser Land den Portugiesen zu geben? Es muß eine Lüge sein.
    »Der Pilot sagt, Euer Gnaden«, begann sie, »in – in der Zeit, da diese Entscheidungen von Seiner Heiligkeit, dem Papst, gefällt wurden, sei ihre ganze Welt, selbst das Land des Anjin-san, christlich-katholisch gewesen. Zu der Spaltung war es noch nicht gekommen. Folglich waren diese päpstlichen Entscheidungen bindend für alle Welt – für alle Völker. Wie dem auch sei, er sagt noch, daß, wiewohl die Portugiesen das ausschließliche Recht hätten, Japan auszubeuten, Spanien und Portugal ständig miteinander im Streit liegen darüber, wem nun das Eigentumsrecht wirklich zusteht, da der Handel mit China so unerhört ertragreich sei.«
    »Was haltet Ihr davon, Kiri-san?« sagte Toranaga, genauso erschüttert wie die anderen. Nur der Knabe zeigte kein Interesse mehr und spielte mit seinem Fächer.
    »Er glaubt zweifellos, daß er die Wahrheit spricht«, sagte Kiri. »Ja, das glaube ich. Aber wie das beweisen – zumindest teilweise?«
    »Wie würdet Ihr das beweisen, Mariko-san?« fragte Toranaga, im höchsten

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