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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Vorschlag macht«, sagte Toranaga.
    »Ihr seid ein Mann, Tora-chan. Ihr könntet mit einer solchen Frau fertig werden. Ihr seid der einzige Mann im ganzen Reich, der das könnte, neh? Sie wäre eine glänzende Partie für Euch! Überlegt doch nur einmal, wie sie kämpft, um die Interessen ihres Sohnes zu wahren, und dabei ist sie nur ein wehrloses Weib! Sie wäre eine würdige Frau für Euch!«
    »Ich glaube nicht, daß sie es jemals in Betracht ziehen würde.«
    »Und wenn sie es doch täte? Viele Menschen glauben, daß nur Ihr Yaemon und dem Antritt seines Erbes im Wege steht.«
    »Es gibt viele Narren auf der Welt!«
    »Ja. Aber Ihr seid keiner, Toranaga-sama! Und die Dame Ochiba auch nicht.« Aber Ihr auch nicht, meine Dame, dachte er.

18. Kapitel
    Im Schutz der Dunkelheit kletterte der Mörder über die Mauer in den Garten. Er trug enganliegende dunkle Kleider, und seine Tabis waren schwarz, genauso schwarz wie die Kapuze und die Maske, die er vors Gesicht gebunden hatte. Er war ein kleiner Mann und lief geräuschlos dahin, um unmittelbar vor den steil ragenden Mauern stehenzubleiben. Geschickt warf er einen stoffumwickelten Haken mit einer dünnen Seidenschnur daran in die Höhe. Der Haken blieb am Steinsims der Brustwehr hängen. Er kletterte das Seil hinauf, zwängte sich durch einen schmalen Fensterspalt und verschwand im Inneren.
    Der Gang war von Kerzen erhellt. Kein Mensch war zu sehen. Er schlich den Gang entlang, öffnete eine Tür, die nach draußen führte, und trat auf die zinnenbewehrte Brustwehr hinaus. Nochmals ein geschickter Wurf, ein kurzer Aufstieg, und er befand sich in dem darübergelegenen Gang. Die Wachen, die an den Ecken der Brustwehr standen, hörten nichts.
    Er drückte sich in eine Mauernische, als Braune still auf ihrem Rundgang vorüberkamen. Dann lief er den ganzen Gang hinunter. Leise lugte er um die Ecke. Ein Samurai bewachte die Tür am anderen Ende. Die Flammen der Kerzen flackerten in der Stille. Mit gekreuzten Beinen saß die Wache da, gähnte, lehnte sich gegen die Mauer und streckte sich. Für einen kurzen Moment schloß er die Augen. Sofort schoß der Mörder vor. Lautlos. Seine Hände hatten das seidene Seil zu einer Schlinge zusammengelegt, er warf sie der Wache über den Kopf und zog sie mit einem Ruck zu. Ein kurzer Stich mit dem Dolch zwischen die Nackenwirbel und die Wache regte sich nicht mehr.
    Behutsam drückte der Mann die Tür auf. Die Audienzhalle war leer, die inneren Türen unbewacht. Er schleifte die Leiche hinein und machte die Tür wieder zu. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, durchmaß er die weite Halle und entschied sich für die linke innere Tür. Sie bestand aus Holz, war aber dick mit Eisen beschlagen. Sein Krummdolch glitt in seine rechte Hand. Leise klopfte er. »In den Tagen des Kaisers Shirakawa …« sagte er. Es waren die ersten Worte der Parole.
    Von der anderen Seite der Tür vernahm man, wie ein Schwert aus der Scheide gezogen wurde, dann kam die Antwort: »… lebte ein weiser Mann namens Enraku-ji …«
    »… Welcher die einunddreißigste Sutra schrieb. – Ich habe dringende Nachrichten für Herrn Toranaga.«
    Die Tür schwenkte auf, und der Mörder warf sich vorwärts. Der Dolch fuhr hinauf in die Gurgel des ersten Samurai, war aber im selben Augenblick schon wieder draußen und grub sich an der gleichen Stelle in die des zweiten Wächters. Eine leichte Drehung, und schon war sie auch hier wieder draußen. Beide Männer waren bereits tot, noch ehe sie zusammenbrachen. Einen fing er auf und ließ ihn sanft zu Boden gleiten; der andere fiel ungestützt, machte jedoch keinerlei Geräusch. Blut rann auf den Boden, und ihre Körper zuckten.
    Der Mann eilte diesen inneren Gang hinunter, der nur schwach beleuchtet war. Dann glitt eine Shoji- Tür auf. Er erstarrte und wandte langsam den Kopf.
    Zehn Schritt von ihm entfernt starrte Kiri ihn mit einem Tablett in den Händen an. Dann fiel das Tablett zu Boden, fuhr Kiri mit der Hand in den Obi und zog einen Dolch hervor. Ihr Mund machte Sprechbewegungen, doch sie brachte keinen Laut hervor, und er rannte bereits auf die Ecke zu. Am anderen Ende ging eine Tür auf, und ein völlig verdatterter, noch schlaftrunkener Samurai spähte heraus.
    Der Mörder fuhr auf ihn los und erkannte zu seiner Rechten die Shoji -Tür, die er suchte. Kiri schrie auf und schlug Alarm, gleichzeitig entwich er in die Dunkelheit, durch diesen Vorraum, hinweg über die aus dem Schlaf schreckenden Frauen und

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