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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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worden. Doch die Belege waren ganz anders als alle, die er jemals kennengelernt hatte, und so nahm er an, daß die Japaner das Fahrzeug sicher gemacht hatten. Er schickte sich an, die Gangway hinabzugehen, doch blieb er stehen. Er spürte, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach, als er sie alle bösartig auf sich herabstarren sah, und dachte: Herrgott, wie kann ich nur so unbedacht sein! Höflich verneigte er sich, und sogleich verflog die Feindseligkeit; alle verneigten sich ihrerseits und lächelten wieder. Trotzdem spürte er noch, wie der Schweiß ihm das Rückgrat hinunterrann; er haßte alles, was mit diesem Japan zu tun hatte, und wünschte, er und seine Mannschaft wären wieder an Bord, bewaffnet und draußen auf See.
    »Beim Herrn Jesus Christus, ich glaube, Ihr habt unrecht, Pilot«, sagte Vinck. Sein zahnloses Grinsen war breit und hatte etwas Unanständiges. »Wenn Ihr mit dem Fraß zurechtkommt, den sie Essen nennen, ist dies hier der schönste Ort, an dem ich je gewesen bin. Wirklich! Ich hab' in diesen drei Tagen zwei Frauen gehabt; die sind wie die Karnickel. Die tun alles, man muß ihnen bloß zeigen, wie.«
    »Stimmt schon. Aber ohne Fleisch oder Schnaps kannst du nichts tun. Jedenfalls nicht für lange Zeit. Ich bin noch völlig zerschlagen, und ich hab's auch nur einmal gekonnt«, sagte Maetsukker, wobei es in seinem schmalen Gesicht zuckte. »Diese gelben Hunde wollen einfach nicht begreifen, daß wir Fleisch und Bier und Brot brauchen. Und Brandy oder Wein.«
    »Das ist das schlimmste! Herrgott, ein Königreich für einen Grog!« Baccus van Nekk war es anzusehen, daß er Trübsal blies. Er kam herüber, stellte sich dicht vor Blackthorne hin und blickte aus schmalen Augen zu ihm hinauf. Er war sehr kurzsichtig, und seine letzte Brille war während des Sturms verlorengegangen. Er war der oberste der Kaufleute, Schatzmeister und Vertreter der Holländischen Ostindien-Gesellschaft, die das Geld für die Reise aufgebracht hatte. »Wir sind an Land und in Sicherheit, und trotzdem hab' ich bis jetzt noch keinen Schluck zu trinken gekriegt. Nicht einen einzigen Tropfen! Schrecklich! Habt Ihr einen bekommen, Pilot?«
    »Nein!« Blackthorne war es zuwider, jemand so nahe vor sich zu haben, doch Baccus war ein Freund und noch dazu nahezu blind, und deshalb trat er nicht zurück. »Nur heißes Wasser mit Kräutern darin.«
    »Nichts zu trinken als heißes Wasser mit Kräutern darin – der Himmel steh uns bei! Wenn es in diesem ganzen Land nun überhaupt keinen Schnaps gibt?«
    Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. »Ihr müßt mir einen großen Gefallen tun, Pilot! Bittet um was zu trinken für uns, ja?«
    Blackthorne hatte das Haus, das man ihnen zugewiesen, am östlichen Rand des Dorfes entdeckt. Die Samurai-Wache hatte ihn hineingelassen, doch seine Männer hatten ihm bestätigt, daß es ihnen nicht erlaubt sei, durch das Gartentor hinauszugehen. Wie in seinem, gab es auch in diesem Haus viele Räume, nur war es wohl größer, und es war vollgestopft mit vielen Dienern jeden Alters, Männern wie Frauen.
    Es waren elf von seinen Leuten, die noch lebten. Die Toten hatten die Japaner fortgeschafft. Mit großen Mengen frischen Gemüses hatte man den Skorbut zurückgedrängt, und bis auf zwei von ihnen befanden sich alle sichtlich auf dem Weg der Besserung. Diese beiden hatten Blut im Stuhl, und in ihren Eingeweiden schwärte es. Vinck hatte sie zwar zur Ader gelassen, doch das half nichts.
    Er nahm an, daß sie gegen Abend sterben würden. Der Generalkapitän befand sich in einem anderen Raum und war noch immer sehr, sehr krank.
    Sonk, der Smutje, ein stämmiger kleiner Kerl, sagte unter Lachen: »Es ist gut hier, wie Johann sagt, Pilot, bis auf das Essen, und daß es keinen Grog gibt. Und mit den Eingeborenen kommt man auch gut zurecht, solange man im Haus keine Schuhe trägt. Sonst geraten die kleinen Gelben schier außer sich.«
    »Hört zu«, sagte Blackthorne. »Es gibt hier einen Priester, einen Jesuiten.«
    »Gütiger Himmel!« Alles muntere Scherzen verging ihnen, als er ihnen von dem Priester und der Köpfung erzählte.
    »Warum hat er denn dem Mann den Kopf abgeschlagen, Pilot?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wir gehen besser wieder zurück an Bord. Wenn wir an Land hier Papisten in die Hände fallen …«
    Furcht machte sich jetzt breit. Salamon, der Stumme, ließ Blackthorne nicht aus den Augen. Sein Mund arbeitete, Speichelbläschen erschienen in seinen Mundwinkeln.
    »Nein, Salamon, da ist

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