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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ermordet, einfach so? Warum hat er das getan? Warum hat er ihn getötet?«
    »Ich weiß es nicht, Ginsel. Aber eine solche Geschwindigkeit hast du noch nicht gesehen. Eben war das Schwert noch in der Scheide, und gleich darauf rollte der Kopf.«
    »Der Herr beschütze uns!«
    »Lieber Herr Jesus«, murmelte van Nekk. »Wenn wir nicht zurückkönnen aufs Schiff … Dieser verdammte Sturm! Ich komme mir so hilflos vor ohne meine Brille.«
    »Wie viele Samurai waren denn an Bord, Pilot?« fragte Ginsel.
    »An Deck zweiundzwanzig. Aber an Land waren noch mehr.«
    »Der Zorn Gottes wird sich über alle Heiden und Sünder ergießen, und sie werden für alle Ewigkeit in der Hölle schmoren.«
    »Dessen wäre ich gern ganz sicher, Jan Roper«, sagte Blackthorne, und seine Stimme hatte etwas Schneidendes bekommen, als ob er fürchtete, die Rache Gottes könne herniederfahren in diesen Raum.
    »Da könnt Ihr ganz sicher sein, Pilot, wirklich. Ich bin es. Ich bete darum, daß Eure Augen aufgetan werden für Gottes Wahrheit. Daß Ihr erkennt, daß wir alle nur Euretwegen hier sind – diejenigen von uns, die noch übriggeblieben sind.«
    »Was?« sagte Blackthorne mit drohender Stimme.
    »Welchen Grund habt Ihr wirklich gehabt, den Generalkapitän zu überreden, Japan zu erreichen? In Euren Orders stand das nicht. Wir sollten die Neue Welt brandschatzen, den Krieg in den Bauch des Feindes tragen und dann zurückkehren nach Hause.«
    »Südlich und nördlich von uns waren spanische Schiffe, und es blieb uns keine andere Wahl. Hast du zusammen mit deinem Verstand auch dein Erinnerungsvermögen verloren? Wir mußten gen Westen segeln – das war unsere einzige Chance.«
    »Ich habe die ganze Zeit auf See nie ein feindliches Schiff gesehen, Pilot. Keiner von uns.«
    »Aber nun hör mal, Jan«, sagte van Nekk müde. »Der Pilot hat getan, was er für das beste hielt. Selbstverständlich waren die Spanier da.«
    » Aye, das ist die reine Wahrheit. Immerhin waren wir in feindlichen Gewässern und tausend Leguas von unseren Freunden entfernt.« Vinck spie das förmlich heraus. »Das ist Gottes Wahrheit – und Gottes Wahrheit ist auch, daß wir darüber abgestimmt haben. Wir haben alle ja gesagt.«
    »Ich nicht.«
    Sonk sagte: »Mich hat niemand gefragt.«
    »Oh, Jesus Christus!«
    »Beruhige dich, Johann«, sagte van Nekk und versuchte, die Spannung zu lösen. »Wir sind die ersten, die jemals nach Japan gekommen sind. Erinnert ihr euch nicht mehr, was alles darüber erzählt worden ist? Wir sind reich, wenn wir jetzt nur einen kühlen Kopf behalten. Wir haben Waren, mit denen wir Handel treiben können, und es gibt Gold hier – es muß Gold hier geben! Wo sonst könnten wir unsere Ladung verkaufen? Nicht dort in der Neuen Welt, wo man uns jagte und hetzte. Sie waren hinter uns her, und die Spanier wußten, daß wir vor Santa Maria kreuzten. Wir mußten Chile verlassen, und zurück durch die Magellanstraße konnten wir auch nicht – selbstverständlich lagen sie dort, uns aufzulauern, selbstverständlich haben sie das getan! Sie konnten ja gar nicht anders! Nein, dies hier war unsere einzige Chance. Denkt doch an den Gewinn, den wir machen. Wir sind auf den Gewürzinseln. Ihr wißt doch von den Schätzen von Japan und Kathay – ihr habt doch von jeher davon reden hören, das haben wir doch alle! Warum sonst haben wir denn alle angemustert? Wir werden reich, wartet nur ab!«
    »Wir sind tote Männer, wie die anderen. Wir sind im Land des Teufels!«
    Voller Zorn sagte Vinck: »Halt den Mund, Roper! Der Pilot hat ganz richtig gehandelt! Es ist nicht seine Schuld, daß die anderen gestorben sind!«
    Jan Ropers Augen waren gefleckt, die Pupillen hatten sich verengt. »Jawohl, Gott sei ihrer Seele gnädig! Mein Bruder war einer von ihnen.«
    Blackthorne blickte in die fanatischen Augen und haßte Jan Roper. Bei sich überlegte er, ob er wirklich gen Westen gesegelt war, um den Schiffen des Feindes auszuweichen. Oder war es gewesen, weil er der erste englische Pilot war, der die Magellanstraße durchfahren, der erste, der in der Lage war, nach Westen vorzustoßen, und damit der erste, der die Gelegenheit hatte, den Erdball zu umrunden?
    Jan Roper zischte: »Sind die anderen nicht durch Euren Ehrgeiz zugrunde gegangen, Pilot? Gott wird Euch strafen!«
    »Halt deine Zunge im Zaum!« Leise und endgültig kamen Blackthornes Worte. Jan Roper starrte ihn immer noch mit demselben gefrorenen Gesicht an, das schmal und scharf war wie ein

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