Shogun
zur Unsterblichkeit ist.«
»Ja«, sagte Blackthorne. »Das ist auch meine Meinung.«
»Gut«, fuhr Yabu fort. »Toranaga-sama bietet Euch also diesen Ronin an, Anjin-san. Er ist ein Abtrünniger, stammt aber aus einer edlen Samurai-Familie. Wenn Ihr ihn akzeptiert, wird er Euer Sekretär und Dolmetsch sein und alles tun, was Ihr wollt. Ihr müßtet ihm die Schwerter geben. Noch etwas, Uraga-san? Sagt es ihm.«
»Bitte, verzeiht mir, Senhor. Zunächst einmal …« Uraga nahm seinen Hut ab. Sein Haar bestand jetzt aus kurzen Stoppeln, doch der Scheitel war nach Samurai-Art rasiert, aber der Zopf war noch nicht lang genug. »Zunächst einmal schäme ich mich, daß mein Haar noch nicht korrekt ist und ich nicht den Knoten trage, wie es einem Samurai geziemt. Aber mein Haar wird wachsen, und deswegen bin ich nicht weniger ein Samurai als andere.« Er setzte die Kopfbedeckung wieder auf. »Zweitens – verzeiht, aber ich kann nicht mit Schwertern umgehen, überhaupt mit keinen Waffen. Ich … ich habe das nie gelernt. Aber ich werde es lernen, glaubt mir, ich werde es lernen! Bitte, verzeiht diese meine Schande. Ich schwöre Euch bedingungslose Treue und bitte Euch, mich in Euren Dienst zu nehmen …« Schweiß rann ihm über Gesicht und Nacken.
Voller Mitgefühl erklärte Blackthorne: »Shikata ga nai , ne? Ukeru anatawa desu, Uraga-san. – Was spielt das für eine Rolle? Ich akzeptiere Euch, Uraga-san.«
Uraga verneigte sich und erklärte dann Yabu, was er gesagt hatte. Niemand lachte. Bis auf Yabu. Doch wurde sein Gelächter durch einen Streit unterbrochen, der sich unter den letzten beiden Ronin über die beiden letzten Schwerter entspann. »Ihr beide, hört auf!« rief er.
Beide fuhren herum, und der eine knurrte: »Ihr seid nicht mein Gebieter. Wo bleiben Eure Manieren? Sagt: Bitte, hört auf!«
Augenblicklich war Yabu aufgesprungen und stürzte sich mit hocherhobenem Schwert auf den Ronin, der ihn so beleidigt hatte. Die Männer fuhren auseinander, und der Ronin floh. In der Nähe des Piers riß er sein Schwert heraus, drehte sich blitzartig um und warf sich mit einem mörderischen Schrei in Kampfpositur. Augenblicklich sprangen alle seine Kameraden mit kampfbereiten Schwertern vor, ihm beizustehen und ihn zu retten, und Yabu war umzingelt. Der Mann griff an. Yabu verstand es, seinem wilden Schwerthieb zu entgehen, und hieb seinerseits zu, als die Meute sich auf ihn stürzte. Zu spät eilten Toranaga-Samurai herbei; sie wußten, daß Yabu ein toter Mann war.
»Halt!« rief Blackthorne auf japanisch. Jeder erstarrte, als er seine mächtige Stimme ertönen ließ. »Geht dorthin!« Er zeigte auf die Stelle, wo die Männer zuvor in einer Reihe gestanden hatten. »Sofort! Befehl!«
Einen Augenblick standen alle regungslos da. Dann kam Bewegung in sie. Der Bann war gebrochen. Yabu fuhr auf den Mann los, der ihn beleidigt hatte. Der Ronin sprang zurück, trat, das Schwert drohend über seinen Kopf haltend, einen Schritt beiseite und wartete furchtlos auf den zweiten Angriff. Seine Freunde zögerten.
»Geht dorthin! Befehl!«
Widerwillig, aber gehorsam, traten die Leute beiseite und steckten ihre Schwerter in die Scheiden. Lauernd umkreisten Yabu und der Mann einander.
»Ihr!« rief Blackthorne. »Aufhören! Schwert nieder! Ich befehle!«
Der Mann hatte die Augen wütend auf Yabu geheftet, hörte jedoch den Befehl und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er machte einen Ausfall links, dann rechts. Yabu zog sich zurück, der Mann sprang aus seiner Reichweite, kam näher an Blackthorne heran und legte das Schwert vor ihm nieder. »Ich gehorche, Anjin-san. Ich habe ihn nicht angegriffen.« Als Yabu vorschnellte, sprang er aus dem Weg und zog furchtlos den Rückzug an. Er war geschmeidiger und jünger als Yabu und reizte ihn.
»Yabu-san«, rief Blackthorne laut. »Tut mir leid … glaube Fehler, neh? Vielleicht …«
Aber Yabu stieß einen Schwall japanischer Worte hervor und rannte auf den Mann los, der abermals ohne Furcht auswich.
Alvito war kalt amüsiert. »Yabu-san sagt, es sei kein Fehler, Anjin-san. Dieser Cabrón muß sterben, sagt er. Kein Samurai könne eine solche Beleidigung hinnehmen.«
Blackthorne spürte, daß aller Augen auf ihn gerichtet waren, während er verzweifelt zu entscheiden versuchte, was zu tun sei. Er beobachtete, wie Yabu auf den Mann zupirschte. Einer der Toranaga-Samurai nahm mit Pfeil und Bogen Ziel. Das einzige, was man hörte, war das Keuchen und Laufen der
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