Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
zur Sänfte.
    Gehorsam eilte Blackthorne hinüber zu Yabu. Ein Schreiber hatte einen niedrigen Tisch aufgestellt, auf dem Schriftrollen lagen. Ein wenig weiter bewachten Samurai einen Haufen von Kurz- und Langschwertern, Speeren, Schilden, Streitäxten, Bogen und Pfeilen, die Träger von den Packpferden abluden. Yabu forderte Blackthorne auf, neben ihm Platz zu nehmen. Alvito stand ein wenig vor ihnen, Mariko auf seiner anderen Seite. Der Schreiber rief die Namen auf. Jeder einzelne Mann trat vor, verneigte sich mit großer Förmlichkeit, nannte seinen Namen und seine Abkunft, schwor Treue, unterzeichnete seine Schriftrolle und siegelte sie mit einem Blutstropfen, den der Schreiber rituell aus seinem Finger drückte. Jeder kniete vor Blackthorne, erhob sich dann und eilte zum Waffenmeister. Dort wurde ihm ein Langschwert ausgehändigt, dann das Kurzschwert und die anderen Waffen sowie ein Kriegsschild. Als die Männer wieder ihren Platz einnahmen, voll bewaffnet jetzt und wieder Samurai und nicht mehr Ronin, wirkten sie noch stärker, hielten sich gerader und sahen noch wilder aus als zuvor.
    Zuletzt kamen die dreißig gefesselten Ronin an die Reihe. Blackthorne bestand darauf, einem jeden die Fesseln persönlich zu durchschneiden. Einer nach dem anderen schwor ihm Treue, genauso, wie die anderen es getan hatten. »Bei meiner Ehre als Samurai schwöre ich, daß Eure Feinde meine Feinde sind. Und ich schwöre bedingungslosen Gehorsam.«
    Endlich hatte auch der letzte geschworen und nahm seine Waffen.
    Da rief Yabu: »Uraga-noh-Tadamasa!«
    Der Mann trat vor. Alvito sank das Herz. Uraga – Bruder Joseph – hatte in einer Gruppe von Samurai in der Nähe gestanden. Er war unbewaffnet und trug einen schlichten Kimono und einen Bambushut. Yabu grinste hämisch, als er sah, daß Alvito tief betroffen war, und wandte sich an Blackthorne.
    »Anjin-san. Das hier ist Uraga-noh-Tadamasa. Samurai, jetzt aber Ronin, Ihr erkennt ihn? Versteht Ihr ›erkennen‹?«
    »Ja. Verstehe. Ja, erkennen.«
    »Gut. Früher christlicher Priester, neh? Jetzt nicht mehr, versteht Ihr? Jetzt Ronin.«
    »Verstehen, Yabu-sama.«
    Yabu ließ Alvito nicht aus den Augen. Der sah den Abtrünnigen wie versteinert an, der ihn seinerseits voller Haß anstarrte. »Ah, Tsukku-san, Ihr erkennt ihn auch?«
    »Ja, ich erkenne ihn, Euer Gnaden.«
    »Seid Ihr wieder bereit zu dolmetschen … oder habt Ihr nicht mehr den Mumm dazu?«
    »Bitte, fahrt fort.«
    »Gut.« Yabu wies mit einer Geste auf Uraga. »Hört, Anjin-san. Herr Toranaga gibt Euch diesen Mann, wenn Ihr ihn wollt. Früher war er ein christlicher Priester … ein Novizenpriester. Jetzt ist er das nicht mehr. Jetzt hat er dem falschen fremden Gott entsagt und ist wieder zurückgekehrt zum Shinto-Glauben und …« Er hielt inne: »Habt Ihr auch genau gedolmetscht, Tsukku-san? Zum Shinto-Glauben?«
    Der Priester gab keine Antwort. Er seufzte tief auf, dolmetschte dann genau die Worte und fügte noch hinzu: »Das hat er gesagt, Anjin-san.« Mariko sagte nichts dazu. Sie haßte Yabu noch mehr und schwor sich, eines Tages Rache zu nehmen.
    Yabu beobachtete sie und fuhr dann fort: »Also, Uraga-san ist ein ehemaliger Christ. Jetzt ist er bereit, Euch zu dienen. Er spricht die Barbarensprache und die Geheimsprache der Priester. Er war einer von den vier Samurai-Jünglingen, die in Euer Land geschickt wurden. Er hat sogar den Oberpriester aller Christen gesehen, heißt es … Doch jetzt haßt er sie alle genauso wie Ihr, neh?« Yabu ließ Alvito nicht aus den Augen, er reizte ihn absichtlich, und dann sah er zu Mariko hin, die aufmerksam lauschte, und wandte sich wieder ihm zu. »Ihr haßt die Christen, Anjin-san, neh?«
    »Die meisten Katholiken sind meine Feinde, ja«, antwortete dieser, der sich Marikos Anwesenheit sehr wohl bewußt war. Mariko blickte steinernen Gesichts in die Ferne. »Spanien und Portugal sind die Feinde meines Landes. Ja.«
    »Die Christen sind auch unsere Feinde. Eh, Tsukku-san?«
    »Nein, Euer Gnaden. Und das Christentum ist der Schlüssel zum ewigen Leben.«
    »Stimmt das, Uraga-san?« fragte Yabu.
    Uraga schüttelte den Kopf. Seine Stimme klang rauh, als er sagte: »Ich glaube das nicht mehr, Euer Gnaden. Nein.«
    »Sagt das dem Anjin-san.«
    »Senhor Anjin-san«, sagte Uraga. Er sprach mit schwerem japanischem Akzent, doch sonst war sein Portugiesisch fehlerfrei und verständlich. »Ich glaube nicht, daß dieser Katholizismus das Schloß … Verzeihung, der Schlüssel

Weitere Kostenlose Bücher