Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
lachte. »Den Priester allerdings hättet Ihr sehen sollen. Das hätte Euch das Herz erfreut … noch nie habe ich ihn so wütend gesehen. Dieser Kannibale! Sie sind alle Kannibalen! Ein Jammer, daß wir sie nicht alle ausrotten können, ehe wir von dieser Erde scheiden.«
    »Meint Ihr, der Anjin-san könnte das?«
    »Er wird es bestimmt versuchen. Mit zehn von seinen Schiffen und zehn Männern wie ihm könnte ich das Meer von hier bis Kyushu beherrschen. Aber selbst wenn ich nur ihn hätte, könnte ich Kiyama, Onoshi und Harima empfindliche Schläge versetzen, Jikkyu vernichten und Izu behalten! Wir brauchen nur Zeit, und jeder Daimyo wird gegen seinen ganz speziellen Feind kämpfen. Dann wäre Izu sicher und würde wieder mir gehören! Ich begreife nicht, wieso Toranaga den Anjin-san ziehen läßt. Das ist wieder so sinnlos von ihm!« Er ballte die Hand zur Faust und hämmerte damit auf die Tatamis . Die Zofe zuckte zusammen, sagte jedoch kein Wort. Yuriko machte nicht die kleinste Bewegung. Ein Lächeln ging über ihr Gesicht.
    »Wie hat der Anjin-san denn seine Freiheit und seine Vasallen hingenommen?«
    »Er war so glücklich wie ein alter Mann, dem träumte, er hätte ein vierzinkiges Yang. – Er … o ja …« Yabu runzelte die Stirn, als er sich erinnerte. »Aber eines verstehe ich nicht. Als diese Wako mich umzingelt hatten, war ich praktisch ein toter Mann. Und doch hat der Anjin-san sie zurückgepfiffen und mir mein Leben geschenkt. Noch kurz davor habe ich gesehen, wie er vor Haß ganz weiß im Gesicht war. Wie kindisch, zu tun, als haßte er mich nicht … als ob ich ihm traute!«
    Sie schickte die Zofe hinaus und fragte dann ruhig: »Was hat Herr Toranaga wirklich gewollt?«
    Yabu lehnte sich vor und flüsterte: »Ich glaube, er will, daß ich Oberkommandierender werde.«
    »Warum sollte er das tun? Liegt Eisenfaust im Sterben?« fragte Yuriko. »Und was ist mit Herrn Sudara? Oder Herrn Noboru?«
    »Wer weiß, Dame? Er hat ihnen allen seine Gunst entzogen, neh? Toranaga ändert seine Meinung so oft, daß niemand vorhersagen kann, was er letztlich tut. Zuerst befahl er mir, an seiner Stelle zum Hafen hinunterzugehen, und sagte mir, wie alles ablaufen sollte, dann redete er von Hiro-matsu, daß er alt werde, und dann fragte er mich, was ich wirklich von dem Musketenregiment hielt.«
    »Könnte es sein, daß er sich wieder auf ›Blutiger Himmel‹ vorbereitet?«
    »Er könnte jederzeit losschlagen. Nur hat er nicht den Mumm, das zu tun. Er ist nur noch ein Schatten des Minowara, der er einst war. Ich war entsetzt, wie er aussah. Tut mir leid, ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte mich doch auf Ishidos Seite stellen sollen.«
    »Ich glaube, Ihr habt Euch richtig entschieden. Doch zuerst badet einmal, danach, glaube ich, habe ich ein Geschenk für Euch.«
    »Was für ein Geschenk?«
    »Euer Bruder Mizuno kommt nach dem Abendessen.«
    »Und das soll ein Geschenk sein?« Yabu nahm eine drohende Haltung ein. »Was soll ich mit dem Narren?«
    »Besondere Informationen, selbst von einem Narren, können gut und wertvoll sein, neh?«
    »Was für Neuigkeiten?«
    »Erst einmal Euer Bad. Und etwas zu essen. Ihr braucht heute abend einen kühlen Kopf, Yabu-chan.«
    Am liebsten hätte Yabu weitergebohrt, doch das Bad war verlockend; im Grunde war er von einer angenehmen Mattigkeit erfüllt. Zum Teil rührte die von Toranagas Zuvorkommenheit heute morgen her, teils von der Ehrerbietung, welche die Generäle ihm in den letzten Tagen entgegengebracht. Der Hauptgrund war jedoch die Tatsache, daß er heute morgen den Ronin besiegt hatte, war das Freudenzittern, das von seinem Schwertarm in seinen Kopf gefahren war. Ah, jemanden so sauber zu töten, von Mann zu Mann … vor anderen Männern … das ist ein Erlebnis, eine so erlesene Freude.
    So verließ er seine Frau und gab sich noch weiter seiner gehobenen Stimmung hin. Er gestattete Händen, sich seines Körpers anzunehmen, und dann trat er wieder auf die Veranda hinaus. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne gingen über den Himmel. Eine seiner Zofen servierte ihm höchst delikat das Abendessen. Schweigend saß er da und nahm nur wenig zu sich: ein wenig Suppe, Fisch und Essiggemüse.
    Die Zofe lächelte einladend. »Soll ich jetzt die Futons ausrollen, Euer Gnaden?«
    »Später. Zunächst sagt meiner Gemahlin, ich würde sie gern sehen.«
    Yuriko trat ein. Sie trug einen sauberen, aber alten Kimono.
    »So desu ka?«
    »Euer Bruder wartet. Wir sollten

Weitere Kostenlose Bücher