Shogun
allein mit ihm sprechen. Empfangt zunächst Ihr ihn, Euer Gnaden, dann können wir gemeinsam mit ihm reden … aber allein. Bitte, habt Geduld, neh?«
Kasigi Mizuno, Yabus jüngerer Bruder und der Vater von Omi, war ein kleiner Mann mit vorquellenden Augen, hoher Stirn und schütterem Haar. Seine Schwerter schienen nicht zu ihm zu passen, er konnte kaum mit ihnen umgehen, und auf Pfeil und Bogen verstand er sich auch nicht besser.
Mizuno verneigte sich und gratulierte Yabu zu seinem Geschick, das er heute morgen bewiesen. Da ihm daran gelegen war zu gefallen, kam er rasch zur Sache. »Ich habe heute einen verschlüsselten Brief von meinem Sohn bekommen, Euer Gnaden. Die Dame Yuriko hielt es für das beste, daß ich ihn Euch persönlich übergebe.« Er reichte Yabu die Schriftrolle. In der Nachricht von Omi hieß es: »Vater, unterrichtet Herrn Yabu schnell und unter vier Augen: Zunächst einmal ist Herr Buntaro heimlich über Takato nach Mishima gekommen. Einer seiner Männer ließ das fallen, als sie sich bei einem Abendessen betranken. Zweitens: Während dieses heimlichen Besuchs in Takato hat Herr Buntaro zweimal mit Herrn Zataki gesprochen und dreimal mit der Dame, Zatakis Mutter. Drittens: Ehe Herr Hiro-matsu nach Yedo aufbrach, sagte er seiner neuen Gattin, der Dame Oko, sie solle sich keine Sorgen machen, denn ›solange ich lebe, wird Herr Toranaga den Kwanto niemals verlassen‹. Viertens, daß …«
Yabu blickte auf. »Woher will Omi-san denn wissen, was Eisenfaust unter vier Augen zu seiner Gattin gesagt hat? Wir haben doch keine Spitzel in seinem Haus.«
»Seit kurzem doch, Euer Gnaden. Lest weiter.«
»Viertens, daß Hiro-matsu entschlossen ist, notfalls Verrat zu begehen, und trotz Toranagas Weigerung und mit oder ohne Herrn Sudaras Zustimmung notfalls ›Blutiger Himmel‹ befehlen wird. Fünftens, daß dies Wahrheiten sind, die man nicht zu bezweifeln braucht. Die persönliche Zofe der Dame Oko ist die Tochter der Ziehmutter meiner Frau und wurde in Mishima in die Hofhaltung der Dame Oko eingeschleust. Sechstens: Buntaro führt sich auf wie ein Wahnsinniger … heute hat er ohne jeden Grund einen Samurai herausgefordert und umgebracht und dabei den Namen des Anjin-san verflucht. Und zuletzt: Unsere Spione berichten, Ikawa Jikkyu hat zehntausend Mann in Suruga zusammengezogen und ist bereit, über unsere Grenzen hinweg vorzustoßen. Bitte, grüßt Herrn Yabu …« Der Rest seines Schreibens enthielt nichts von Bedeutung.
»Jikkyu, Eh! Muß ich denn in den Tod gehen, ohne mich an diesem Teufel gerächt zu haben?«
»Bitte, geduldet Euch, Euer Gnaden«, sagte Yuriko. »Erklärt es ihm, Mizuno-san.«
»Euer Gnaden«, begann der Mann. »Seit Monaten haben wir versucht, Euren Plan zu verwirklichen – den Ihr faßtet, als der Barbar hier bei uns landete. Ihr erinnert Euch, beim Anblick all der vielen Silbermünzen erwähntet Ihr, daß vielleicht hundert oder auch fünfhundert, in die Hand des richtigen Kochs gegeben, genügen würden, Ikawa Jikkyu ein für allemal zu erledigen.« Mizunos Augen wurden noch froschähnlicher. »Es sieht so aus, als ob Mura, der Dorfschulze von Anjiro, einen Vetter hat, der seinerseits einen Vetter hat, dessen Bruder jetzt der beste Koch in Suruga ist. Ich hörte heute, daß Jikkyu ihn in seinen Haushalt aufgenommen hat. Er hat zweihundert als Anzahlung erhalten. Der Gesamtpreis beläuft sich auf fünfhun…«
»Soviel Geld haben wir nicht. Unmöglich. Wie soll ich fünfhundert aufbringen.«
»Verzeiht bitte, Euer Gnaden. Tut mir leid, aber das Geld ist bereits beiseite gelegt worden. Es sind nicht alle Münzen in der Schatztruhe des Barbaren geblieben. Tausend Münzen verschwanden, ehe der Inhalt offiziell gezählt wurde. Tut mir leid.«
Yabu glotzte ihn an. »Wie denn das?«
»Es scheint, daß Omi-san es in Eurem Namen zu tun befohlen wurde. Das Geld wurde jedenfalls heimlich hierher zur Dame Yuriko gebracht.«
Lange Zeit dachte Yabu darüber nach. »Wer hat den Befehl dazu gegeben?«
»Ich tat es. Nachdem ich um die Erlaubnis dazu nachgesucht hatte.«
»Ich danke Euch, Mizuno-san. Und Dank auch Euch, Yuriko-san.« Yabu verneigte sich vor beiden. »Also Jikkyu, eh? Endlich!« Er klopfte seinem Bruder herzlich auf die Schulter. »Das habt Ihr ausgezeichnet gemacht, Bruder. Ich werde Euch aus der Schatzkammer ein paar Ballen Seide schicken. Gut … gut! Und jetzt zum Rest des Berichts … wie denkt Ihr darüber?«
»Ich denke überhaupt nichts, Euer
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