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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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einzigartigen Fertigkeiten zu unterweisen, die wir kennen.«
    »Das würde mir gefallen. Warum tun wir das nicht gleich?«
    »Das geht heute nicht. Aber Ihr wißt bereits soviel und habt es in so kurzer Zeit gelernt, neh? Mariko-sama war eine große Lehrerin. Ihr seid ein würdiger Samurai. Und außerdem besitzt Ihr eine Eigenschaft, die hier höchst selten ist: Unberechenbarkeit. Der Taikō hat sie besessen, Toranaga-sama besitzt sie auch. Versteht Ihr, in der Regel kann man voraussagen, wie wir reagieren werden.«
    »Bei Euch auch?«
    »Ja.«
    »Dann zeigt mir eine Möglichkeit, meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.«
    »Tut mir leid, Anjin-san, aber Euer Kopf steckt in keiner Schlinge«, sagte Michael.
    »Das glaube ich nicht. Woher wißt Ihr, daß mein Schiff in Yokohama liegt?«
    »Das ist allgemein bekannt. Fast alles über Euch … und wie Ihr Euch für Herrn Toranaga eingesetzt habt, und für die Dame Maria, die Dame Toda … das ist wohlbekannt. Und wird allgemein bewundert.«
    »Auch das glaube ich nicht.« Blackthorne hob noch einen flachen Stein auf und ließ ihn übers Wasser hüpfen. Sie gingen weiter. Blackthorne summte ein Seemannslied. Michael gefiel ihm ausnehmend. Bald wurde ihr Weg durch eine Buhne versperrt. Sie mußten sie umgehen und gelangten wieder auf die Straße. Das Lagerhaus der Jesuiten und die Mission reckten sich trutzig in den sich rötenden Himmel. Er sah die Laienbrüder in ihren orangefarbenen Gewändern am gewölbten Steintor stehen und spürte etwas von ihrer Feindseligkeit. Seine Kopfschmerzen setzten wieder ein.
    Wie er es erwartet hatte, strebte Michael auf das Portal der Mission zu.
    »Ihr führt mich also nur zur Galeere, eh?«
    »Ja, Anjin-san.« Zu seiner Verblüffung gab Michael ihm zu verstehen, vor dem Tor zu warten. »Daran hat sich nichts geändert. Ich bin angewiesen, dem Pater Visitator Bescheid zu geben, wenn ich vorbeikäme. Tut mir leid, aber Ihr werdet einen Augenblick warten müssen.«
    Wie vor den Kopf geschlagen sah Blackthorne ihn allein hineingehen. Er hatte erwartet, daß die Mission das Ende seiner Reise sein würde. Erst ein Verhör und der Prozeß mit Foltern, dann ihn an den Generalkapitän übergeben. Er sah zur Lorcha hinüber, die hundert Schritt weiter entfernt lag. Ferriera und Rodrigues standen am Heck, bewaffnete Matrosen drängten sich auf dem Hauptdeck. Hinter der Lorcha machte die Hafenstraße einen leichten Bogen, und er konnte gerade eben seine Galeere erkennen. Männer spähten hinterm Schanzkleid herüber, und er meinte, Yabu und Vinck unter ihnen zu erkennen, doch war er sich nicht sicher. Auch schienen ein paar Frauen an Bord zu sein, doch um wen es sich handelte, erkannte er nicht. Vor der Galeere standen Graue … viele Graue.
    Sein Blick kehrte zurück zu Ferriera und Rodrigues. Beide waren bis an die Zähne bewaffnet. Die Seeleute desgleichen. Kanoniere drückten sich in der Nähe der beiden zum Ufer zeigenden Kanonen herum. Er erkannte die massige Gestalt von Pesaro, dem Steuermann, der mit einer Gruppe von Männern das Fallreep herunterkam. Seine Augen folgten ihnen, und das Blut gefror ihm in den Adern. Ein großer Pfahl wurde hinterm Schiff in die festgestampfte Erde getrieben und Holz drum herum aufgeschichtet.
    »Ah, Kapitänpilot, wie geht es Euch?«
    Dell'Aqua kam durch das Tor. Michael nahm sich fast wie ein Zwerg neben ihm aus. Heute trug der Pater Visitator eine Jesuitensoutane. Seine Größe und der wallende grauweiße Bart verliehen ihm etwas von einem biblischen Patriarchen. Er ist jeden Zoll ein Inquisitor, dachte Blackthorne. Er starrte in die braunen Augen hinauf und fand es merkwürdig, überhaupt zu einem Menschen hinaufsehen zu müssen, und womöglich noch merkwürdiger, Mitleid in seinen Augen zu erkennen. Aber er wußte: Hinter den Augen würde kein Mitleid sein, und er erwartete auch keines. »Ah, Pater, wie geht es Euch?« entgegnete er.
    »Wollen wir weitergehen?«
    »Warum nicht?«
    Also soll das Verhör an Bord stattfinden, dachte Blackthorne. Er hatte Angst und wünschte verzweifelt, er hätte seine Pistolen im Gürtel. Dann wäret Ihr der erste, der stürbe, Eminenz.
    »Ihr bleibt hier, Michael«, gebot dell'Aqua. Dann sah er zu der portugiesischen Fregatte hinüber. Sein Gesicht wurde starr, und er schritt weiter.
    Blackthorne zögerte. Michael und die Samurai um ihn herum beobachteten ihn merkwürdig.
    »Sayonara, Anjin-san«, sagte Michael. »Geht mit Gott!«
    Blackthorne nickte kurz und schickte

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