Shogun
Macao, ranghöchster Offizier Portugals in Asien, und dieser Mann stellt eine Bedrohung für den Staat, die Kirche, das Schwarze Schiff und Macao dar.«
»So wahr mir Gott helfe, ich werde Euch und Eure gesamte Mannschaft exkommunizieren, wenn diesem Mann auch nur ein Haar gekrümmt wird. Hört Ihr?« Dell'Aqua fuhr zu den Musketieren herum, die verängstigt zurückwichen. Bis auf Pesaro. Der blieb trotzig stehen, die Pistole locker in der Hand. Er wartete nur auf Ferrieras Befehl. »Geht auf Euer Schiff, und macht den Weg frei!«
»Ihr begeht einen Fehler«, sagte Ferriera aufbrausend. »Er ist eine Bedrohung! Ich bin Militärbefehlshaber in Asien, und ich sage …«
»Das ist hier eine Kirchenangelegenheit, keine militäri…«
Blackthorne konnte kaum denken oder sehen, denn unversehens explodierten die Schmerzen wieder in seinem Kopf. Eben noch bewacht, gleich darauf nicht mehr, einen Augenblick verraten und der Inquisition ausgeliefert, und jetzt vom Oberinquisitor verteidigt! Das alles paßte nicht zusammen.
Ferriera schrie: »Ich warne Euch noch einmal! So wahr Gott mein Zeuge ist, Ihr begeht einen Fehler, und ich werde Lissabon informieren!«
»Bis dahin befehlt Eure Leute wieder an Bord, oder ich setze Euch als Generalkapitän des Schwarzen Schiffes ab!«
»Das liegt nicht in Eurer Macht!«
»Wenn Ihr Euren Leuten nicht unverzüglich befehlt, an Bord zu gehen und den Ingeles ungeschoren durchzulassen, erkläre ich Euch für exkommuniziert … dasselbe gilt für jeden Mann, der unter Euch dient!«
»Bei der Madonna …« Ferriera sprach nicht weiter. Er hatte keine Angst um sich selbst, aber jetzt war sein Schwarzes Schiff in Gefahr, und er wußte, daß die meisten seiner Leute ihn verlassen würden, wenn er nicht gehorchte. Einen Augenblick überlegte er, spielte mit dem Gedanken, ob er den Priester erschießen sollte, aber damit wäre der Fluch nicht von ihm genommen. So gab er nach. »Sehr wohl … zurück an Bord. Alle! Abtreten!«
Gehorsam gingen die Männer auseinander, froh, dem Zorn des Priesters zu entgehen. Blackthorne wußte immer noch nicht, wo ihm der Kopf stand. Dann, im allgemeinen Durcheinander, brach sich Pesaros Haß Bahn. Er zielte. Dell'Aqua sah die tückische Bewegung und sprang vor, um Blackthorne zu schützen. Pesaro drückte ab, doch in diesem Augenblick durchbohrte ihn ein Pfeil, und der Schuß ging daneben. Schreiend brach er zusammen.
Blackthorne fuhr herum und sah sechs Bogenschützen von Kiyamas Leuten, die bereits neue Pfeile auf die Sehnen gesetzt hatten. Michael stand in ihrer Nähe. Der Offizier sprach ein paar barsche Worte. Pesaro gab einen letzten Laut von sich, seine Glieder verrenkten sich, und dann war er tot.
Michael zitterte, als er das Schweigen brach. »Der Offizier sagt, es tue ihm leid, aber er habe um das Leben des Paters Visitator gefürchtet.«
Dell'Aqua lag auf den Knien neben der Leiche von Pesaro. Er machte das Kreuzzeichen über ihm und sprach die heiligen Worte. Die Portugiesen um ihn herum blickten die Samurai finster an und warteten auf den Befehl, die Mörder umzubringen. Weitere von Kiyamas Leuten eilten vom Tor der Mission herbei, wo sie zurückgeblieben waren, und eine Anzahl von Grauen kam von der Galeere her, um die Angelegenheit zu untersuchen. Trotz seines blindmachenden Zorns wußte Ferriera, daß er es nicht auf einen Kampf ankommen lassen konnte. »Alle Mann zurück an Bord! Nehmt Pesaros Leiche mit!« Mürrisch begannen seine Leute, ihm zu gehorchen.
Blackthorne senkte sein Schwert, steckte es jedoch nicht in die Scheide. Wie benommen wartete er, erwartete, daß alles sich nur als eine Täuschung herausstellte, daß man ihn gefangennehmen und an Bord schleifen würde.
Auf dem Achterdeck befahl Rodrigues leise: »Alle auf Gefechtsstation! Wir müssen sie zurückschlagen, wenn sie an Bord kommen sollten! Vorsicht! Deckt den Generalkapitän! Und macht das Langboot fertig …«
Dell'Aqua erhob sich und wandte sich Ferriera zu, der arrogant neben dem Fallreep stand, bereit, sein Schiff zu verteidigen. »Für den Tod dieses Mannes seid Ihr verantwortlich!« zischte der Pater Visitator. »Eure fanatische Rachsucht und unheili…«
»Ehe Ihr in aller Öffentlichkeit etwas sagt, was Ihr später bereuen könntet, Eminenz, überlegt es Euch genau«, fiel Ferriera ihm ins Wort. »Ich habe mich Eurem Befehl gebeugt, obwohl ich wußte, daß Ihr einen schrecklichen Fehler begeht, so wahr mir Gott helfe! Pesaro hat sich Eurem Befehl
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