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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sich an, durch die Reihen der Samurai hindurchzugehen. Er wartete nur darauf, daß sie über ihn herfallen und ihm seine Schwerter wegnehmen würden. Doch ließen sie ihn ungehindert durch. Er blieb stehen und drehte sich um. Sein Herz raste wild.
    Einen Moment war er versucht, sein Schwert herauszureißen und sich auf sie zu stürzen. Aber in dieser Richtung gab es kein Entrinnen. Sie würden nicht mit ihm kämpfen. Viele trugen Speere, also würden sie ihn fangen und entwaffnen, ihn binden und dann übergeben. Ich werde mich aber nicht fesseln lassen, schwor er sich. Sein einziger Weg führte nach vorn, und dort war er mit seinen Schwertern hilflos gegen Feuerwaffen.
    »Kapitän Blackthorne, kommt nur«, rief dell'Aqua laut.
    »Ja, nur einen Augenblick, bitte.« Blackthorne winkte Frater Michael zu sich heran. »Hört, Frater, unten am Strand habt Ihr gesagt, ich sei ein würdiger Samurai. Habt Ihr das ernst gemeint?«
    »Ja, Anjin-san. Das und alles andere auch.«
    »Dann bitte ich Euch um einen Gefallen, als Samurai«, sagte er ruhig, aber dringlich.
    »Um was für einen Gefallen?«
    »Ich möchte als Samurai sterben.«
    »Euer Tod liegt nicht in meiner Hand. Das liegt allein in Gottes Hand, Anjin-san.«
    »Ja. Aber ich erbitte diesen Gefallen von Euch.« Blackthorne zeigte auf den Scheiterhaufen. »Das da geht nicht! Das ist dreckig.«
    Verblüfft blickte Frater Michael zu der Lorcha hinüber. Dann sah er den Scheiterhaufen zum ersten Mal. »Heilige Muttergottes …«
    »Kapitän Blackthorne, bitte, kommt«, rief dell'Aqua abermals.
    Noch drängender sagte Blackthorne: »Erklärt es dem Offizier. Er hat doch genug Samurai hier, um einzugreifen, neh? Ihr seid in Europa gewesen. Ihr wißt, wie es dort ist. Das ist doch nicht zuviel verlangt, neh? Bitte, ich bin Samurai. Einer von ihnen könnte mein Sekundant sein.«
    »Ich … ich werde ihn fragen.« Michael ging zurück zu dem Offizier und redete leise und eindringlich auf ihn.
    Blackthorne drehte sich um und konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit auf das Schiff. Er ging weiter. Dell'Aqua wartete, bis er bei ihm angekommen war, und ging dann voran.
    Vor ihnen sah Blackthorne Ferriera vom Heck herunterklettern und, die Pistolen im Gürtel und das Rapier an der Seite, übers Hauptdeck stolzieren. Rodrigues beobachtete ihn, die rechte Hand am Griff einer langläufigen Duellpistole. Pesaro und zehn Mann befanden sich bereits auf dem Pier. Sie lehnten sich auf Musketen mit aufgepflanzten Bajonetten. Und der lange Schatten des Scheiterhaufens reichte bis zu ihm her.
    »Guten Abend, Eminenz«, sagte Ferriera, aber seine Augen sahen nur Blackthorne. »Also, Ingeles …«
    »Guten Abend, Generalkapitän.« Dell'Aqua zeigte wütend auf den Scheiterhaufen. »Ist das da etwa Eure Idee?«
    »Ja, Eminenz!«
    »Geht zurück auf Euer Schiff!«
    »Das hier ist eine militärische Entscheidung.«
    »Geht zurück auf Euer Schiff!«
    »Nein! Pesaro!« Augenblicklich kam Leben in den Steuermann und die bajonettbewaffneten Seeleute. Sie rückten auf Blackthorne zu. Ferriera zog die Pistole. »Also, Ingeles, so sehen wir uns also wieder.«
    »Das ist etwas, was mir gar nicht gefällt.« Blackthornes Schwert kam aus der Scheide. Ungeschickt hielt er es mit beiden Händen.
    »Heute abend wird es Euch in der Hölle gefallen«, sagte Ferriera mit belegter Stimme.
    »Wenn Ihr Mut hättet, dann würdet Ihr kämpfen … Mann gegen Mann. Aber Ihr seid kein Mann, sondern eine Memme, eine Memme ohne Mumm.«
    »Nehmt ihm die Waffen ab!« befahl Ferriera.
    Augenblicklich rückten die zehn Mann mit gefällten Bajonetten vor. Blackthorne trat zurück, doch er war schon von Bajonetten umgeben. Bajonette stachen nach seinen Beinen, und er hieb auf einen der Angreifer ein, doch als der Mann sich zurückzog, griff ein anderer ihn von hinten an. Dann kam dell'Aqua wieder zu Verstand, und er schrie: »Tut eure Gewehre weg. So wahr mir Gott helfe, ich befehle euch aufzuhören!«
    Die Seeleute waren verwirrt und wußten nicht, was tun. Alle Musketen waren auf Blackthorne gerichtet, der hilflos mit hocherhobenem Schwert dastand.
    »Zurück, ihr alle!« rief dell'Aqua laut. »Zurück! So wahr mir Gott helfe, zurück! Seid Ihr Tiere?«
    Ferriera sagte: »Ich will diesen Mann haben.«
    »Ich weiß, und ich habe Euch bereits gesagt, daß Ihr ihn nicht haben könnt. Gestern und heute noch einmal! Seid Ihr denn taub?«
    »Ich befehle Euch, umzukehren und zurückzugehen! Ich bin Generalkapitän, Gouverneur von

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