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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Reinheit und die Wärme, die ihre Gegenwart ausstrahlte. Ob sie und Omi wohl ein Liebespaar sind? fragte er sich. Ist sie wirklich kein Traum?
    Omi fragte sie irgend etwas, sie antwortete und betätigte ihren grünen Fächer, der im Sonnenlicht schimmerte und aufglänzte; ihr Lachen klang harmonisch, und die Zartheit ihrer ganzen Person war einfach köstlich. Auch Omi lächelte, dann drehte er sich um und stolzierte davon – ganz wieder der Samurai.
    Blackthorne folgte ihm. Ihre Augen lagen auf ihm, als sie an ihm vorüberging, und er sagte: »Konnichi wa .«
    »Konnichi wa , Anjin-san«, entgegnete sie, und ihre Stimme ging ihm zu Herzen. Sie war kaum einsfünfzig groß, aber alles an ihr war vollkommen.
    Das Parfüm der Dame war noch um ihn, als er um die Ecke bog. Er sah die Falltür und die Erasmus. Und die Galeere. Er dachte nicht mehr an die Dame.
    Warum sind die Stückpforten leer? Wo sind alle unsere Kanonen, und was in Gottes Namen tut eine Sklavengaleere hier, und was ist in der Grube geschehen? Immer eins zur Zeit!
    Zunächst die Erasmus: Der Stumpf des Vormastes, den der Sturm davongetragen hatte, ragte häßlich aus dem Rumpf. Das spielt keine Rolle, dachte er. Wir könnten trotzdem leicht in See stechen. Die Haltetaue könnten wir abwerfen und die nächtliche Brise und die Strömung würden uns lautlos davontragen, und morgen könnten wir schon hinter der Landzunge dort an die Ausbesserung gehen. Einen halben Tag, um den Ersatzmast einzusetzen, und dann alle Segel setzen und hinaus auf die weite See!
    Woher kommt dieses Sklavenschiff? Und warum liegt es hier?
    Er erkannte Gruppen von Samurai und Matrosen unten auf dem Pier. Der Sechzigruderer – dreißig Riemen an jeder Seite – war sauber und sehr gepflegt, die Riemen sorgsam hochgenommen, aber bereit, jederzeit in See zu stechen – ihn schauderte insgeheim. Das letzte Mal, daß er eine Galeere gesehen, war vor der Goldküste gewesen, vor zwei Jahren, als sein Geschwader auf der Fahrt in die Neue Welt war, noch alle fünf Schiffe zusammen im Verband. Es war ein reiches Küstenhandelsschiff gewesen, ein Portugiese, und es war vor dem Wind vor ihnen geflohen. Die Erasmus hatte es nicht einholen können, um es zu erbeuten oder zu versenken.
    Blackthorne kannte die nordafrikanische Küste sehr gut. Zehn Jahre hindurch war er als Pilot und Kapitän für die London Company of Barbary Merchants gefahren, jener Aktiengesellschaft, die bewaffnete Kauffahrteischiffe ausrüstete, die die spanische Blockade durchbrechen und an der Barbareskenküste Handel treiben sollten. Er hatte seine Schiffe nach West- und Nordafrika geführt, im Süden bis nach Lagos hinunter und ostwärts durch die tückische Straße von Gibraltar – welche die Spanier beherrschten – bis nach Salerno im Königreich Neapel. Das Mittelmeer war gefährlich für die britische und holländische Schiffahrt. Die spanischen und portugiesischen Feinde waren dort sehr stark und, was noch schlimmer war, die Ottomanen, die ungläubigen Türken, machten mit Sklaven-Galeeren und Kriegsschiffen das Meer unsicher.
    Diese Fahrten hatten sich für ihn als höchst ertragreich erwiesen, und so hatte er sein eigenes Schiff erstanden, eine Hundertfünfzig-Tonnen-Brigg, um auf eigene Rechnung mit ihr Handel zu treiben. Nur war sie versenkt worden, und er hatte alles verloren. An einem windstillen Tag waren sie in Lee von Sardinien überrascht worden, als die türkische Galeere aus der Sonne auf sie zugelaufen war. Der Kampf war grausam gewesen, und gegen Sonnenuntergang hatte der Feind sie am Bug gerammt und war im Handumdrehen geentert. Niemals würde er den kreischenden Kriegsruf Allaaahhhhh ! vergessen, als die Korsaren über das Schanzkleid gesprungen kamen. Mit Schwertern und Musketen waren sie bewaffnet. Er hatte seine Leute um sich geschart, und der erste Angriff war auch abgeschlagen worden, doch beim zweiten hatte man sie überwältigt und befohlen, daß die Pulverkammer in Brand gesteckt würde. Das Schiff hatte in Flammen gestanden, und er war zu dem Schluß gekommen, daß es besser sei zu sterben, als an die Ruder geschmiedet zu werden. Er hatte stets eine Heidenangst gehabt, einmal zum Galeerensklaven gemacht zu werden.
    Als die Pulverkammer in die Luft ging, riß die Explosion nicht nur den Rumpf seines eigenen Schiffes auf, sondern zerstörte auch noch einen Teil der Freibeutergaleere. Auf jeden Fall gelang es ihm, in der allgemeinen Verwirrung zum Beiboot zu schwimmen und mit vier Mann

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