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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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seiner Besatzung zu entkommen. Diejenigen, die sie schwimmend nicht erreichen konnten, hatten sie zurücklassen müssen, und noch heute erinnerte er sich an ihre Hilfeschreie. Von Blackthorne und seinen vier Männern hatte Gott an jenem Tag sein Antlitz nicht abgewandt, und so hatten sie den Hafen von Cagliari auf Sardinien erreicht. Von dort aus waren sie später völlig mittellos nach Hause zurückgekehrt.
    Das war vor nunmehr acht Jahren gewesen, in demselben Jahr, da in London Pest und Hungersnot und Aufstände der hungernden Erwerbslosen geherrscht hatten. Sein jüngerer Bruder samt Familie war umgekommen. Desgleichen sein erstgeborener Sohn. Im Winter jedoch war die Pest abgeklungen, er hatte mühelos ein anderes neues Schiff gefunden und war in See gestochen, um abermals sein Glück zu suchen.
    Zunächst hatte er für die London Company of Barbary Merchants gearbeitet. Dann eine Reise nach Westindien, um Spanier zu jagen. Danach war er unter dem Holländer Kees Veerman zu dessen zweiter Reise auf der Suche nach der legendären Nordostpassage nach Kathay und den Gewürzinseln Asiens aufgebrochen, die im Eismeer nördlich des zaristischen Rußland gelegen sein sollte. Zwei Jahre hatten sie die Suche nicht aufgegeben, dann war Kees Veerman mit achtzig Prozent seiner Mannschaft in der arktischen Ödnis zugrunde gegangen, und Blackthorne hatte kehrtgemacht und die restlichen Männer nach Hause gebracht. Vor drei Jahren war man dann von der neugegründeten Holländischen Ostindischen Kompanie an ihn herangetreten und hatte ihn aufgefordert, ihre erste Expedition in die Neue Welt als Pilot zu leiten. Insgeheim teilten sie ihm hinter vorgehaltener Hand mit, sie hätten unter ungeheuren Kosten einen geschmuggelten portugiesischen roteiro erworben, der die Geheimnisse der Magellanstraße enthalte – und sie wollten dessen Richtigkeit überprüfen. Selbstverständlich wäre es den holländischen Handelsherren lieber gewesen, sie hätten einen ihrer eigenen Piloten nehmen können, aber es gab nun einmal keinen, der sich, was das Können betraf, mit den Engländern vergleichen konnte; und so hatte der geradezu erschreckende Wert des roteiro sie gezwungen, auf Blackthorne zu setzen. Sie hätten in der Tat keinen Besseren wählen können: Er war der hervorragendste protestantische Pilot überhaupt, seine Mutter war Holländerin gewesen, und er beherrschte das Niederländische vollkommen. Blackthorne hatte begeistert zugestimmt und sich mit den üblichen fünfzehn Prozent Anteil an allen Einnahmen einverstanden erklärt, hatte der Gesellschaft feierlich vor Gott Treue gelobt und geschworen, ihr Geschwader hinauszuführen und wieder nach Hause zurückzubringen.
    Und bei Gott, ich werde die Erasmus wieder zurückbringen! Und zwar mit soviel Mann, wie Gott bis dahin am Leben läßt.
    Sie überquerten jetzt den Dorfplatz. Er wandte den Blick von der Sklavengaleere ab und den drei Samurai zu, die die Falltür bewachten.
    »Omi-san!« Durch Zeichen erklärte er, daß er an die Falltür heranzugehen wünsche, um seinen Freunden etwas zuzurufen. Nur für einen Moment. Doch Omi schüttelte den Kopf und sagte etwas, was er nicht verstand, und dann ging er weiter über den Dorfplatz, den Strand hinunter, am Kessel vorbei und dann auf die Mole. Blackthorne folgte ihm gehorsam. Eines zur Zeit, sagte er sich. Fasse dich in Geduld.
    Sobald sie auf der Mole waren, wandte Omi sich um und rief den Wachen an der Falltür etwas zu. Blackthorne sah, wie sie die Falltür aufmachten und hinuntersahen. Einer von ihnen winkte Leuten aus dem Dorf, welche die Leiter sowie ein Fäßchen mit frischem Wasser holten und es nach unten brachten. Das leere Fäßchen brachten sie mit nach oben. Desgleichen den Latrineneimer.
    Da! Wenn du geduldig bist und ihr Spiel nach ihren Regeln spielst, kannst du deiner Mannschaft helfen, dachte er voller Zufriedenheit.
    Gruppen von Samurai versammelten sich in der Nähe der Galeere. Ein hochgewachsener alter Mann stand etwas abseits. Der Ergebenheit nach zu urteilen, die der Daimyo Yabu ihm entgegenbrachte, und nach der Promptheit, mit der die anderen auf seinen kleinsten Wink hin sprangen, erkannte Blackthorne, wie wichtig er sein mußte. Ob das wohl ihr König ist? überlegte er.
    Omi warf sich demütig auf die Knie. Der alte Mann machte die Andeutung einer Verneigung, wandte dann jedoch den Blick Blackthorne zu.
    So anmutig, wie nur irgend möglich, kniete Blackthorne nieder, setzte die Hände flach auf den Boden

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