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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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annähernd eine Stunde.
    »Jawohl, Herr!«
    »Warum kommt Ihr nicht mit mir nach Osaka, Yabu-san?« sagte Hiro-matsu, als wäre das ein Einfall, der ihm gerade gekommen war. »Herr Toranaga wäre entzückt, all diese Geschenke aus Eurer Hand zu empfangen. Bitte, wir haben Raum genug.« Als Yabu anfing, diese Ehre abzulehnen, ließ er ihn eine Weile gewähren, genauso, wie Toranaga es ihm aufgetragen hatte, doch dann erklärte er, gleichfalls auf Toranagas Geheiß: »Ich bestehe darauf. Im Namen unseres Herrn Toranaga bestehe ich darauf! Eure Großzügigkeit muß belohnt werden.«
    Yabu wußte, daß ihm nichts anderes übrigblieb, als dankbar anzunehmen. »Ich danke Euch. Es wird mir eine Ehre sein.«
    »Gut. Das wäre also erledigt.« Eisenfaust fiel offensichtlich ein Stein vom Herzen. »Jetzt etwas Cha und ein Bad.«
    Höflich geleitete Yabu ihn den Hügel zu Omis Haus hinauf. Der alte Mann wurde gewaschen und geschrubbt, und hinterher lag er dankbar in der dampfenden Hitze. Später machten Suwos Hände wieder einen neuen Menschen aus ihm. Er schlürfte seinen Tee aus guten Porzellanschalen und machte dann ein kurzes, traumloses Nickerchen.
    Nach Ablauf von drei Stäbchen glitt die Shoji -Tür auf.
    »Yabu-sama wartet draußen, Euer Gnaden. Er sagt, das Schiff sei beladen.«
    »Ausgezeichnet!«
    Hiro-matsu trat auf die Veranda hinaus und erleichterte sich in einen bereitgestellten Eimer. »Eure Männer sind sehr tüchtig, Yabu-san.«
    »Eure Leute haben auch geholfen, Hiro-matsu-san. Sie sind mehr als tüchtig.«
    Jawohl, und bei der Sonnengöttin, sie tun gut daran, es zu sein! dachte Hiro-matsu, um dann jovial zu sagen: »Es geht doch nichts darüber, eine volle Blase in Ruhe zu entleeren, solange noch genug Kraft hinter dem Strahl sitzt. Neh? Da fühlt man sich wieder richtig jung!« Er richtete gemächlich sein Lendentuch in der Erwartung, daß Yabu ein paar zustimmende Bemerkungen machen würde, doch wartete er vergebens. »Laßt den Führer der Piraten auf mein Schiff bringen!«
    »Was?«
    »Ihr wart so großmütig, unserem Herrn das Schiff samt Inhalt zum Geschenk zu machen. Die Mannschaft gehört zum Inhalt. Deshalb bringe ich den Piratenführer nach Osaka. Herr Toranaga wünscht ihn zu sehen. Mit dem Rest könnt Ihr selbstverständlich verfahren, wie Ihr wollt. Aber macht bitte Euren Gefolgsleuten klar, daß die Barbaren Eigentum meines Herrn und Gebieters sind, daß sie bei guter Gesundheit gehalten werden, am Leben bleiben und hier sind, wenn er sie will.«
    Yabu eilte an die Mole, wo er Omi vermutete.
    Zuvor – nachdem er Hiro-matsu in sein Bad geleitet hatte – war er jenen Pfad hochgestiegen, der am Friedhof vorbeiführte. Dort hatte er sich kurz vor dem Scheiterhaufen verneigt, war jedoch weitergegangen und war dann auf einer kleinen Plattform angekommen, die hoch über dem Dorf gelegen war. Ein uralter Baum spendete Schatten und Ruhe. Hierher hatte er sich zurückgezogen, um seinen Zorn verrauchen zu lassen und um nachzudenken. Er hatte es nicht gewagt, sich dem Schiff oder Omi oder seinen Leuten zu nähern, denn er wußte, er hätte den meisten, wenn nicht gar allen, befohlen, Seppuku zu begehen, und das wäre eine große Verschwendung gewesen! Er hätte dann ein ganzes Dorf abgeschlachtet, und er wußte, daß das dumm gewesen wäre.
    Während er allein dasaß, innerlich schäumte und versuchte, Klarheit in seine Gedanken zu bringen, neigte sich die Sonne dem Horizont zu und vertrieb den Dunst überm Meer. Die Wolken, die im Westen die fernen Berge verhüllten, teilten sich für einen Augenblick, und er hatte die Schönheit der schneebedeckten Gipfel geschaut. Dieser Anblick hatte ihn wieder zur Ruhe gebracht, und so hatte er angefangen, sich zu entspannen, nachzudenken und Pläne zu schmieden.
    Setz deine Spione an, damit sie Toranagas Spion finden, sagte er sich. Dem, was Hiro-matsu gesagt hat, ist nicht zu entnehmen, ob der Verrat von hier oder von Yedo ausging. In Osaka besitzt du mächtige Freunde, unter anderem sogar Herrn Ishido. Vielleicht kann einer von denen den Schuft auskundschaften. Schick sofort eine persönliche Nachricht an deine Frau, falls der Verräter dort sitzt. Wie steht es mit Omi? Soll er den Verräter hier ausfindig machen? Ist er selbst der Verräter? Das ist zwar nicht wahrscheinlich, aber auch nicht unmöglich. Wahrscheinlicher ist, daß der Verrat von Yedo ausgeht. Man muß den Zeitplan ansehen. Falls Toranaga in Osaka die Nachricht von dem Schiff erhielt, als es

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