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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ankam, wäre Hiro-matsu vor mir hiergewesen. Du hast Spitzel in Yedo – sollen sie einmal beweisen, daß sie ihr Geld wert sind.
    Und wie steht es mit den Barbaren? Jetzt stellen sie den einzigen Vorteil dar, den du von dem Schiff hast. Hat nicht Omi dir eine Antwort gegeben? Du könntest dir ihr Wissen um die See und die Schiffahrt zunutze machen und mit Toranaga um Feuerwaffen feilschen. Neh?
    Eine andere Möglichkeit: sich mit Haut und Haar Toranaga verschreiben. Ihn in deinen Plan einweihen. Bitte ihn darum, das Regiment der Feuerwaffen anführen zu dürfen – zu seinem Ruhm. Aber: Ein Vasall sollte niemals erwarten, daß sein Lehnsherr seine Dienste belohnt oder sie auch nur mit Worten zur Kenntnis nimmt: Dienen ist Pflicht, Pflicht ist Samurai, Samurai ist Unsterblichkeit. Das wäre die beste Lösung, die allerbeste, dachte Yabu. Kann ich wirklich sein Vasall sein? Oder Ishidos?
    Nein, das ist undenkbar. Verbündeter ja, Vasall nie!
    Er kochte, als er die Mole erreichte.
    »Omi-san!«
    »Jawohl, Yabu-sama?«
    »Schafft den Führer der Barbaren herbei! Ich bringe ihn nach Osaka. Und was die anderen betrifft, so sorgt dafür, daß man sich während meiner Abwesenheit gut um sie kümmert. Ich will, daß sie gesund und bei Kräften sind und sich zu benehmen wissen. Werft sie wieder in die Grube, wenn es sein muß.«
    Seit die Galeere gelandet war, hatte es einen Aufruhr in Omis Geist gegeben, und er war höchst besorgt gewesen um Yabus Sicherheit. »Laßt mich Euch begleiten, Herr. Vielleicht kann ich Euch von Nutzen sein!«
    »Nein, jetzt will ich, daß Ihr Euch um die Barbaren kümmert.«
    »Bitte! Vielleicht kann ich Eure Freundlichkeit mir gegenüber ein wenig wiedergutmachen.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Yabu freundlicher, als er beabsichtigt hatte. Ihm fiel ein, daß er Omis Gehalt auf dreitausend Koku erhöht hatte und sein Lehen vergrößert wegen des Goldes und der Kanonen – die jetzt seinem Zugriff entzogen waren. Aber die Besorgnis im Gesicht des jungen Mannes war ihm nicht entgangen, und es war ihm unwillkürlich warm ums Herz geworden. Mit Vasallen wie diesem kann ich ein ganzes Imperium schaffen, sagte er sich. »Wenn es zum Krieg kommt – nun, ich habe einen Auftrag von höchster Bedeutung für Euch, Omi-san. Jetzt geht und schafft den Barbaren herbei.«
    Omi nahm vier Wachen mit. Und Mura, um zu dolmetschen.
    Blackthorne wurde aus dem Schlaf gerissen. Er brauchte eine volle Minute, ehe er wieder einen klaren Kopf hatte. Als der Nebel sich verzog, sah er Omi auf sich herniederstarren. Einer der Samurai hatte ihm die Zudecke heruntergerissen, ein anderer ihn wachgerüttelt. Die anderen beiden trugen tückisch aussehende Bambusstöcke. Mura hatte ein kurzes Stück aufgeschossener Schnur in der Hand, lag auf den Knien und verneigte sich, woraufhin Blackthorne sich hinkniete und, wiewohl nackt, die Verneigung ebenso höflich erwiderte.
    Es ist nur ein Ausdruck von Höflichkeit, dachte Blackthorne. So ist es nun einmal bei ihnen Sitte. Und Nacktheit übersieht man. Auch das ist bei ihnen Sitte, und Nacktsein ist gleichfalls keine Schande.
    »Anjin! Bitte, kleidet Euch an!« sagte Mura.
    Anjin? Ah, jetzt erinnere ich mich. Der Priester sagte, sie könnten meinen Namen nicht aussprechen und hätten mich deshalb Anjin getauft. Und man werde mich ›Anjin-san‹ nennen, wenn ich mich dessen als würdig erwiese.
    Schau Omi nicht an, ermahnte er sich. Noch nicht. Denk an den Dorfplatz und Omi und Croocq und Pieterzoon. Immer eines zur Zeit. Du hast vor Gott geschworen, es zu tun: eins zur Zeit. Die Rache wird mein sein – bei Gott!
    Blackthorne erkannte, daß man seine Kleider abermals gereinigt hatte, und er segnete denjenigen, der es getan hatte, wer immer es war. Im Bad war er aus seinen Kleidern gestiegen, als ob die Pest daran säße. Dreimal hatte er sich den Rücken von ihnen schrubben lassen – mit dem rauhesten Schwamm und mit Bimsstein. Trotzdem fühlte er noch jetzt den Urin dort brennen.
    Er wandte den Blick von Mura und sah Omi an. Es beherrschten ihn gemischte Gefühle, seinen Feind lebendig und so nahe zu wissen.
    Er verneigte sich, wie er Gleichgestellte sich vor Gleichgestellten hatte verneigen sehen, und ging nicht tiefer. »Konnichi wa , Omi-san«, sagte er. Es ist keine Schande, ihre Sprache zu sprechen, und auch keine Schande, »Guten Tag« zu sagen oder sich als erster zu verbeugen, wie es bei ihnen Sitte ist.
    Omi erwiderte die Verneigung.
    Blackthorne entging nicht,

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