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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Gnade, fortgehen zu dürfen. Wir wollen diese Begegnung nicht.«
    »Ein Schiff ist auf eurem Land niedergegangen«, sagte Niun.
    Auf der anderen Seite herrschte Schweigen. Sie wußten vom Schiff und waren beunruhigt. Es bedurfte keiner Dusei, um das in der Luft zu spüren.
    »Wir gehören zu Melein s'Intel«, sagte Niun.
    »Ich bin Hlil s'Sochil«, sagte der Jüngere und schob die Hand zu einer drohenden Geste hinter den Gürtel. »Und du, Fremder?«
    »Ich bin Daithon Niun s'Intel Zain-Abrin, Kel'anth des Kel von Melein.«
    Hlil nahm sofort eine entspanntere Haltung ein und vollführte eine kleine Geste des Respektes. Er und sein älterer Gefährte waren in grobes und verblaßtes Schwarz gekleidet, jedoch mit zahlreichen J'tai geschmückt, Ehrenzeichen, die in der kalten Sonne glitzerten und blinkten. Und die Waffen, die sie trugen, waren Yin'ein , die mitgenommen und abgenutzt aussahen.
    »Ich bin Merai s'Elil Kov-Nelan«, sagte der Ältere. »Daithon und Kel'anth des Kel von Edun An-ehon. Was sollen wir unserer She'pan sagen, Kel'anth?«
    »Sagt ihr, dies ist eine Herausforderung!«
    Für einen Moment herrschte Schweigen. Merais Augen schweiften zu Duncan, besorgt über eine Gegenwart, die nicht hierher gehörte; bekümmert, dachte Duncan, über Fragen, die er stellen würde, wenn er könnte. Sie wußten vom Schiff; und Merais Bernsteinaugen zeigten Begreifen.
    Aber auf einmal neigte Merai den Kopf und ging zusammen mit Hlil zurück.
    »Sie nehmen in mir etwas wahr, das nicht stimmt«, meinte Duncan.
    »Ihre She'pan wird kommen. Die Frage geht jetzt an sie. Steh still und falte die Hände hinter dir! Tu nichts, zu dem du nicht aufgefordert wirst!«
    So standen sie, und der Wind ließ ihre Gewänder leicht flattern und blies feine Sandschleier auf. Nach einer Weile durchbrachen Schritte die Stille; Melein gesellte sich zu ihnen.
    »Ihr Name ist Sochil«, sagte Niun, ohne sich zu ihr umzublicken. »Wir haben ihren Kel'anth über deine Absichten unterrichtet.«
    Sie sagte nichts, sondern wartete.
    Und in völligem Schweigen kam das Volk, der Kel'anth an der Spitze, bildeten einen Kreis um sie, Reihe auf Reihe, so daß es keine Rückzugsmöglichkeit mehr gab, hätten sie die Absicht gehabt zu fliehen. Duncan stand wie seine Gefährten reglos wie ein Stein, und desgleichen tat das feindliche Kel, und sie alle drei spürten die auf sich gerichteten Blicke, denn sicherlich gab es auch in Niun und Melein etwas Fremdes: die Feinheit ihrer Kleidung; die Zahen'ein , die sie außer den Yin'ein trugen; die Andersartigkeit ihrer Zaidhes , mit den dunklen Plastikvisieren und der sorgfältigen Faltung, während die der anderen nur eckige und verschlungene Tücher waren, und deren Schleier waren in die Kopftücher verflochten und nicht mit einem Metallband befestigt wie bei Duncan, Niun und Melein. Die Gewändersäume der anderen waren zerfetzt, die Ärmel durchgescheuert. Ihre Waffengriffe bestanden aus Knochen und lackiertem Gewebe, während die Niuns aus Messing und Gold und Cho seide-Umhüllungen bestanden. Duncan hielt sogar seine eigenen Waffen für feiner gearbeitet als die dieser Fremden.
    Niun war eine ehrfurchtgebietende Gestalt unter ihnen: Duncan kannte den Namen nicht, den sich Niun gegeben hatte – Dai-thon glich einem Wort für Sohn und war doch anders; plötzlich jedoch vermutete er, daß der Verwandte einer She'pan dieser vom Rang her nahekam.
    Und da war er, Duncan-ohne-eine-Mutter. Er fing an, sich zu fragen, was aus ihm werden würde – und was das für ein Gerede über Herausfordern war. Er verfügte nicht über das Geschick. Er konnte nicht die Yin'ein gegen einen dieser anderen ergreifen. Er wußte nicht, was Niun von ihm erwartete.
    Tu nichts, zu dem du nicht aufgefordert wirst! Er kannte die Mri gut genug, um Niun wörtlich zu nehmen. Leben standen auf dem Spiel.
    Goldene Gewänder tauchten hinter den schwarzen auf. Dort stand das Sen, die Gelehrten des Volkes, und sie kamen unverschleiert, alte und junge, Männer und Frauen, denen zum größten Teil die Seta'al fehlten, wenn auch einige sie trugen, die blauen Kel Narben. Das Sen verteilte sich zwischen den Kel'ein, die Arme gefaltet, und wartete.
    Aber als Melein vortrat, verschleierten sich die Sen'ein und wandten sich ab. Und durch ihre Mitte kam eine alte, weißgewandete Frau.
    Sochil, die She'pan. Ihre Gewänder waren schwarzgerändert, während die Meleins völlig weiß waren. Sie trug keine Seta'al , im Gegensatz zu Melein. Sie kam herbei und

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