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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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gleichermaßen von Kel-Tuch umhüllt, verschleiert und ausdruckslos. Auf einer Seite des Innenraumes gab es eine kleine Ansammlung der ältesten Goldgewandeten, die unverschleiert waren, und eine alte Blaugewandete – die Kath'anth, Älteste des Kath, vermutete Duncan plötzlich.
    Und die weiße, unverschleierte Gestalt auf dem Stuhl am Ende des Zeltes, das war Melein.
    Goldene Haut, goldene und membrangeschützte Augen – alle glichen sie einander, und nur die Tiere und er selbst waren hier fremd. Duncan folgte Niun und den Tieren durch den Gang zwischen den Sitzreihen zu Melein, und sein Herz klopfte in verlorener, vergessener Angst, denn die Dusei nahmen die herrschende Anspannung in sich auf und warfen sie auf ihn zurück, und er verkniff es sich, sie zum Zorn anschwellen zu lassen. Dies waren keine Feinde, zumindest im Augenblick nicht.
    Und auch nicht seine Freunde.
    Die Dusei gingen bis zu Melein, bevor sie sich umwandten, während Niun neben ihr seinen Platz einnahm und Duncan die beschattete Stelle hinter ihr aufsuchte. Die Tiere fingen an, auf und ab zu gehen, auf und ab, beäugten die Menge mit kaum gezügelter Feindseligkeit.
    »Yai!« verbot Niun es ihnen. Das kleinere hob sich halb auf die Hinterbeine und sank langsam wieder herab, kein Spiel diesmal. Die Versammlung wich nicht, aber intensive Wellen der Furcht beherrschten sie. Die Dusei schnaubten, kehrten um und ließen sich zwischen Niun und Duncan nieder.
    Hlil s'Sochil erhob sich aus der vordersten Reihe des Kel und entschleierte sich. Andere folgten seinem Beispiel. Hlil kam und brachte eine Handvoll kleiner goldener Gegenstände, bot sie Niun an, und dieser entschleierte sich und nahm sie mit einer Verbeugung entgegen. Daraufhin lockerte sich die Stimmung der Menge.
    J'tai . Ehrenmedaillen – die von Merai. Duncan lauschte, sah zu, wie zwei Kel'e'ein kamen, eine bejahrte Frau und eine jüngere: beiden gab Niun je ein J'tal – sie waren Verwandte Merais, stolz und grimmig. Sie berührten Niuns Hände, verneigten sich und gingen, ließen sich wieder zwischen ihren Kameraden nieder.
    Weitere Schleier wurden abgelegt, bis schließlich das gesamte Kel die Gesichter dem Blick der Mutter aussetzte, die sie genommen hatte.
    Duncan behielt seinen an, schämte sich seiner Fremdheit in dieser Gemeinschaft, haßte seine Scham gleichzeitig.
    Kel'ein kam, neun von ihnen, alte und junge, um Meleins Hand sich an die Stirn zu pressen und ihre Namen zu nennen. Sie bezeichneten sich als Ehemänner Sochils.
    »Ich nehme euch an«, sagte Melein, nachdem alle die rituelle Begrüßung vollzogen hatten. Und dann stand sie auf und faßte Niun am Arm. »Er ist von einer Geburt mit mir, und er ist der Kel'en der She'pan und der Kel'anth ihres Kel. Will ihn jemand herausfordern?«
    Köpfe senkten sich – es gab keine Herausforderung.
    Und zu Duncans Entsetzen faßte ihn Melein an der Hand und führte ihn nach vorne.
    »Niemand ist verschleiert«, flüsterte sie.
    Er ließ den Schleier fallen, und nicht einmal die Disziplin des Kel konnte die erschreckten Blicke verhindern.
    »Dies ist Kel Duncan, Duncan-ohne-eine-Mutter. Er ist ein Freund des Volkes. So lautet mein Wort. Niemand wird ihn anrühren.«
    Wieder senkten sich die Köpfe, diesmal weniger bereitwillig. Entlassen zog sich Duncan wieder in den Schatten zurück und stellte sich neben die Dusei. Herausforderung: wenn es eine geben sollte, mußte Niun sie erwidern, würde Niun darauf antworten. Duncan war nicht fähig, sich unter Mri um seine eigene Verteidigung zu kümmern, Duncan-ohne-eine Mutter, der Mann ohne Ursprung.
    »Und hört mir jetzt zu«, sagte Melein sanft und setzte sich wieder auf den Stuhl, das einzige Möbelstück im Zelt. »Hört mir zu, und ich werde eine Dunkelheit dem Verständnis meiner Gefährten öffnen! Sagt mir, woran ihr euch erinnert! Dies sind die Dinge, die ich weiß:
    Daß diese Welt die Mri hervorgebracht hat und die Elee und Surai und Kalath; und während die Jahre verstrichen, nahmen die Elee die Surai und Kalath in sich auf, und die Mri lebten im Schatten der Elee...
    Seitdem An-ehon besteht, teilten sich Elee und Mri dieselben Städte...
    Die Elee errichteten und die Mri verteidigten...
    Die Sonne starb, und der Wohlstand schwand, und die Schiffe verließen die Welt. Sie waren langsam, diese Schiffe, aber mit ihnen nahmen die Mri Welten ein. Dort gab es Wohlstand...
    Und Krieg. Zahen'ein -Kriege. Kriege von Fremden.«
    »Das stimmt«, sagte das Sen, und das Kel und die

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