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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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spricht von Kriegen, Kel Duncan.«
    »Ist das ungewöhnlich für das Volk?«
    Niun betrachtete ihn, wollte wütend sein und erkannte, daß es nur um die falschen Worte ging. »Kriege. Mri-Kriege. Kriege ohne Fernwaffen.« Er griff zu dem verbotenen Mu'ara, und daraufhin schien Duncan ihn zu verstehen und schwieg sofort wieder.
    »Ich wünschte, die Dusei kämen«, erklärte Niun plötzlich, zwang seine Gedanken weg von den eben besprochenen Aussichten; und in seiner Ruhelosigkeit ging er zum Tor und wagte es, die Tiere zu rufen, stieß diesen rhythmischen Ruf aus, der manchmal – aber nur manchmal – die Tiere herbeilockte.
    Diesmal klappte es nicht. In dieser Nacht gab es keine Antwort, und in der nächsten auch nicht.
    Aber in der dritten, als Melein immer noch im Sen Turm war und sich die beiden Männer unten in ihrer Isolation quälten, ertönte ein vertrautes Schnaufen und Klauenklappern auf den äußeren Stufen, und es erfolgte der eigentümliche Druck auf die Sinne, der die Dusei ankündigte.
    Es war die erste Nacht, in der sie beide wagten, tief zu schlafen, in der Wärme ihrer Tiere und sich dessen sicher, daß sie gewarnt würden, sofern eine Gefahr auftrat.
    Es war Melein, die kam; mit einem Händeklatschen schreckte sie sowohl die Männer als auch die Tiere auf, die entsetzt darüber waren, daß jemand sie im Schlaf überrascht hatte, auch wenn es einer der ihren war.
    »Kommt!« sagte sie und fügte hinzu, sobald beide auf den Füßen standen und bereit waren, ihren Befehlen zu folgen: »Das Volk ist nahe. An-ehon hat ein Signalfeuer für sie angezündet. Sie kommen.«

20
    Der Sturm der vergangenen Tage hatte Sandaufhäufungen in der Stadt hinterlassen, hohe Dünen, deren Formen in dem Licht, das über den Platz zuckte, einen unwirklichen Eindruck machten.
    Duncan blickte zurück zu dessen Quelle, ein Signalfeuer von der Spitze des Edun, das unter dem immer noch dunklen Himmel gewaltig blitzte und jeden herbeirief, der in Sichtweite der Stadt sein mochte. Und das Volk würde diesem Ruf folgen.
    Sie nahmen nichts mit sich: das Pan'en, der Schlitten, alles was sie besaßen, ließen sie im Edun zurück. Wenn alles gut verlief, würden sie zurückkehren; wenn nicht, würden sie es nicht mehr brauchen. Es gab, vermutete Niun, obwohl er nicht übermäßig über ihre Chancen gesprochen hatte, keine Frage der Flucht, was auch immer geschah.
    Die Dusei waren beunruhigt, und das um so mehr, je näher sie den Grenzen der Stadt kamen. Niun scheuchte sie mit einem scharfen Befehl; dies war keine Situation für Dus-Gefühle. Die Tiere verließen sie und verschwanden rasch in der Dunkelheit und den Ruinen.
    »Sollte ich nicht auch gehen?« fragte Duncan.
    Beide Mri blickten ihn an. »Nein«, sagte Niun. »Nein«, wiederholte Melein. Es schien ihm, als ob das Angebot sie beleidigte.
    Und in der Dämmerung tauchte auf einem Dünenkamm gegenüber der Stadt eine schwarze Linie auf.
    Kel'ein.
    Das-Gesicht-das-nach-außen-gewandt-ist.
    »Shon'ai« , sagte Niun ruhig. Shon'ai sa'jiran , die Wendung ist genommen. Der Wurf ist gemacht – es gab kein Zurück mehr. »She'pan, willst du warten oder kommst du mit?«
    »Ich werde mit dir gehen – für den Fall, daß es auf der anderen Seite einen überängstlichen Kel'en gibt. Noch gibt es She'panei. Wir werden sehen, ob das Gesetz noch respektiert wird.«
    Und im ersten Licht Na'i'ns kam die schwarze Linie näher, eine einzelne Reihe. Sie drei gingen den anderen entgegen, und keine Worte wurden gesprochen.
    Die Reihe hielt an, und zwei Kel'ein lösten sich aus ihr und traten vor.
    Melein blieb stehen. »Komm!« sagte Niun zu Duncan.
    Sie gingen ohne sie. »Sprich nichts«, sagte Niun, »und bleib an meiner Linken!«
    Und kaum in Rufweite blieben die fremden Kel'ein stehen und grüßten sie. Es war Mu'ara, und außer She'pan konnte Duncan kein Wort davon verstehen.
    »Ist das Hal'ari beim Volk vergessen?« rief Niun zurück.
    Die beiden Fremden kamen ein Stück näher und hielten wieder an. Duncan spürte ihre Augen auf ihm, auf dem Teil seines Gesichts, den der Schleier nicht verbarg. Sie wußten, daß etwas nicht stimmte; er spürte das in ihrem zu sehr forschenden Blick.
    »Was bringst du da?« wollte der Ältere von Niun wissen, und er sprach Hal'ari. »Was ist das, Kel'en?«
    Niun sagte nichts.
    Die Augen des Fremden blickten an Niun vorbei und kehrten wieder zu ihm zurück. »Dies ist Sochils Land. Wer immer ihr seid, unterrichtet eure She'pan darüber und erbittet ihre

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