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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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blieb stehen, Melein gegenüber.
    »Ich bin Sochil, She'pan der Ja'anom-Mri. Du bist hier nicht auf deinem eigenen Gebiet, She'pan.«
    »Diese Stadt«, sagte Melein, »ist die Stadt meiner Vorfahren. Sie gehört mir.«
    »Geh fort von meinem Land! Geh unbehelligt! Dies ist neutraler Boden. Niemand kann An-ehon beanspruchen. Hier kann es keine Herausforderung geben.«
    »Ich bin Melein, She'pan des gesamten Volkes; und ich bin heimgekehrt, Sochil.«
    Sochils Lippen bebten. Ihr Gesicht war von Sonne und Wetter gezeichnet. Ihre Augen begutachteten Melein, und das Beben der Lippen blieb. »Du bist wahnsinnig. She'pan des Volkes? Du bist mehr als wahnsinnig. Wieviele von uns willst du töten?«
    »Das Volk hat die Welt verlassen; und ich bin die She'pan aller, die sie verlassen haben, und aller, die heimgekehrt sind, und all der Städte, die uns geschickt haben. Ich fordere dich heraus, Sochil!«
    Sochils Augen flatterten, als die Membran darüberblinzelte, und sie hob die Hände zu einer abwehrenden Geste. »Verflucht sollst du sein!« schrie sie, und sie verschleierte sich und zog sich zwischen ihre Sen'ein zurück.
    »Du bist herausgefordert«, sagte Melein mit lauter Stimme. »Entweder überläßt du mir deine Kinder, She'pan der Ja'anom-Mri, oder ich werde sie mir nehmen.«
    Die She'pan zog sich ohne eine Antwort zurück, und ihr Kel bildete eine Mauer, die sie schützte. Niemand bewegte sich, niemand sprach. Schmerz kroch in verspannte Muskeln hinein. Die windzugewandte Körperseite wurde erst kalt, dann taub.
    Und dann kam Kel'anth Merai mit zwei Kel'ein, einem Mann und einer Frau.
    »She'pan«, sagte Merai und vollzog eine Geste des Respekts vor Melein, »ich bin Kel'anth Merai s'Elil Kov-Nelan. Die She'pan bietet dir zwei Kel'ein an.«
    Melein brachte ihre Arme in eine Haltung, die Erschrecken und Verachtung ausdrückte. »Will sie handeln? Dann soll sie mir ihr halbes Volk geben.«
    Das Gesicht des Kel'anth verriet nichts, aber die jungen Kel'ein an seiner Seite wirkten entsetzt. »Ich werde es ihr berichten«, sagte der Kel'anth, riß sich von ihnen los und zog sich in die schwarzen Reihen zurück, die Sochil beschützten.
    »Sie wird nicht annehmen«, sagte Melein voraus, ein Flüstern zu Niun, das beinahe im Wind verlorenging.
    Es wurde eine lange Wartezeit. Endlich machten die Kel'ein Platz, und Sochil kam zurück. Sie war verschleiert und hatte die Hände in die weiten Ärmel ihrer Gewänder gesteckt.
    »Geh weg«, sagte sie dann sanft. »Ich bitte dich, geh weg und laß meine Kinder in Frieden! Was hast du mit ihnen zu schaffen?«
    »Ich sehe, daß sie hauslos sind, She'pan. Ich will ihnen ein Haus geben.«
    Es entstand eine Pause. Schließlich deutete Sochils Arm mit einer umfassenden Bewegung auf das Land. »Ich sehe, daß du machtlos bist, feine She'pan mit den eleganten Gewändern. Ich sehe, daß du kein Land hast, kein Kel, kein Kath, kein Sen. Zwei Kel'ein, sonst nichts. Aber du willst meine Kinder nehmen und ihnen ein Haus geben.«
    »Das werde ich.«
    »Dies«, sagte Sochil und stach mit dem Finger nach Duncan, »wird dies zum Volk gezählt, wo du gewesen bist? Ist das der Lohn für mein Kel, wenn es deinen Kel'anth besiegt? Was ist dies, das du uns bringst, gekleidet in die Gewänder eines Kel'en? Laß uns sein Gesicht sehen!«
    Niuns Hand fuhr warnend zum Gürtel.
    »Du entwürdigst dich selbst«, sagte Melein. »Und all das ist gegenstandslos, She'pan. Ich habe dir gesagt, was ich will und was ich tun werde. Ich werde deinem Volk ein Haus geben, entweder dem ganzen oder dem halben, das liegt bei dir. Und ich werde ausziehen und Clan auf Clan übernehmen, bis ich alle habe. Ich bin die She'pan des Volkes, und ich werde deine Kinder bekommen, die Hälfte jetzt, später alle. Aber wenn du mir die Hälfte überläßt, werde ich sie nehmen und die Herausforderung zurückziehen.«
    »Das geht nicht. In den Städten der Hochebenen gibt es kein Wasser. Fremde She'pan, du bist wahnsinnig. Du begreifst nicht. Wir können nichts aufbauen; wir können nicht den Weg der Elee beschreiten. Wir sind dem Land genug, und es ist uns genug. Du wirst uns töten.«
    »Frag An-ehon, die dein Lehrer war, Sochil, und lerne, daß es möglich ist.«
    »Du träumst. Tochter meiner Vorfahren, du träumst.«
    »Nein«, sagte Melein. »Mutter der Ja'anom, du bist ein schlechter Traum, den dein Volk träumt, und ich werde deinen Kindern ein Haus geben.«
    »Du wirst sie töten. Ich werde sie dir nicht überlassen.«
    »Willst

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