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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Stöhnen aufstanden, das im gesamten Laderaum widerhallte. Sie standen Schulter an Schulter, die Nü- stern arbeiteten, rochen den Fremden. Ihre kleinen Augen, die vielleicht nicht allzu scharf waren, glitzerten im Licht. Das größere von beiden war ein mitgenommenes, zernarbtes Tier – Duncan hielt es für Niuns eigenes; und er glaubte auch, daß er auch das kleinere, geschmeidigere kannte, eines, das sie einmal begleitet hatte.
    Das größere kam mit seiner taubenzehigen Gangart herbei, betrachtete Duncan von Kopf bis Fuß und stieß rollend ein tiefes Schnurren hervor, das Freude über die Begegnung bekundete. Das kleinere kam und stieß mit der breiten Nase drängend gegen Duncans Bein.
    Er setzte sich zwischen ihnen auf eine der unteren Stufen, und die großen Tiere ließen ihre gewaltige Masse zu seinen Füßen nieder, so daß sie sich berührten. Er streichelte die samtpelzige Haut – bemerkenswert angenehm, dieser Samt über Muskeln. Kein Geräusch war zu hören außer dem Knurren der Dusei, ein monotones, friedliches Geräusch.
    Sie waren zufrieden. Sie akzeptierten ihn, akzeptierten einen Menschen wegen Niun, weil sie ihn in Niuns Begleitung erlebt hatten, dachte er, obwohl sie seine Berührung verabscheut hatten, solange Niun dabei war. Als er einmal einen Fluchtversuch unternommen hatte, hatten die Dusei ihn gejagt, in die Ekke getrieben und die ganze Zeit mit einem Schrecken erfüllt, den er als eine ihrer Waffen zu begreifen begann.
    Es wundert mich, daß sie dich nicht getötet haben , hatte Niun in jener Nacht gesagt.
    Duncan wunderte sich jetzt, daß sie so ruhig waren, nach dem, was ihnen angetan worden war, nachdem Menschen sie gequält hatten bei dem Versuch, sie ruhigzustellen. Der Stoffwechsel der Dusei absorbierte jedoch Gifte, und vielleicht auch die Droge, mit der man versucht hatte, sie zu betäuben. Sie hatten augenscheinlich keinen Schaden genommen, legten nicht einmal eine Verhaltensstörung an den Tag.
    Weder Menschen noch gänzlich Tiere waren die Dusei, sondern vierbeinige Halblinge, Geschöpfe des Schattens, die an der Natur von beiden teilhatten – die sich den Mri angeboten hatten, ohne sich zu unterwerfen: sie waren Gefährten der Mri, nicht deren Eigentum. Duncan bezweifelte, daß die Menschheit einen solchen Handel akzeptieren konnte. Die Regul konnten es nicht.
    Er saß da, zufrieden damit, zu berühren und berührt zu werden, und ruhig; in jener Nacht hatte er nicht gewußt, ob es richtig war, die Dusei auf das Schiff zu lassen – jetzt schien es sehr richtig zu sein. Er entdeckte plötzlich, daß er voller Wärme war – die er empfing. Er wußte alles auf einmal, wußte, welches ihn so berührte, das kleine Tier, das kleine, das immer noch die dreifache Masse eines ausgewachsenen Mannes hatte. Es schnurrte in einem stetigen, betäubenden Rhythmus, entzog ihm alle Leidenschaft, wie das Wasser dem Erdboden von Kesrith das Salz stahl und es seewärts entführte.
    Es ertränkte sie, überwältigte sie.
    Er zuckte plötzlich erschrocken zurück; und das mochten die Dusei nicht. Sie schnaubten und wichen zurück. Er konnte sie nicht wiedergewinnen. Getrennt standen sie da und betrachteten ihn mit kleinen und glitzernden Augen.
    Kälte strömte in ihn hinein, das Bewußtsein seiner selbst.
    Sie waren aus eigenem Antrieb gekommen, hatten ihn benutzt: sie hatten es gewollt – und er hatte ihnen Zugang verschafft; und immer noch brauchte er sie, sie und die Mri, sie und die Mri...
    Er fing sich und kletterte die engen Stufen hinauf, schwitzend und angespannt, als er die Sicherheit des Laufsteges erreichte. Er blickte hinab. Eines von ihnen richtete sich hoch auf und streckte die Tatzen aus. Als es aufschrie, ließ seine Stimme die Luft erzittern.
    Er warf sich durch die Tür, versiegelte und verschloß sie mit zitternden Händen. Sie war nicht rational, diese Furcht. Sie war nicht rational. Sie benutzten sie. Es war eine Waffe. Und sie waren jetzt dort, wo sie sein wollten: auf der Station, die Kesrith umkreiste, und in der Nähe der Mri. Er hatte alles getan, was sie wollten. Er würde es wieder tun, weil er sie brauchte, den beruhigenden Einfluß brauchte, den sie auf die Mri haben konnten, die von ihnen Behaglichkeit gewannen, die sich auf sie verließen. Er fing an, über sein Einschätzungsvermögen hinaus Veränderlichkeiten anzunehmen.
    Aber er konnte sie nicht verlassen.
    Die Gedanken schlichen sich in ihn hinein, die panische Furcht und die tief im Magen liegende Gewiß-

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