Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
beschäftigte sich im Geist bereits mit der Frage, was die versiegelte Kuriersendung enthalten mochte, die mit einem Shuttle heraufgekommen war und jetzt in den Händen des scheidenden Kapitäns der FOX lag – in seinem eigenen Besitz, sobald die Befehlsübertragung abgeschlossen war. Duncan akzeptierte die allseitigen Höflichkeiten, das Logbuch wurde ein letztesmal aktiviert, um die Befehlsübertragung aufzuzeichnen; und dann wurden, wie das bei ObTak-Missionen üblich war, die Logbänder herausgenommen und dem scheidenden Kapitän übergeben. Auf Duncans Flug würde kein Logbuch geführt werden.
    Eine weitere, letzte Runde der Zeremonien: er sah zu, wie die Offiziere und die kleine Besatzung das Schiff verließen, bis niemand mehr übriggeblieben war außer der allgegenwärtigen Sicherheitsabteilung an der Luke – vier Männer mit geladenen und tödlichen Waffen.
    Es war still. Duncan ließ sich in das vertraute Polster sinken und schlüsselte das Kommando ein, das das Nur-einmal-Band von Stavros abspielte: unter seinem Sicherheitsverschluß zerstörte es sich beim Abspielen selbst.
    Solche Maßnahmen stellten sicher, daß die Befehlsgeber keine Aufzeichnungen zurückerhielten, die sie verfolgten: so lautete ein stehender Ausdruck während des Krieges, als die ObTaks routinemäßig die Vernichtung aller Aufzeichnungen erwarteten, die sie zum Gegenstand hatten – nicht nur aus Furcht vor dem Feind, sondern, wie sie bitter vermuteten, um die Namen der Männer zu verschweigen, die sie ins Feld schickten, sollte eine Mission scheitern: Befehlshaber, die verloren, verloren auch das Kommando.
    Stavros' Gesicht füllte den Schirm aus.
    »Meine Entschuldigung«, sagte er ruhig, »für das, was ich fragen werde. Ich mache meinen Vorschlag; und nachdem Sie ihn gehört haben, können Sie – wenn Sie wollen – das Kommando der FOX wieder abgeben und zeitweilige Zuweisung auf die Station akzeptieren, bis sich die hiesige Situation stabilisiert hat.
    Inzwischen haben Sie das Kommando über die FOX. Sie sind ermächtigt, die Mri zusammen mit all ihren Besitztümern und dem Artefakt an Bord zu nehmen. Die Sonde wird entsprechend Ihren Anforderungen ausgerüstet werden. In Ihrem Navigationsspeicher gibt es ein Band mit dem Code Null Eins. Es stammt von dem Artefakt. Nehmen Sie einen Kurs nach draußen, der am weitesten von den anfliegenden Regul entfernt liegt, und bewahren Sie Geheimhaltung soweit wie möglich. Sie müssen dem Band bis zu seinem Ziel folgen. Es gibt keine Wahl mehr, sobald es einmal aktiviert worden ist; das System wird hermetisch sein. Sammeln Sie alle Daten, die Sie über die Mri kriegen können, sowohl militärische wie auch persönliche. Das ist der Inhalt Ihrer Mission. Verhandeln Sie mit ihnen, wenn möglich. Wir sind uns immer mehr dessen sicher, daß es in unserem Interesse liegt, dieses Band zu verstehen. Für dieses Interesse sind wir bereit, ein beträchtliches Risiko einzugehen. Sie werden Daten sammeln und das Abkommen mit den Mri treffen, das möglich ist.
    Wenn Sie sich jetzt entschlossen haben, davon Abstand zu nehmen, warten Sie bis zum Ende dieses Bandes und treten Sie mit der SABER in Verbindung. Wenn Sie sich andererseits entschlossen haben, weiterzumachen, dann machen Sie so schnell, wie Sie nur können!
    In jedem Fall werden Sie nichts vom Inhalt dieser aufgezeichneten Nachricht weitergeben. Bei der Anfertigung von Aufzeichnungen während Ihres Fluges werden Sie äußerte Vorsicht walten lassen. Wir wollen nicht, daß zufällig etwas mit Ihnen zurückkommt. Sie verfügen über eine scharfgemachte Selbstzerstö- rung, und Sie werden unter der Priorität operieren, nicht gefangengenommen zu werden. Wenn Sie nach Ihrem besten Urteilsvermögen in eine Situation geraten sind, in der Ihr Schiff in feindliche Hände gerät, zerstören Sie es! Das ist ein Befehl. Welche Wahl Sie auch treffen, ob Sie diese Mission annehmen oder ablehnen, ist eine freie Entscheidung. Sie können ohne Nachteil für sich ablehnen.«
    Das Band lief aus. Duncan saß immer noch da und starrte auf den grauen Bildschirm, wußte, daß er ablehnen wollte, zurück nach Kesrith gehen wollte, seinen Frieden mit den Vorgesetzten machen – ein sicheres Leben in den Hügeln von Kesrith finden wollte.
    Er wußte nicht, welche Verrücktheit ihn daran hinderte. Vielleicht etwas so Selbstsüchtiges und Sinnloses wie Stolz, vielleicht, weil er sich für danach keinen Nutzen für sich vorstellen konnte, ausgenommen möglicherweise,

Weitere Kostenlose Bücher