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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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seinem Rücken sagen. Daß er sogar hier als eine Kuriosität galt, noch stärker fehl am Platz als schon immer unter Regulären, das beendete jeden Anstoß, den er verspürte, sich zu diesen Menschen zu gesellen. Er war sich der Maske aus gebräunter Haut bewußt, des sichtbaren Zeichens eines Kel'en-Schleiers, getragen in Arains brennendem Licht. Er empfand sein Gesicht als seltsam nackt unter ihren Blicken, spürte, wie sie ihn anstarrten, den Mann, der mit den Feinden der Menschheit gelebt und für sie gesprochen hatte.
    Am ersten Abend, der für die FLOWER-Besatzung frei war, ging er in die Messe der Station – und entdeckte Galey, dessen Gesicht sich bei seinem Anblick durch ein breites und freundliches Grinsen öffnete; aber Galey, von der SABER, war mit einigen der Offiziere von der SABER, seinen Freunden, beisammen, und Duncan fand keinen Platz bei ihnen – der eigentümliche Rang eines ObTak war nicht gerade günstig für den Umgang mit Offizieren der regulären Streitkräfte. Er aß allein an der automatisierten Bar und ging allein zur FLOWER zurück.
    Er hatte seine Tour durch die Station gemacht. Das war genug. Er hatte kein Interesse daran, auch nur die Merkwürdigkeiten der Regul-Architektur herauszusuchen, an denen sich die Männer von den Kriegsschiffen in ihren Freistunden zu erfreuen schienen.
    Er trat in die Schleuse der FLOWER, in die Vertrautheit, unter Männer, die er kannte, und stieß einen Seufzer der Erleichterung hervor.
    »Anschauen gelohnt, Sir?« fragte ihn der diensthabende Offizier neidisch: seine Freiheit war verschoben worden. Duncan zuckte die Achseln und brachte ein Lächeln zustande; seine Stimmung war es nicht wert, an den Regulären der FLOWER ausgelassen zu werden. »Ein wenig wie das Nom«, antwortete er. »Eine Kuriosität. Sehr regulhaft.«
    Und er erhielt aus der Hand des Mannes einen Umschlag mit einer Nachricht – von der Art, die häufig über diesen Schreibtisch hinwegging.
    Er ging zurück zu dem Deck, auf dem sich sein Quartier befand, und öffnete den Umschlag im Gehen.
    Es war Boaz' Handschrift. Muß Sie dringend spre chen. Lab Nr. 2.B.
    Duncan zerknüllte den Zettel mit der Hand und stopfte ihn in die Tasche, verlängerte seine Schritte: das Mri-Programm und eine Dringlichkeit; wenn Rennen ihn spürbar früher dorthin gebracht hätte, dann wäre er gerannt.
    Labor Nummer Zwei enthielt Boaz' Büro. Sie war da, saß an ihrem Schreibtisch, umgeben von Papier und einem Instrumentenwirrwarr. Sie blickte auf, als er eintrat. Sie war aufgebracht, die blauen Augen wütend auf die Welt gerichtet. Ihr Mund zitterte.
    »Setzen Sie sich!« sagte sie, und bevor er es tun konnte: »Truppen von der SABER sind herübergekommen; sie haben die Mri geschnappt, das Artefakt, die persönlichen Dinge der Mri, alles.«
    Er sank auf den angebotenen Stuhl. »Sind sie in Ordnung?«
    »Ich weiß es nicht. Ja. Ja – sie waren in Ordnung. Sie sind für die Überführung in Automeds gelegt worden. Wenn sie sie einfach drinlassen, werden sie es für eine Weile gut genug machen. Stavros' Befehle. Stavros' Befehle, haben sie gesagt.« Sie hob einen verschlossenen Zylinder hoch, der mitten auf dem unordentlichen Schreibtisch stand und reichte ihn ihm mit einem Blick, der Böses ahnen ließ. »Für Sie. Das haben sie hiergelassen.«
    Er nahm die Röhre entgegen, brach das Siegel, zog das darin befindliche Papier heraus und las die Nachricht für sich. Besprochene Voraussetzungen eingetroffen. Besprochene Eventualität eingetreten. Bewahren Sie Ge duld und Verschwiegenheit. Halten Sie sich bereit. Nach richt vernichten. Stavros.
    Regul-Sorgen: ankommendes Schiff. Die Mri gingen fort, weg von der Station, und er mit ihnen, rasch genug. Er blickte Boaz traurig an, rollte die Nachricht in der Hand zusammen, steckte sie in die Tasche. Er würde sie später vernichten.
    »Nun?« fragte Boaz, die sicherlich wußte, daß sie das nicht fragen sollte; er schwieg. Sie wandte die Augen ab, schürzte die Lippen und drückte die Finger unter das rundliche Kinn. »Ich gehöre zur Besatzung eines Schiffes«, sagte sie, »das – unglücklicherweise – bis zu einem gewissen Grad unter der Kontrolle der Regierung steht, wenn es darum geht, uns vom Planeten zu schicken oder zu beschlagnahmen, was erklärten Feinden gehört. Zur Zeit und in dieser Hinsicht ist diese Kontrolle absolut. Ich persönlich stehe nicht unter Stavros' Befehl, und auch Luiz nicht. Ich sollte das nicht offen sagen: aber ich werde Ihnen

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