Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
körperliche Schwäche zweifellos seinen Unmut nährte und dessen Ungewißheit über seine Lage insgesamt seine Haltung verhärtete.
    Die Dusei verlangten wirklich nach Pflege; und nach angemessener Verzögerung ging Duncan zu ihnen und kümmerte sich um ihre Bedürfnisse; belohnt durch ihren Behaglichkeitsimpuls schämte er sich dafür, daß er sie trotzdem mißachtet hatte – und er floh davor, denn viel davon konnte er nicht ertragen.
    Es war nicht das letztemal, daß seine Absichten mit denen Niuns ins Gehege kamen. Der Mri stellte Fragen und bestand darauf, daß er die Mri-Sprachen beherrschen sollte – mit Unterstreichung durch Gesten verstand er einige Wörter –, und manchmal gab Niun vor, ihn nicht zu verstehen, bis er einen Mri Ausdruck gebrauchte, obwohl der Mri die Menschensprache fließend beherrschte. Dann nicht , war er oft versucht zu sagen und verzichtete doch darauf, denn er konnte sich später immer noch streiten, und die Dusei, die sich herumtrieben, wurden unangenehm und aufgebracht und trugen damit zur Situation bei. Letztlich setzte Niun seinen Kopf durch.
    Es ergab Sinn, dachte Duncan später auf seinem Bett, während der Mri den Boden bevorzugte. Niun kämpfte um die Bewahrung dessen, was sein war, eines Weges und einer Sprache, die fast vollständig untergegangen waren. Es war ein stiller Kampf, der gegen ihn geführt wurde, der ihnen am meisten geholfen hatte und sie jetzt am stärksten bedrohte. Das war etwas, gegen das Gewehre und Geschick nichts nützten und das trotzdem um Leben und Tod ging. Deshalb waren sie überhaupt hier, deshalb waren sie nicht in der Lage gewesen, unter Menschen zu leben – weshalb er sich mit Stavros auseinandergesetzt hatte, um sie zu befreien. Sie konnten keine Kompromisse schließen. Was ihnen fremd war, konnten sie nicht ertragen. Ein Mensch konnte das; ein Mensch konnte sich anpassen, gewandt wie ein Jo, das wie Sand oder Stein aussah und wartete. Darüber dachte er nach und über den schlafenden Mri, der mit dem Kopf gegen sein Dus gelehnt lag, unverschleiert, wie er es gegenüber einem Feind nicht sein würde.
    Nach Jo-Art konnte sich ein Mensch immer wieder ändern. Die Mri würden stur sterben, und deshalb war es unumgänglich, daß Niun sich durchsetzte.
    Am Morgen ging Duncan seiner Routine nach, hielt sich mit Einwänden gegen Niun völlig zurück und ging sogar soweit, zu fragen, was er tun sollte.
    Niuns bersteinfarbene Augen schweiften durch die Kabine; seine langgliedrige Hand machte eine umfassende Geste. »E'nai« , sagte er, »i!« – Beseitige alles! Duncan starrte ihn an, holte tief Atem und dachte nach.
    Das Schiff wurde kalt, während die Tage verstrichen, die Luft nahm allmählich Kesriths trockene Kälte an. Duncan war froh über die Wärme der Mri Gewänder, die er jetzt ausschließlich trug. Er lernte den Umgang mit dem Schleier; er lernte Wörter und Höflichkeiten und Gesten und legte sein früheres Verhalten ab.
    Niun spürte sicherlich, wieweit Duncan gedrängt wurde, die Frustration, die manchmal in ihm aufwallte, und er wandte das Gesicht ab und brachte den Schleier wieder an, sobald die Dinge zu eine Sackgasse gerieten. Dann gab es für eine Weile Schweigen und schließlich wieder Worte. Niun nannte die Dinge, die ihm nicht paßten, bei Namen: Bequemlichkeit und Möbel aller Art. Duncan nahm es hin und gab die persönlichen Gegenstände her, die ihm noch verblieben waren, denn seine Bindung an sie schien an diesem Ort fern zu sein angesichts des vor ihm liegenden Elends; und was eine Beschädigung des Schiffes anging, so schien derartiges eine unzureichende Rache an denen zu sein, die ihn hierhergeschickt hatten. Er arbeitete, zuerst verwirrt über das, was Niun wollte, dann mit grimmigen Vergnügen. Er beraubte alle zugänglichen Kabinen ihrer Möblierung, nahm die Möbelstücke auseinander und lagerte die Teile, die aus nützlichen Metallen und Materialien bestanden, und warf den Rest in den Beseitigungsschacht.
    Den Möbelteilen folgten alle Geräte, die der Mri für überflüssig hielt, medizinische und andere, ebenso alle gelagerten Güter, die als Luxus angesehen wurden.
    Es war Wahnsinn. Duncan verlor sich darin, fing in seiner Frustration an, Sachen herauszusuchen und wegzuwerfen, zerstörte aus Freude am Zerstören, verwandelte das Schiff in eine leere Hülle, in der er sich nicht an Stavros oder die Menschheit oder irgend etwas anderes erinnern mußte, das er für diesen Flug aufgegeben hatte. Der Verlust von

Weitere Kostenlose Bücher