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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Duncans Zorn, der die Dusei bestürzt hatte und eine drohende Haltung einnehmen ließ.
    »Diese Dinge sind überflüssig«, sagte er zu Duncan.
    Dieser hatte versucht, sich als Mri zu kleiden: mit den Stiefeln und dem E'esin war er zurechtgekommen, mit dem inneren Gewand. Aber das Siga , das äußere, trug er lose, und den Schleier hielt er in der Hand – ihn anzubringen, hatte er noch nie leicht gefunden. Mit nacktem Gesicht zeigte er seine Angst, eine Verzweiflung, die verwundete.
    »Du hast mich getötet«, sagte er mit dünner Stimme, und Niun spürte den Stich davon – in diesem Moment nicht von der Rechtschaffenheit seines Tuns überzeugt. Er vertraute darauf, daß der Mensch ihn nicht herausfordern würde, es nicht konnte. Die Dusei stöhnten und drängten sich in die Ecke. Unter ihrem Gewicht fiel ein Behälter krachend von einem Tisch.
    »Wenn diese Medikamente dein Leben bedeuten«, sagte Niun, »dann kannst du nicht mit uns überleben. Aber du wirst überleben. Wir brauchen solche Dinge nicht, auch du nicht.«
    Duncan verfluchte ihn. Niun versteifte sich, widerstand strikt solcher Tsi'mri-Wut und lehnte es ab, sich provozieren zu lassen.
    »Sieh ein«, sagte Niun, »daß du zugestimmt hast! Dies ist ein Mri-Schiff, Kel Duncan. Du wirst lernen, ein Mri zu sein, wie es ein Kind des Kath lernt. Ich weiß keinen anderen Weg, als dich zu lehren, wie ich gelehrt wurde. Wenn du das nicht willst, werde ich gegen dich kämpfen. Aber begreife, wie es alle Mri tun, die dem Kel beitreten, daß das Kel-Gesetz vom Ältesten über den Geringeren zum Letzten arbeitet. Du wirst verwundet werden, bevor du fertig bist; so ist es einst auch mir geschehen. Und wenn du es in dir hast, ein Kel'en zu sein, wirst du überleben. Das ist, was meine Meister im Kel mir einst sagten, als ich das Alter erreichte, um dem Kel beizutreten. Ich habe gesehen, wie zwölf von meinem Kel nicht überlebten, niemals die Seta'al erhielten, die Narben der Kaste. Es ist möglich, daß du nicht überlebst. Es ist möglich, daß du nicht werden kannst, was ich bin. Aber wenn ich davon überzeugt wäre, daß du es nicht kannst, dann hätte ich nicht getan, was ich getan habe.«
    Der Mensch beruhigte sich. Die Dusei schnauften laut und wiegten sich, immer noch unruhig. Aber Duncans Gesicht nahm einen ruhigen, unbesorgten Ausdruck an, das mehr dem Mann entsprach, den sie kannten.
    »In Ordnung«, sagte er. »Aber, Niun, ich brauche diese Medikamente. Ich brauche sie.«
    Furcht. Niun spürte sie immer noch im Raum.
    Und er machte sich Sorgen, nachdem Duncan gegangen war, ob er wirklich einen Mord begangen hatte. Er hatte als Mri gedacht und vergessen, daß fremdes Fleisch vielleicht wirklich nicht zu dem in der Lage war, was Mri möglich fanden.
    Und war es dann falsch, daß Fremde brauchten, was das Mri-Gesetz verbot?
    Das war kein Kel-Gedanke, und für seine Kaste war es nicht richtig, ihn zu denken oder Fragen zu stellen. Er wagte es nicht einmal, es im geheimen Melein zu überbringen, wußte, daß dieser Gedanke zu hoch für ihn war und respektlos gegenüber einer jungen und weniger als sicheren She'pan, selbst von ihrem Kel'anth, dem Ältesten des Kel – soweit sie eines hatte.
    Er hoffte verzweifelt, Duncan nicht getötet zu haben.
    Und mit diesem Gedanken erkannte er deutlich, daß er Duncan am Leben haben wollte, nicht allein der Richtigkeit wegen, sondern weil nur zwei eine verlassene Art von Haus darstellten und weil die Stille in der Halle des Kel sehr tief und sehr lang werden konnte.
    Er rief die Dusei zu sich, besänftigte sie mit seinen Händen und seiner Stimme und ging, um herauszufinden, wohin Duncan gegangen war.

11
    Vier Tage.
    Duncan erinnerte sich nur undeutlich an sie, ein mühseliges, unvernünftiges Durcheinander. Er arbeitete, um die Stunden auszufüllen, erschöpfte sich mit Bedacht, um sich nachts ohne langes Nachdenken in einen traumlosen Schlaf werfen zu können. Niun tat nichts anderes, als sich üben, still und häufig. Ich bin kein Lastenträger , hatte der Mri steif beharrt, als Duncan vorschlug, er könne sich sehr wohl üben, indem er ihm half; und daraufhin vervollständigte der Mri den Affront, indem er ihn daran erinnerte, daß die Dusei gepflegt werden wollten.
    Ich auch nicht , hatte Duncan zurückgegeben und die Flüche unterdrückt, die sich in seinem Mund formten. Die Mri waren unduldsam, töteten oder starben aus geringfügigen Ursachen, und es war später noch Zeit, vernünftig mit Niun zu reden, dessen

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