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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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nicht: Würde es dir gefallen . Duncan runzelte die Stirn, überlegte, ob er sich beleidigt fühlen sollte. Aber daß die grimmigen Mri eine Unterhaltung hatten, das erweckte sein Interesse, versprach Kameradschaft und eine Möglichkeit, mit dem Kel'en zu reden, wie er seit der Wü- ste mit ihm nicht mehr hatte sprechen können.
    Und es versprach etwas, um das Schweigen zu füllen.
    Er regte sich auf seinem Lager, nahm vorsichtig dieselbe Haltung ein wie Niun, mit gekreuzten Beinen, die Hände auf den Knien. Niun zeigte ihm den Griff, mit dem er das Ende der Stange in der rechten Hand hielt.
    »Du mußt sie fangen«, sagte er und wirbelte sie ihm zu. Duncan packte sie überrascht mit der Faust, nicht mit den Fingern, und das Ende stach ihm in die Handfläche.
    Die zweite folgte aus Niuns linker Hand. Duncan packte sie und ließ sie fallen. Niun hob die beiden leeren Hände.
    »Beide auf einmal!« sagte er.
    Es war schwierig. Es war über alle Maßen schwierig. Duncans arbeitswunde Hände waren nicht so schnell wie Niuns schlanke Finger, die niemals danebengriffen, die die ungeschicktesten Würfe mitten aus der Luft holten und sie stets im selben Winkel und mit derselben Geschwindigkeit zurückgaben – einzeln, bis Duncan den schwierigen Auffanggriff beherrschte, dann beide gleichzeitig.
    »Wir nennen es Shon'ai «, sagte Niun. » Shonau ist vorübergehen ; in deiner Sprache also das Spiel des Wandels. Es besingt das Volk. Jede Kaste spielt es auf ihre eigene Art.« Er sprach, und die Stangen flogen behutsam zwischen ihnen hin und her. Duncans Finger gewannen an Sicherheit. »Es gibt drei Kasten das Volkes: Kath und Kel und Sen . Wir gehören zum Kel, wir mit den schwarzen Gewändern, wir Kämpfenden; die Angehörigen des Sen tragen die gelben Gewänder, sind die Gelehrten; und das weiße Gewand trägt die She'pan. Das Kath ist die Kaste der Frauen, die weder Kel noch Sen angehören, der Blaugewandeten, und der Kinder; diese gehören zum Kath, bis sie einer Kaste beitreten.«
    Duncan griff daneben. Die Stange traf sein Knie und klapperte zu Boden. Er rieb sich das Knie und machte weiter, im Wechsel mit Niun vor und zurück, vor und zurück. Es war schwer, zuzuhören und sich gleichzeitig auf die Stangen zu konzentrieren. Leichtsinnigerweise versuchte er zu antworten.
    »Die Männer«, sagte er, »die weder Kel noch Sen sind. Was ist mit ihnen?«
    Der Rhythmus hatte keinen Bruch. »Sie sterben«, sagte Niun. »Die nicht für das Sen geeignet sind, die nicht für das Kel geeignet sind, die kein Herz haben, sie sterben. Manche sterben beim Spiel. Wir spielen, wie das Sen spielt, mit Stangen. Das Kel spielt mit Waffen.« Die Würfe wurden heftiger und schneller. »Es ist einfach bei zwei Spielern. Mit dreien schwieriger. Bei großen Kreisen wird es am schwersten. Ich habe in einem Zehnerkreis gespielt. Wenn der Kreis viel größer wird, wird es wieder eine Sache von Unfällen und des Zufalls.«
    Die Stangen kamen diesmal heftig. Duncans Hände fuhren hoch, um sie zu fangen, lenkten eine ab, die sein Gesicht verletzt hätte, ohne sie fangen zu können. Sie fiel zu Boden. Die andere hatte er gepackt. Der Rhythmus war unterbrochen.
    »Du bist schwach mit der linken Hand«, meint Niun. »Aber du hast das Herz. Gut. Du wirst die Geschicklichkeit entwickeln, bevor ich anfange, dir die Yin'ein zu zeigen, die alten Waffen. Die Zahen'ein , die modernen Waffen, kennst du so gut wie ich. In der Beziehung habe ich dir nichts zu zeigen. Mit den Yin'ein fängt man im Shon'ai an. Wirf!«
    Duncan warf. Niun hielt die Hand hoch und fing die ihm getrennt zugeworfenen Stangen leicht auf – mit einer Hand holte er sie mühelos aus der Luft. Duncan blinzelte, bestürzt über die Geschicklichkeit des Mri, und maß seine eigene daran.
    »Es ist Zeit zum Ausruhen«, meinte Niun dann. »Ich möchte nicht sehen, wie du danebenfaßt.« Er steckte die Stangen in seinen Gürtel. »Es ist Zeit«, sagte er, »daß wir anfangen, miteinander zu reden. Mir ist befohlen worden, sie zu vergessen, und das gilt auch für dich. Du kennst einige Worte der Mu'ara, der gemeinsamen Sprache. Und selbst die mußt du vergessen und bei der Hal'ari bleiben, der Hohen Sprache. Es ist das Gesetz der Dunkelheiten, daß alles aus dem Dazwischen wächst, muß sterben. Also laß dich nicht verwirren. Manchmal gibt es zwei Worte für eine Sache, eines Mu'ara, eines Hal'ari, und du mußt sogar ein Mri-Wort vergessen.«
    »Niun«, protestierte Duncan und hob Einhalt gebietend

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