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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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ihnen gekämpft. Und habt sie vergessen. Ihr habt jedes Zimmer hinter euch geschlossen und dem Kel verboten, sich zu erinnern. Aber was ist aus all euren früheren Auftraggebern geworden, She'pan? Warum gab es nirgendwo Leben, wo du vorbeigeflogen bist?«
    Niun blickte auf die Schirme, die tote Öde, die sie zeigten, auf Instrumente, die er nicht ablesen konnte – und blickte zu Melein, wollte hören, wie sie diese Dinge leugnete.
    »Geh!« sagte sie. »Niun, bring ihn zurück in die Kel-Halle!«
    Duncan stieß sich von der Schalttafel ab, ließ den Blick von ihr zu Niun schweifen; in diesem Moment zögerte Niun, und Duncan drehte sich auf den Fersen um und ging hinaus, schritt in Richtung der Kel-Halle rasch den Korridor hinab.
    Niun starrte Melein an. Ihre Haut war bleich, die Augen geweitet. Nie zuvor hatte sie einen so ängstlichen Eindruck gemacht, nicht einmal, als sie von Regul und Menschen umzingelt worden waren.
    »She'pan?« fragte er und hoffte immer noch.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. Und sie weinte, denn dies war ein Zugeständnis, das eine She'pan nicht machen konnte. Sie sank auf die Kante eines Sessels und wollte Niun nicht anblicken.
    Er blieb, traute sich schließlich, sie an den Armen zu nehmen und von hier wegzuführen, zurück in ihre eigene Halle, wo man das Vibrieren der Maschinen nicht so anklagend spürte. Er drückte sie auf ihren Stuhl und kniete neben ihr nieder, glättete ihre goldene Mähne, wie er es getan hatte, als sie beide noch Kath'dai'ein gewesen waren, und mit seinem eigenen schwarzen Schleier versuchte er, ihre Tränen zu trocknen und sah, wie ihr Gesicht wieder ruhig wurde.
    Er wußte, daß sie verloren war, daß der Umgang mit den Maschinen über ihre Fähigkeiten ging – und sie wußte, daß er das wußte. Er aber hockte vor ihren Knien und hielt ihre Hände und sah mit klaren Augen zu ihr auf, bot sich ihr von Herzen an.
    »Ruh dich aus«, drängte er sie, »ruh dich aus! Selbst dein Mitleid war rechtgeleitet. Stimmt es nicht, daß selbst die She'panai nicht immer wissen, wann die Sicht sie bewegt? Das habe ich zumindest gehört. Du hast Duncan behalten, und das war richtig. Und habe Geduld mit ihm, um meinetwillen habe Geduld mit ihm. Ich werde mit ihm zurechtkommen.«
    »Er sieht, was klar ersichtlich ist, Niun, ich weiß nicht, was wir getan haben.«
    Er dachte an die toten Welten und stieß den Gedanken wieder von sich. » Wir haben nichts getan. Wir haben nichts getan.«
    »Wir sind Erben des Volkes.«
    »Wir wissen nicht, ob seine Vermutungen stimmen.«
    »Niun, Niun, er weiß es. Bist du so langsam im Begreifen dessen, was wir entlang dem Weg des Volkes gesehen haben? Kann es sein, daß so viele Welten an sich selbst gescheitert sind, nachdem wir vorbeigekommen sind?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er verzweifelt. »Ich bin nur Kel'en, Melein.«
    Sie berührte sein Gesicht, und er spürte den Trost, den sie beabsichtigte, die Entschuldigung für ihre Worte, und eine Zeitlang sprachen sie nicht. Vor langer Zeit – es schien lange her zu sein und unmöglich weit weg – hatte er neben einer anderen She'pan gesessen, Intel vom Edun Kesrithun, den Kopf an ihrer Stuhllehne, und sie war in ihren Drogenträumen zufrieden damit gewesen, ihn zu berühren und zu wissen, daß er da war. So tat er es auch jetzt bei Melein. Ihre Hand streichelte rastlos seine Mähne, während sie nachdachte; und er saß still, konnte nicht daran teilhaben, konnte sich nicht vorstellen, wohin ihre Gedanken liefen – nur daß sie in der Dunkelheit wandelten und in Dingen der Pana.
    Schließlich hörte er ihren Atem zwischen den Zähnen zittern und hörte selbst auf zu atmen, fürchtete ihre Stimmung.
    »Intels Hand«, sagte sie dann, »liegt immer noch auf uns. Der Kel'en der She'pan: sie hat dich so lange bei sich behalten – ich wundere mich, daß du nicht verrückt wurdest – und dich mir übertragen – damit ihre erwählte Nachfolgerin nicht nur das Edun Kesrithun übernahm, sondern das ganze Volk regierte. Damit Intels Entscheidung überlebt. Um zu ihrem Ziel zu gelangen, wäre sie durch das Blut von jedem gewatet, der sich ihr entgegenstellt hätte. Sie war die She'pan. Alt – aber das Alter hat sie nicht geheiligt, hat sie nicht von ihren Absichten geläutert oder gefällig gemacht. Götter, Niun, sie war hart!«
    Er konnte nicht antworten. Er erinnerte sich an die narbige Mutter von Kesrith mit den freundlichen Augen, deren Hände zärtlich und deren Verstand meistens von Drogen

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